01.07.2016 · Aktuelles

Wohin mit der Stinkbombe Hausaufgaben?

© dkjs/P.Chiussi

Die Kinderreporter einer Schülerzeitung interviewen Caren Marks, die parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Rund 200 Vertreterinnen und Vertreter  aus Schule, Jugendhilfe, Politik und Verwaltung trafen sich auf dem Fachtag „Ganztag gemeinsam“ am 27. Juni in der Berliner Kalkscheune, um darüber zu sprechen, wie gute Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder in ganz Deutschland gewährleistet werden kann. Die Kooperation zwischen Grundschulen und Trägern der Jugendhilfe stand dabei im Mittelpunkt. Welche Vorteile hält die Jugendhilfe für die Kinder bereit? Wo sind Stärken des Schulsystems? Und wieso arbeiten Grundschule und Jugendhilfe nicht einfach überall gewinnbringend zusammen, wie sie es an vielen Standorten bereits tun? Mit der Veranstaltung nahm das Programm Qualität vor Ort die frühe Bildung, Betreuung und Erziehung der Grundschulkinder in den Blick.

Nach Grußworten von Dr. Heike Kahl, Geschäftsführerin der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, Caren Marks, parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und Sandra Scheeres, Senatorin für Bildung, Jugend und Wissenschaft des Landes Berlin, gab der Vorsitzende des Deutschen Jugendinstituts (DJI), Prof. Dr. Thomas Rauschenbach einen kurzen Überblick über die Betreuungssituation von Grundschulkindern am Nachmittag. Wie viele Kinder nehmen ganztägige Betreuung in der Grundschule wahr? „Die Lage ist, freundlich formuliert, unübersichtlich geworden“, kommentierte er die Datenlage. Insgesamt handele es sich um ca. 1/3 aller Grundschulkinder in Deutschland, die den Nachmittag in einem Hort, einer Ganztagsschule oder einer Übermittagsbetreuung verbringen. Der Bedarf, den Eltern anmelden, sei damit aber länsgt nicht gedeckt. 

Gesprächsrunde führt alle Perspektiven zusammen
Wie kann der Ganztag für alle Kinder attraktiv gestaltet werden? Dieser Frage gingen Prof. Dr. Karin Böllert von der Universität Münster, Kinder- und Jugendpsychologin Oggi Enderlein, Elternvertreter Norman Heise sowie Juliane Winkler und Axel Junker von der Friedenauer Gemeinschaftsschule in Berlin in einer Gesprächsrunde nach. Hier wurde schnell klar: Es braucht dringend gute Kooperationen zwischen Jugendhilfe und Grundschule, damit jedes Kinder am Nachmittag bestmöglich betreut und auch gefördert werden kann. Jugendhilfe und Schule schauen nämlich aus zwei verschiedenen Blickwinkeln auf das Kind – nur wenn beide Sichten kombiniert werden, ergibt sich eine optimale individuelle Förderung.

Ein Thema trieb sowohl die Teilnehmenden auf dem Podium, als auch das Publikum um: Gehören Hausaufgaben in den Ganztag? Oder gehören sie nach Hause, zu den Eltern? Oder sollten die Hausaufgaben gar ganz abgeschafft werden, wo doch die Kinder ihre Nachmittage häufig in der Schule verbrächten? „Hausaufgaben sind wie Stinkbomben, die zwischen Schule, Jugendhilfe und Eltern herumgereicht werden“, resümierte Juliane Winkler auf dem Podium. Bei der Frage ins Publikum, ob Hausaufgaben nicht einfach abgeschafft werden sollten, stimmt eine überwältigende Mehrheit der Teilnehmenden mit Ja.

Kinderreporter im Einsatz
Wer weiß besser, was es für eine gute Nachmittagsbetreuung braucht, als die Kinder selbst. Eine Schülerzeitungsredaktion war extra zur Veranstaltung gekommen, um ihre Sicht zu vetreten. Im Interview mit Caren Marks, Sandra Scheeres und Dr. Heike Kahl fragten die jungen Reporter nach: Waren die Politikerinnen selber mal in einem Hort? Und was sagen die Frauen dazu, dass es an manchen Schulen gar nicht genügend Ganztagsplätze für alle Kinder gibt? Ihre Eindrücke hielt die Schülerredaktion in einer Zeitung fest, die am Ende der Veranstaltung an alle Teilnhemenden verteilt wurde.

Wie kann die Kooperation von Jugendhilfe und Grundschule gelingen?
In Gesprächsforen und an Thementischen geht es am Nachmittag um den Transfer des Gehörten in die Praxis. Welche besonderen Chancen hält der Ganztag für geflüchtete Kinder bereit? Wie gelingt die Kooperation mit außerschulischen Partnern? Welche Finanzierungsmöglichkeiten gibt es für verschiedene Angebote und in verschiedenen Bundesländern? Im Gespräch der Teilnehmenden wird häufig auch die Frage nach der Haltung diskutiert: Wie können Jugendhilfe und Schule wertschätzender miteinander umgehen? Vielfach werden Teamtage und Kommunikationstrainings als Lösungsvorschläge genannt. Denn eines stend für alle Anwesenden fest: Nur gemeinsam kann man die beste Lösung für jedes Kind erzielen. Oder wie Schülerreporter Kasimir es zusammenfasst „Die Situation ist wie ein Fußballspiel. Um ein Tor zu erzielen, müssen alle mit einbezogen werden…man muss am Ball bleiben“.