31.05.2022 · Aktuelles / Brandenburg / Mecklenburg-Vorpommern / Sachsen / Sachsen-Anhalt / Thüringen

Wir bauen Brücken – Moscheegemeinden Ostdeutschlands im interkulturellen Dialog

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Fragen des interkulturellen wie interreligiösen Dialogs, der Umgang mit rassistischen Anfeindungen sowie mit vielfältigen bürokratischen Herausforderungen – diese Themen erörterten bei einer Hospitation in Erfurt Vertretende verschiedener Moscheegemeinden Ostdeutschlands mit der thüringischen Integrationsbeauftragten, einer Kirchenrätin der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands (EKM), dem Ehrenamtskoordinator beim Thüringer Ministerium für Migration sowie dem DKJS-Team des Programms jumenga – jung muslimisch engagiert.

Eingeladen hatte der Deutsch-Arabisch-Orientalische Verein (DAOV e. V.) Erfurt, der als eine von 12 Moscheegemeinden an jumenga teilnimmt. Der DAOV bietet Menschen verschiedener Sprachen und Nationalitäten Raum für Austausch, Aktivitäten und Kooperationen mit anderen Akteuren in der Kommune.

In ihrer Begrüßung wies die thüringische Integrationsbeauftragte Mirjam Kruppa auf den engen Austausch mit den verschiedenen Gemeinden und Religionsvertreter:innen hin. Sie hob deren Rolle als Sprachrohr hervor und bedankte sich bei den Gemeindemitgliedern und ehrenamtlichen Helfer:innen.

Die Kirchenrätin Charlotte Weber betonte die erfolgreiche, friedliche Zusammenarbeit mit dem muslimischen Verein. Die EKM hat den Verein in der Gründungsphase unterstützt, und inzwischen haben sich Arbeitskreise gebildet, in den die Teilnehmenden für beide Religionen relevante Themen besprechen. Gleichzeitig wünscht sich die Kirchenrätin noch mehr Offenheit aus ihrer eigenen Gemeinde gegenüber dem Verein und Muslim:innen im Allgemeinen. Grundlage dafür seien ausreichendes Wissen und Interesse über die jeweils andere Religion, um gemeinsam in den Dialog zu kommen. 

Im Dialog bleiben

Ausnahmslos alle Gemeindevertretende wie auch die Integrationsbeauftragte verwiesen auf das andauernde Problem rassistischer Anfeindungen sowohl den Moscheevereinen als auch einzelnen Personen gegenüber. „Damit haben wir tagtäglich zu kämpfen“, berichtete ein Gemeindemitglied des DAOV e. V. Manchmal helfe es, den Dialog anzubieten, so die Erfahrung einer Moscheegemeinde aus Sachsen: Sie hat einen Vertreter einer rechten Gruppe eingeladen und über die Vereinsarbeit und -angebote berichtet. Seitdem hat es bisher keine Angriffe mehr gegeben.

Eine weitere wiederkehrende Herausforderung ist der Mangel an Räumen für die einzelnen Moscheegemeinden: Entweder finden sich nur äußert schwer Räumlichkeiten oder diese liegen schwer erreichbar weit außerhalb der Stadtzentren in Industriegebieten.

Den Hospitationstag nutzen die Moscheegemeinden auch, um neue Angebote zu entwickeln – wie etwa für junge Mütter mit Kindern –, sich über die Vereinsarbeit auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen.

Mit jumenga fördert die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) 12 Moscheegemeinden in Brandenburg, Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. jumenga begleitet und stärkt die Moscheegemeinden in ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit, fördert den Austausch und das Kennenlernen der Menschen der Moscheegemeinden untereinander sowie die Vernetzung und Zusammenarbeit mit anderen Akteuren in der Kommune. 

jumenga – jung muslimisch engagiert wird im Rahmen der Deutschen Islam Konferenz (DIK) durch das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) gefördert. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) ist mit der Umsetzung beauftragt. In dem Pilotvorhaben arbeiten vier Trägerorganisationen, Deutsche Kinder- und Jugendstiftung, Paritätischer Gesamtverband, Otto Benecke Stiftung und Goethe Institut, bundesweit eng mit Moscheegemeinden zusammen.