22.04.2015 · Aktuelles / Berlin

Konferenz "Bilder bilden" in Berlin

Sreenshot vom Mathe-Song-Video Dorfuchs

Mit einem spektakulärem Blick auf Reichstag und Brandenburger Tor fand heute die Konferenz „Bilder bilden“ als Kooperation dreier Stiftungen im Rahmen der Berliner Stiftungswoche statt. Welche Bildungspotentiale in der heutigen, vor allem digitalen und bewegten Bilderwelt stecken, dafür interessierten sich zahlreiche Medienpädagogen, Kunstlehrer und -lehrerinnen, Stiftungsvertreter, Wissenschaftlerinnen und Bildungsplaner.

Spielen mit Information

Das Phänomen von Bilderfluten begleitet uns schon jahrhundertelang. Prof. Wolfgang Reißmann aus Siegen erinnerte daran mit dem Hinweis auf religiöse Bildmotive oder das Aufkommen der Fotografie. Für die menschliche Wahrnehmung sei es egal, ob ein Bild digital oder analaog entstanden ist. Heute wären Bilder nur formbarer, veränder-  und reproduzierbare. Prof. Thomas Hensel aus Pforzheim beschrieb die Videoplattform You Tube als eine digitale Wunderkammer und zog den Vergleich zu den überbordenden Sammlungsräumen des 17. Jahrhunderts , deren kreative Unordnung einen assoziativen, spielerischen Zugang fördern. Wie sehr sich Kinder und Jugendliche diesen Raum  schon angeeignet haben, zeigte der Beitrag von Prof. Karsten Wolf aus Bremen zu Erklärvideos und Tutorials. Sie werden nicht nur von Lernenden in großer Zahl genutzt, sondern auch bereits von Grundschülern selbst gedreht. Das Selbermachen, so Wolf, hätte immer das größte Bildungspotential und oft erreichten die Videos der jungen Youtuber gerade die, die bei der klassischen Lernvermittlung abschalten.

"Schulen, habt Mut! Das mit dem Internet geht nicht weg, das wird immer mehr."

Auch wenn viele Youtube-Stars ihre Videos inzwischen hochprofessionell produzieren (siehe  unterhaltsamen Beispiele wie dorfuchs oder Super Awesome Sylvia), gibt es doch immer noch die Möglichkeit, mit wenig Aufwand viel zu erreichen. Daniel Seitz von mediale-pfade.de empfahl Lehrern sich nicht von unzureichender Ausstattung an den Schulen abhalten zu lassen, sondern mit dem anzufangen, was da ist. Z.B. der Bildkompetenz de r Schüler und Schülerinnen, ihren Themen und ihren Smartphones, die ja meist alle eine Videofunktion besitzen. „Wenn damit die Jugendlichen dann am Ende ihr Produkt von A-Z selbst gemacht haben, ist viel mehr erreicht, als wenn der Medienpädagoge zum Schluss dasitzt und das Material allein zusammenschneidet.“ Das Praxisbeispiel der Lina-Morgenstern-Schule, die mit ihrem Lina-TV ein Stück Schulkultur verändert hat, ging in eine ähnliche Richtung. Was als kleines Projekt und begleitet von einer Kulturagentin begann, wird nun von verschiedenen AGs, Fächern sowie von Lehrern wie Schülern bespielt und wöchentlich als 15-Minuten-Loop ins Schulfoyer projiziert.

Junges Engagement für Flüchtlinge - mit bewegten und bewegenden Bildern

Die Filmemacher von Creative Bros sind noch Schüler bzw in der Ausbildung. Filmen ist ihre Leidenschaft. Bei einem Jugendfilmprojekt in Bremen haben sie sich getroffen, eine Mikroförderung von Think Big half,  die Filmidee umzusetzen. Gemeinsam mit Tarek Chalabi, der vor sieben Monaten als syrischer Flüchtling allein nach Deutschland kam,  stellten Paulo Mazurkiewicz und Finn-Halvar Peters nun ihr eindrucksvolles Video vor. Es erzählt die Geschichte von Tareks Flucht. Ihr Film schafft es, die große Flüchtlingszahl in das Bild eines Jungen zu verwandeln, dessen Schicksal die Zuschauer im Saal stark berührt. Was die jungen Bremer gelernt haben, kann man deutlich sehen. Eine Menge über das Filmemachen und die Macht der Bilder, viel über die Situation von Flüchtlingen in Deutschland und Selbstvertrauen, schon die nächsten Projekte zu planen.

Auf die Frage übrigens, ob man zukünftig nicht einfach Lehrer einsparen und statt dessen Online-Tutorials einsetzen könne, war die Antwort von Prof. Wolf ein vehementes Nein. „Das funktioniert höchstens bei Schülern, denen Sie auch zwei Bücher in die Klassen werfen können  mit der Aufforderung, die in den nächsten zwei Wochen durchzuarbeiten. Und das sind die wenigsten.“

 

Die Konferenz „Bilder bilden - wie Jugendliche durch Bilder lernen“ fand als Kooperation der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, der Stiftung Brandenburger Tor sowie der Schering Stiftung im Rahmen der Berliner Stiftungswoche 2015 statt.

 


Ob man nach dem Sehen des Videos weiß, was Vektoren sind? Der junge Mann aus Radebeul jedenfalls hat´s verstanden, spätestens, nachdem er diesen Film gemacht hat.