28.01.2019 · Aktuelles / Nordrhein-Westfalen

"Jetzt gilt es, gemeinsam loszugehen"

Ein weißer Roboter

© dkjs/A. Barth

Zwischen den Vorträgen gab es für die Teilnehmenden Zeit, einem Roboter die Hand zu schütteln.

Am 25. Januar 2019 diskutierten im Kölner Stuntwerk auf Einladung der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung Vertreterinnen und Vertreter aus Bildung, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft über die Chancen und Herausforderungen unserer zukünftigen Gesellschaft und die Rolle von Bildung. Was braucht ein Mensch, der 2019 geboren wird, um in 25 Jahren, also im Jahr 2044 gut leben zu können? Wie muss sich die Bildungslandschaft in Nordrhein-Westfalen verändern? Und was können wir bereits heute gemeinsam dafür tun?

Die Impulse der eingeladenen Rednerinnen und Redner stimmten die Anwesenden Bildungsmacher darauf ein, in welchen Bereichen in den nächsten Jahrzehnten umwälzende Veränderungen sehr wahrscheinlich sind:

So fragte zum Beispiel Professor Dr. habil. Christoph Igel, Wissenschaftlicher Direktor des Educational Technology Lab des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI): „Der Mensch hat sich nicht immer über Arbeit definiert – müssen wir nicht wieder mehr über Müßiggang nachdenken und unser Bild davon, was lebenswert ist?“ Tatsächlich wird sich Arbeit ändern, so der Vorsitzender der Expertengruppe „Intelligente Bildungsnetze“ des Nationalen IT-Gipfels der Bundesregierung: „Bildung wird nicht mehr von Arbeit zu trennen sein. Informelle und Non-formale Bildung sind zukünftig sehr wichtig.“

Prof. Dr. Birgit Spiess vom THINKTIME learning solutions in Hamburg lenkte den Fokus daher wieder auf den Menschen. Das „menschliche Subjekt“ solle wieder ins Zentrum einer gesellschaftlichen Bildungsvorstellung gerückt werden, forderte sie: „Bildung ist das reflektierte Verhältnis zu sich, zu anderen und zur Welt.“ Dies bedeute, so die Diplom-Ingenieurin, dass emotionales und soziales Lernen an Bedeutung gewinnen müsse. Zur Zeit herrsche dagegen das kognitiven Lernen vor. „Wir müssen Kindern wie Erwachsenen die Lust am Lernen lassen.“

Houda Merghad, Yasser Warak und Ioannis Bezertzis vom Verein InteGREATer e.V. vertraten die Ansicht, dass ein selbstbestimmtes, gutes Leben in Zukunft stark von der gesellschaftlichen Integration von benachteiligten Gruppen abhänge.

Und Detlef Steppuhn, Leiter des Bereiches „Neue Medien und Technologien“ am Erich Gutenberg Berufskolleg, schaute auf den praktischen Nutzen einer technologischen Entwicklung: „Die Digitalisierung hilft, um über die wirklich wichtigen Dinge nachzudenken.“ Neue Technologien wie Virtual Reality, KI-Netzwerke und Robotik in der SmartSchool von morgen, machen die Lehrkräfte zu wichtigen Lernbegleitern und Lernbegleiterinnen, die viel mehr individuell fördern können.

Mutig vorangehen, statt von Ungewissheit gelähmt werden

In der anschließenden Diskussion zeigte sich, dass die Frage nach der Zukunft der Bildung auf reges Interesse bei den Teilnehmern und Teilnehmerinnen der Veranstaltung stieß. Fragezeichen darüber, wie eine Vision von guter Bildung in NRW aussieht, sollten nicht lähmen, sondern Akteure und Akteurinnen der Bildungslandschaft NRW vielmehr aktivieren. Investitionen in Bereiche wie die Lehrkräftebildung oder Schulinfrastrukturen, die der digitalen Welt und einem lebenslangen und ortsunabhängigen Lernen nützen, gelte es jetzt gemeinsam anzupacken, so der allgemeine Tenor.

Ariane Rademacher, Leiterin der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung in NRW, zog nach der Veranstaltung ein erstes Fazit: „Die Zukunft genau zu kennen ist unmöglich. Darüber nachzudenken, in welcher Zukunft wir leben wollen ist aber umso wichtiger. Wie wollen wir Bildung gemeinsam gestalten? Wie können wir gemeinsam daran arbeiten, dass unsere Ideen Wirklichkeit werden? Wir freuen uns auf die enge Kooperation mit Politik und Verwaltung, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Heute ist auch klar geworden: Nur wer sich vernetzt, kann sich den multiplen Herausforderungen der Zukunft stellen.“

Die Veranstaltung in Köln ist eine von mehreren regionalen Veranstaltungen im Rahmen der DKJS-Zukunftsinitiative 25next. An verschiedenen Orten in Deutschland fragt die DKJS in diesem Frühjahr: Was muss sich im Bildungssystem ändern, damit Kinder und Jugendliche in Zukunft ein gutes Leben führen können?