27.09.2019 · Aktuelles / Berlin

Warm-up für Demokratie und Engagement

Schüler und Schülerinnen des u_count Workshops beim Warm-up für Demokratie und Engagement

© dkjs

Auf welchen Werten ruht unsere Gesellschaft? Was bedeutet Diversity? Welche Formen der Beteiligung und Mitbestimmung gibt es? Und wie kann man mit extremen Meinungen umgehen? Zu diesen Themen diskutierten in Berlin über 100 Jugendliche aus ganz Deutschland. In den von Schülerinnen und Schülern des SV-Bildungswerks moderierten Workshops bereiteten sich die jungen Menschen auf den zweitägigen Bundeskongress des Programms OPENION — Bildung für eine starke Demokratie vor.

Welche Formen von Mitbestimmung es gibt – von Fremdbestimmung, Alibi-Teilhabe und Mitwirkung bis hin zur Selbstverwaltung –, erarbeiteten die Jugendlichen in den Sessions „Partizipation“. Sie reflektierten, in welchem Maß sie selbst Schule, Familie und ihr Umfeld mitgestalten können – und nicht „nur Dekoration sind“. Und wie sieht eine „demokratische Traumschule“ aus? Mit deutlich mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten, mit auf Schülerinnen und Schüler abgestimmten Lernformaten statt Frontalunterricht und mit mehr Bewegung in jugendgerecht gestalteten Räumen sowie deutlich mehr digitalen Formaten und Tools, feedbackten die Mädchen und Jungen.

Von Instagram bis Influencer – ist das auch Engagement?

Wie lassen sich Engagement und demokratische Teilhabe fördern? Welchen Stellenwert hat digitale Partizipation? Welche Rolle spielen Influencer? Zu diesen Themen tauschten sich die Jugendlichen ebenfalls aus und sammelten Ideen, wie man Schülerinnen und Schüler zum Mitmachen motivieren kann: durch das Aufzeigen der Wirkung, durch die Kommunikation peer to peer, durch Öffentlichkeitsarbeit und Social Media sowie durch das Aufzeigen, welche Kompetenzen man dabei erwirbt, etwa Kommunikations-, Präsentations-, Team- und Toleranzfähigkeit.

Die Jugendlichen vermissen mehr und attraktivere Informationen zum Thema Ehrenamt und Engagement: „Viele wissen gar nicht, was es da so gibt. Jeder sollte das machen können, was er interessant findet. Für mich zum Beispiel passt es, wenn ich mit Kindern oder älteren Menschen zusammenarbeite, bei anderen ist es ganz was anderes, jeder sollte das für sich selbst herausfinden“, berichtet die 9.-Klässlerin Marie aus Remscheid. Mark-Alexander W. aus Kyritz in Brandenburg kam durch seine Deutschlehrerin darauf, bei Schülerprojekten mitzumachen: „Wär‘ meine Lehrerin nicht gewesen, hätte ich so gut wie kaum etwas davon gewusst.“ An seiner Schule werden Schülerinnen und Schüler für ihr Ehrenamt freigestellt. „Aber das ist nicht überall so“, weiß Mark-Alexander.

Es müssen mehr Anreize geschaffen werden für Jugendliche, damit sie sich engagieren. Viele Jugendliche sehen den Mehrwert gar nicht und dass sie etwas verändern können, weil: Was kann ich schon als einzelne Person tun? Wenn ich mir aber Fridays for Future angucke, da sind das dann ein paar Millionen Menschen, die etwas tun. Da kann man sagen: Ok, ich bin auch für Klimaschutz. Das führt zu mehr Selbstwirksamkeitserfahrung“, erklärt der 16-jährige Finn, der sich bereits seit mehreren Jahren beim SV-Bildungswerk engagiert.

Als herausfordernd nannten die Schülerinnen und Schüler außerdem die Faktoren Zeit, eine angemessene Vergütung, die Vereinbarkeit von Schule, Familie und Ehrenamt sowie die Bestätigung durch anerkannte Zertifikate. Trotz der Widrigkeiten können sich alle vorstellen, ein Jahr Bundes-Freiwilligendienst zu machen – Finn hat sich bereits beworben.