05.12.2019 · Aktuelles / Berlin

Wir wollen die Zukunft mitgestalten!

© DKJS/A. Weiland

Passend zum Internationalen Tag des Ehrenamts präsentierten Jugendliche in Berlin der Bundesjugendministerin Dr. Franziska Giffey ausgewählte Ergebnisse von rund 50 Jugendhearings und Zukunftswerkstätten im Rahmen des DKJS-Programms u_count zum Thema freiwilliges Engagement und Freiwilligendienste. Die Bundesregierung will die Rahmenbedingungen für Engagement verbessern und jungen Menschen mehr Möglichkeiten bieten, sich unabhängig von ihrem sozio-ökonomischen oder kulturellen Hintergrund einbringen zu können. Denn der Anteil der Jugendlichen, die sich nicht politisch oder sozial engagieren, nimmt zu (s. 18. Shell Jugendstudie).

„Im Bundesfamilienministerium verfolgen wir eine Politik für, mit und von Jugendlichen. Wir wollen junge Menschen in allen Belangen beteiligen, die ihr Leben betreffen. Die Ergebnisse aus den Zukunftswerkstätten und Jugendhearings geben uns einen wertvollen Überblick über die Wünsche, Interessen und Bedürfnisse Jugendlicher und junger Erwachsener“, sagte Bundesjugendministerin Dr. Franziska Giffey.

Wann aber sind Jugendliche bereit, sich zu engagieren? Und was hindert sie daran? Dazu hat die DKJS im Lauf dieses Jahres bundesweit rund 1.200 junge Menschen im Alter von 15 bis 27 Jahren qualitativ befragt. Die Ergebnisse zeigen:

Jugendliche vermissen Informationen, Anerkennung und Vereinbarkeit mit Schule oder Arbeit

Öffentliche Informationen über Möglichkeiten des freiwilligen Engagements erreichen die Jugendlichen häufig nicht. Von den nichtengagierten Jugendlichen geben 43 % an, dass sie nicht wissen, welche Möglichkeiten es gibt, sich freiwillig zu engagieren. 25 % der Befragten geben an, nicht genug Informationen über Freiwilligendienste zu haben. Die jungen Menschen wünschen sich mehr Informationen in Social Media-Kanälen, die von ihnen auch genutzt werden, also Instagram und Youtube oder auch eine App.

Die Bereitschaft, einen Freiwilligendienst zu absolvieren, ist mit 60 % vergleichsweise hoch. Dabei wollen die Jugendlichen sich vor allem persönlich weiterentwickeln, anderen helfen oder etwas Neues lernen. „Schule ist natürlich wichtig, aber es gibt auch andere Kompetenzen, die wir durch Engagement lernen können“, so ein Jugendlicher aus Bremen.

Für ihr Engagement wünschen sich Jugendliche mehr Anerkennung, insbesondere Lob und Zuspruch von Freunden, Lehrkräften oder der Familie, aber auch Qualifikationsnachweise und Zertifikate als wichtige Bausteine für ihren Lebenslauf.

Insgesamt scheinen sich viele junge Menschen noch nicht hinreichend gehört und beteiligt zu fühlen. 56 % der Jugendlichen engagieren sich, weil sie mitbestimmen und ihr Umfeld mitgestalten wollen. Oft sind Engagement und Schul- oder Arbeitszeiten nicht kompatibel: „Für die Teilnahme an diesem Hearing habe ich Fehlstunden bekommen. Es ist total schade, dass Engagement nicht wertgeschätzt wird“, sagte eine u_count-Teilnehmende aus Mainz.

Formen des Engagements ändern sich

Waren früher Menschen vor allem in Vereinen ehrenamtlich aktiv, so wünschen sich Jugendliche heute flexible Formate für ihr Engagement. Sie möchten selbst bestimmen, wann, wo und wie sie sich einbringen: Neben den klassischen Vereinsstrukturen engagieren sich 43 % der befragten Jugendlichen in selbst organisierten Strukturen. Das gilt auch für die Freiwilligen Dienste: Warum muss ein FSJ ein ganzes Jahr dauern? Und direkt nach dem Schulabschluss direkt in eine 40-Stunden-Woche zu wechseln, ist für viele junge Menschen ein Hemmnis. Diesen Aspekt hat die Bundesregierung bereits in Form eines Jugendfreiwilligendienst-Teilzeitgesetzes berücksichtigt.

Jugendliche wollen Ehrenamt und Freiwilligendienste aktiv mitgestalten

Damit sie ihr Engagement aktiv mitgestalten können, brauchen Jugendliche auf Seiten der Träger eine entsprechende Beteiligungskultur. „Wir brauchen jugendgerechte Engagementformate“, sagte Lena Groh-Trautmann, Geschäftsführerin der Servicestelle Jugendbeteiligung. Jungen Menschen müssten dazu Zeit und Ressourcen gegeben werden, damit sie eigene Projekte realisieren können. „Wir wollen ernst genommen werden und Verantwortung übernehmen“, sagte ein Jugendlicher aus Bremen. Von einer stärkeren Partizipation profitieren auch die Vereine und Organisationen, durch die Jugendlichen lernen sie neue Blickwinkel, Themen und Arbeitsweisen kennen.

„Unsere 10-monatige Befragung zeigt, wie wichtig es ist, junge Menschen mit ihren Ideen und Wünschen anzuhören. Mehr als die Hälfte der Jugendlichen würden sich freiwillig engagieren, wenn sie damit etwas für sich und die Gesellschaft verbessern könnten. Daher müssen wir die jungen Menschen entsprechend unterstützen und sie aktiv auf allen Ebenen beteiligen“, sagte Dr. Heike Kahl, Geschäftsführerin der DKJS. „Es geht um uns, und wir wollen die Zukunft mitgestalten“, so ein u_count-Teilnehmer.

Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung diskutiert im Januar 2020 die Ergebnisse mit Akteuren und Trägern in den Regionen, um so Impulse für Veränderungen zu geben.

Der vollständige Ergebnisbericht wird Anfang 2020 veröffentlicht.