02.06.2022 · Aktuelles

Wege aus der Krise – DKJS-Expertin Annekathrin Schmidt zur Trendstudie „Jugend in Deutschland“

© Foto: dkjs/A. Forner

Krieg in der Ukraine, Corona-Pandemie und der Klimawandel: Die aktuellen Krisen gehen laut der Trendstudie "Jugend in Deutschland" auch an jungen Menschen nicht spurlos vorbei. Das hat Folgen für die psychische Gesundheit. Im Gespräch verrät Annekathrin Schmidt, wie Jugendliche mit diesen Krisen umgehen können und was Schulen, Horte, Kitas und Jugendclubs zur Förderung von mentaler und psychischer Gesundheit beitragen.

Klima, Corona, Krieg: Wie können Jugendliche mit dicht aufeinanderfolgenden Krisen umgehen? 

Annekathrin Schmidt: Die Trendstudie hat es noch mal gezeigt: Kinder und Jugendliche erleben seit 2018 eine Zeit der Krisen. Schon die Fluchtbewegungen 2015/2016 erlebten viele Jugendliche als einschneidend. Seit 2018 treibt sie zunehmend die Sorge vor den Folgen des Klimawandels um. 2020 kamen die Veränderungen und Einschränkungen aufgrund der Pandemie hinzu. Viele Kinder und Jugendlichen leben neben den aktuellen Krisen in belasteten familiären Situationen oder haben herausfordernde biografische Erfahrungen gemacht. 

Jeder junge Mensch nimmt Krisen individuell anders wahr und befindet sich in einer ganz eigenen persönlichen Situation: Eine allgemeine Antwort auf die Frage, wie Jugendliche mit Krisen umgehen, ist schwer zu finden. Aber ich bin überzeugt: Bei allen Unterschieden ist es wichtig, dass Kinder und Jugendliche Umgebungen haben, die ihnen zugleich Sicherheit, Austausch, Gemeinschaft und zu bewältigende Herausforderungen – d. h. Möglichkeiten zur Selbstwirksamkeit – bieten, ebenso wie verlässliche Beziehungen zu Erwachsenen, die sich mit ihnen offen über Krisen austauschen.

Jugendliche haben – vor allem wegen der Corona-Pandemie – das Gefühl, dass sie sich nicht so frei entfalten können wie es in dieser Lebensphase angemessen wäre. Was kann das für Auswirkungen haben? Was können sie diesem Gefühl entgegensetzen?

Annekathrin Schmidt: Soziale Kontakte zu reduzieren, besonders zu den Peers, begrenzt die Möglichkeiten, soziale Kompetenzen sowie eigene Fähigkeiten und Interessen zu entwickeln. Dies kann zu Ängstlichkeit, Gesundheitsproblemen infolge von Bewegungsarmut, Einsamkeitsgefühlen und Suchtverhalten führen. Deswegen ist es jetzt so wichtig, das grundsätzliche Interesse der Kinder und Jugendlichen an Gleichaltrigen und der Welt ernst zu nehmen und zu fördern. Das gelingt, indem soziale Kontakte ermöglicht werden. Dazu bietet die Jugendhilfe, insbesondere die Jugendarbeit und die Jugendverbandsarbeit, viele Gelegenheiten. Aber auch die Schule sollte diesem Anspruch gerecht werden und den Aspekt des sozialen Lernens und der Förderung von Gemeinschaft stärker berücksichtigen.

In der Studie hat sich gezeigt, dass sich viele Jugendliche bei psychischen Belastungen mehr Unterstützung im schulischen Raum wünschen.  Was hat sich da in den letzten Jahren getan? Wie kann das pädagogische Personal diesen Herausforderungen begegnen?

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