17.10.2016 · Aktuelles

Digitale Bildung braucht Kreativität und Gestaltungswillen

© dkjs

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Julia Falck ist Teil des DKJS-Wissensteams zur digitalen Bildung. Anlässlich der European Code Week stellen wir ihr drei Fragen zur Zukunft der digitalen Bildung in Deutschland.

Bereits zum dritten Mal findet gerade die European Code Week statt. Wohin sollte man in diesem Jahr besonders schauen und in welche Richtung entwickelt sich die Diskussion, gerade in Bezug auf Bildung?
Mit 110 Veranstaltungen bundesweit hat sich die Anzahl im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt – die meisten finden in Hamburg und Berlin statt. In Deutschland werden die Aktivitäten vom Design Research Lab der Universität der Künste Berlin unter der Schirmherrschaft der Internetbeauftragten Prof. Dr. Gesche Jost koordiniert. Allen Veranstaltungen ist gemein, dass sie eine aktive, kreative und gestalterische Auseinandersetzung mit digitalen Technologien unterstützen – denn digitale Kompetenzen, die über die reine Nutzung von Tools und Online-Diensten hinausgehen, werden immer wichtiger für eine erfolgreiche gesellschaftliche und berufliche Teilhabe. Und wenn die Mädchen und Jungen im Rahmen der Code Week merken, dass Programmieren, Tüfteln und Gestalten Spaß macht und gar nicht so kompliziert ist, wird ein wichtiger Grundstein für die weitere Beschäftigung mit dem Thema gelegt. Digitale Bildung geht aber über das Coden weit hinaus: Viel mehr wird heute von Bildungsakteuren diskutiert, wie digitale Technologien kollaboratives und individualisiertes Lernen unterstützen und einen echten Mehrwert auch für den Fachunterricht bieten können. So geht es auch bei der Code Week nicht nur ums Programmieren, sondern z.B. auch um Physical Computing im FabLab, um Game Design als Unterrichtsfach und 3-D-Druck im Kunstunterricht.

Wo sind in Deutschland noch blinde Flecken?
Gerade im Bereich der Schulentwicklung hinken wir beim Thema Digitalisierung anderen Ländern noch stark hinterher.  Ich meine damit nicht nur die Nutzung von mehr digitalen Endgeräten im Unterricht, sondern einen grundlegenden Wandel in der Art zu lehren und zu lernen. An Schulen hängt die Implementierung von digitaler Praxis in den Unterricht und Schulalltag noch sehr stark von einzelnen Lehrkräften ab, die eine starke Motivation mit digitalen Themen haben. Oft wird der Mehrwert und Nutzen für den Unterricht noch nicht erkannt – das liegt zum Teil an fehlenden Kompetenzen in dem Bereich, zum Teil aber auch an der schlechten Infrastruktur und Ausstattung an den Schulen. In diesem Jahr passiert auf politischer Ebene einiges, besonders angetrieben durch neue Strategien der Kultusministerkonferenz und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Die nächsten Jahre werden zeigen, wie ein Transfer der Strategien in die Breite der Schulpraxis gelingen kann.

Welche Projekte und Programme führt die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung durch, um Bildung in Zeiten des digitalen Wandels für alle Kinder zu ermöglichen?
Chancen und Herausforderungen digitaler Technologien spielen in vielen Programmen der DKJS als Querschnittsthema eine Rolle – sei es im Rahmen der Projektarbeit bei Hoch vom Sofa oder den Kultur.Forschern!, als Thema eines Fachtags bei Qualität vor Ort in Trier, beim Schulnetzwerk "Lernen im digitalen Alltag" im Rahmen von Ganztägig lernen und so weiter. Außerdem setzen wir einige Programme um, die sich explizit mit dem Thema beschäftigen: Bei Think Big zum Beispiel setzen Jugendliche digitale Technologien in ihren gemeinnützigen Projekten ein, im Schüler-TV-Wettbewerb SchoolsON produzieren Jugendliche eigenständig einen Fernsehbeitrag und um ePartizipation geht es im Programm jugend.beteiligen.jetzt. Wir setzen uns außerdem für Vorhaben ein, in denen die Implementierung digitaler Praxis in Bildungsprozesse, vor allem an der Schule, vorangetrieben wird. Es gibt viel zu tun!