04.10.2022 · Aktuelles / Hessen

Wie integriert man Berufsorientierung in ein Sporttraining?

© DKJS/M. Tripscha

Das Programm fit nach vorn fördert sportliche Berufsorientierung bei jungen Geflüchteten. Der Sportverein SV Darmstadt 1898 e.V. erklärt, wie sie Berufsorientierungseinheiten und Fußballtraining verbinden.

Mehr als nur Fußballtraining

Michell Tripscha ist Trainer und Programmleiter des Visions Training für den Verein. Seine Spezialgebiete sind Potenzialentfaltung und Mentoring. Die aktuelle Trainingsgruppe leitet er seit zwei Jahren – mit Unterbrechungen. 

Das offene Training findet einmal die Woche von 18:00-20:00 Uhr statt und teilt sich in vier Abschnitte: Vorbesprechung von Trainer und Co-Trainern, Aufwärmübung, freies Spiel und Abschlussreflexion.

Jeden Freitag schickt Michell Tripscha vorab eine Erinnerung per Handy an die Teilnehmenden und fragt: „Wer ist beim Training am Montag dabei?“ Die jungen Sportbegeisterten melden sich zurück und kündigen manchmal noch Freunde an. Montags um 18:00 Uhr startet dann das Training mit einem Check-in, bei dem die Teilnehmenden berichten, wie es ihnen aktuell geht. Diese Willkommensrunde baut eine positive und wertschätzende Atmosphäre für das Training auf. 

Freies Spiel als Raum für Kreativität

Vor allem das freie Spiel ist ein wichtiger Bestandteil des Trainings: „Es fördert die Kreativität und gibt den Spielenden die Möglichkeit, sich zu zeigen, sich auszudrücken und sich zu präsentieren“, erklärt Trainer Michell Tripscha. Daneben ist auch die Ausbildung von Co-Trainer ein wesentlicher Teil des Programms. Die Co-Trainer sind jeweils zwei der Teilnehmenden aus dem Training. In ihrer Rolle lernen sie Verantwortung zu übernehmen, haben die Möglichkeit, sich weiterzubilden und bekommen eine Aufwandsentschädigung. Michell Tripscha bringt ihnen Trainingstechniken bei und fördert sie so gezielt.

Berufsorientierung durch Reflexion

In der abschließenden Gesprächsrunde wird das Training zusammen reflektiert. Michell Tripscha regt die Teilnehmenden dazu an, die Erfahrungen in ihren Berufsalltag zu übertragen, die sie auf dem Platz gesammelt haben. So befassen sie sich gemeinsam in der Runde mit Themen wie Konzentration, tauschen sich darüber aus, in welchen Situationen sie ihnen auf Arbeit begegnen und wie sie diese Fähigkeiten weiter ausbauen können. Indem der Trainer den Raum zum Reflektieren öffnet, haben die jungen Erwachsenen die Möglichkeit, das im Training Erlernte in ihre tägliche Praxis zu überführen. 

Es ist wichtig, dass die jungen Menschen einen Raum haben, wo sie ihre Potenziale entfalten können, wo sie sich wohlfühlen und wo sie Wertschätzung erfahren“, erklärt der Trainer und betont: „Hier können sie in ihrer Persönlichkeit wachsen.

Auch außerhalb für die Gruppe erreichbar

Michell Tripscha ist auch außerhalb des Trainings ansprechbar: „Manchmal werde ich von Teilnehmenden angerufen, die mir von ihren Herausforderungen erzählen wollen. Auch fragen sie mich manchmal nach dem Training in der Kabine, ob ich über ihre Mails drüber lesen kann. Das mache ich dann auch vor Ort und Stelle auf ihrem Handy.

fit nach vorn – Sportliche Berufsorientierung für junge Geflüchtete ist ein Programm der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, der Beauftragten der Bundesregierung für Antirassismus.