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Zum Mental Health Day´22

© DKJS/A. Lemke

Unsere Expertin für Persönlichkeitsbildung, Annekathrin Schmidt, erläutert im Interview, warum Resilienz, Wellbeing und mentale Gesundheit so wichtig sind, wenn man, wie die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung Bildungserfolg, fördern und verbessern will. 

Weshalb hört man in letzter Zeit so viel von Resilienz und Wellbeing in Verbindung mit guter Bildung für Kinder und Jugendliche?

Annekathrin Schmidt: Wellbeing ist in den letzten Jahren als wichtige Qualitätsdimension von pädagogischem Handeln stärker ins Blickfeld, auch der Bildungsforscher gerückt. Der Begriff umfasst mentale Gesundheit und Wohlbefinden. Denn: Wer sich wohlfühlt, lernt und arbeitet besser, so die Erkenntnis. Das gilt natürlich auch für pädagogische Fachkräfte.

Resilienz ist die psychische Widerstandskraft und Fähigkeit, schwierige Situationen ohne Schaden zu überstehen. Früher war der Begriff vor allem denen geläufig, die für Jugendliche aus klassischen Risikolagen gearbeitet haben, denen, die zum Beispiel von Armut, Fluchterfahrung oder familiären Krisen betroffen waren. Durch die Krisen, die uns aktuell herausfordern und bei sehr vielen Menschen Unsicherheit und Ängste auslösen, hat Resilienz noch einmal an Bedeutung gewonnen.

Womit kann man mentale Gesundheit und Wohlbefinden im Kontext Schule fördern?

Annekathrin Schmidt: Durch ein positives Schulklima: respektvolle Beziehungen, Partizipationsmöglichkeiten. Eine konstruktive Fehlerkultur, in der ein Kind weiß, dass es sich für seine Fehler nicht schämen muss, weil es aus ihnen lernt, ist ebenso wichtig wie der Ansporn zur Leistung. 

Die sozial-emotionale Unterstützung der Kinder ist aktuell besonders wichtig und ist im Grunde der Türöffner für erfolgreiche Bildungsprozesse in Kita und Schule. In allen Lernsettings sollten Kinder erfahren: Da ist jemand, der mich sieht, der mir zuhört, der sich Zeit nimmt. Besonders gut gelingt das in Formaten wie AGs, Projektarbeit, Schulsozialarbeit. Ob Probleme, Ängste oder Frustrationen der Schüler und Schülerinnen in der Gruppe zur Sprache kommen oder in einem vertraulichen Gespräch – entscheidend ist, dass sie sich wahrgenommen fühlen. Wenn es dafür verlässliche Ansprechpersonen, Räume und Rituale gibt, dann wenden sich Kinder und Jugendliche mit ihren Sorgen direkt an die Erwachsenen – ohne Umwege und ohne Angst vor den Kopf gestoßen zu werden. Möglichkeiten zum Miteinanderreden und Sich-Austauschen helfen in schwierigen Phasen mental gesund zu bleiben. Nicht umsonst ist REDEN das Motto der diesjährigen Woche der seelischen Gesundheit, die mit dem Mental Health Day am 10. Oktober startet. 

Wie fördert die DKJS Wellbeing und seelische Gesundheit? 

Annekathrin Schmidt: Beides spielt, besonders mit dem Fokus Resilienz, in vielen unserer Schulentwicklungsprogramme und Programmen gegen die Pandemiefolgen eine wichtige Rolle und wird im Wirkmodell des jeweiligen Vorhabens verankert. Aber auch Initiativen, die Kinder und Jugendliche unterstützen, ihre Ideen umzusetzen oder eigene Stärken herauszufinden und zu nutzen, fördern die Selbstwirksamkeit. Die Erfahrung: „Ich kann etwas und kann damit eine Menge erreichen.“ gibt mental ganz viel Kraft. In diesen Tagen starten wir übrigens ein neues Programm: Gesundheitsforscher:innen ist eine Kooperation mit Pfizer in Deutschland. Der Schwerpunkt im ersten Jahr liegt auf psychischer Gesundheit.