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Wie digital ist unser Bildungssystem?

© dkjs/A. Köhne

Gestern veröffentlichte die Initiative D21 den Digital-Index 2022/2023. Die Ergebnisse bieten Anlass zur Diskussion. Daher lud die DKJS am Montagnachmittag zu einem Live Audio-Talk auf LinkedIn ein

Über die Zukunft der digitalen Bildung in Deutschland diskutierten Frank Hinte (DKJS-Geschäftsführung), Julia Heidinger (Frontend Developerin und Mitgründerin des Social Developers Club) und Dr. Aljoscha Burchardt (Principal Researcher, Research Fellow und stellvertretender Standortsprecher des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz) in Berlin. Gemeinsam mit über 40 Teilnehmenden, meist aus dem Digital- und Bildungswesen, tauschten sich die Expert:innen aus.

In Deutschland besteht Nachholbedarf in Punkto Digitalisierung 

Julia Heidinger und Dr. Aljoscha Burchard sind sich einig: Es gibt mit Blick auf die Digitalisierung Handlungsbedarf im deutschen Bildungssystem. Damit bestätigen sie auch die Ergebnisse des aktuellen D21-Digital-Index.  

Beim Verlassen der Schule fehlen vielen Kindern und Jugendlichen noch immer wichtige Digitalkompetenzen. Dies erschwert die Anschlussfähigkeit auf dem Arbeitsmarkt im internationalen Vergleich. „Interessant finde ich, dass anscheinend immer noch diskutiert wird, ob man digitalisieren soll und nicht vielmehr die Frage im Vordergrund steht, wie man digitalisieren möchte“, sagt Dr. Aljoscha Burchardt. Er kann sich Künstliche Intelligenz und Learning Analytics Systeme durchaus als realistische Unterstützungen für den Schulunterricht vorstellen.  

Julia Heidinger setzt sich mit dem Social Developers Club dafür ein, Barrieren im Tech-Bereich zu verringern. Für die Landesinitiative „Frauen in MINT-Berufen“ engagiert sie sich zudem als Botschafterin des Filmwettbewerbs „Girls change IT“ mit dem Ziel, jungen Menschen Lust auf MINT-Themen zu machen. Aus ihrer Sicht brauche es mehr Zeit, Freiräume und auch Budgets für Lehrkräfte, um sich individuell und mit Blick auf Digitalisierungsschritte weiterzubilden. 

Das Vertrauen der Bevölkerung in die Schulen sinkt in Bezug auf digitale Bildung

Der Bildungsbereich in Deutschland steht durch die Digitalisierung vor großen Herausforderungen, die insbesondere durch die Covid-19-Pandemie verdeutlicht wurden. Der Lehrkräftemangel und der marode Zustand vieler Schulgebäude verschärfen die Situation zusätzlich. Dabei bildet zukunftsfeste digitale Bildung einen zentralen Baustein, um den Wohlstand im Land durch gut ausgebildete Arbeitskräfte sowie Teilhabe aller Menschen durch Beschäftigung zu sichern. 

Laut aktuellem D21-Digital-Index denken nur 31 Prozent der Bürger:innen, dass Schulen die nötigen digitalen Fähigkeiten vermitteln, um im internationalen Vergleich mithalten zu können. Gleichzeigt ist 80 Prozent der Berufstätigen klar, dass Menschen ohne Grundkenntnisse der Digitalisierung kaum noch Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben.
Mädchen und Frauen sollten mehr für die Arbeit in der Digitalität begeistert werden
Frank Hinte betont zudem: „Ein deutlich größeres Augenmerk sollte zukünftig Schülerinnen und jungen Frauen gelten! Für sie fehlen nicht nur Vorbilder, Zugänge und Inspirationsquellen, sondern in der Breite noch stigmatisierungsfreie Formen der Ansprache und Begleitung. Hier schlummert ein großes, aber noch ungenutztes Potential für erfolgreiche Wertschöpfungsprozesse.“ 

Für diese Gruppe bietet die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung bereits diverse Programme an, zum Beispiel bildung.digital, Wir stärken Mädchen und Technovation Girls Germany, in dem sich auch Julia Heidinger bereits für die Teilnehmerinnen engagierte. Jedoch seien die Ressourcen in der Mädchenförderung begrenzt und der gesamte Bildungsbereich weiterhin auf Vernetzung und Unterstützung angewiesen. 

Über den D21-Digital-Index 

Der D21-Digital-Index liefert seit 2013 jährlich ein umfassendes Lagebild zur digitalen Gesellschaft in Deutschland. Auf empirischer Grundlage zeigt die Studie auf, wie die Gesellschaft durch Digitalisierung angestoßene Veränderungen adaptiert und wie gut sie für zukünftige Herausforderungen gewappnet ist.  

In diesem Jahr stehen Themen der digitalen Lebenswelt der Bürger:innen wie digitale Kompetenzen und Teilhabe an digitaler Wertschöpfung im Fokus. Dazu wurden im Rahmen einer repräsentativen Umfrage zwischen August 2021 und Juli 2022 Bürger:innen ab 14 Jahren befragt. Die DKJS konnte als Premiumpartnerin eigene Schwerpunkte in der Studie setzen.