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u_count: Was junges Engagement braucht

© DKJS/ A. Weiland

Demokratie lebt von Beteiligung jeder neuen Generation. Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) hat zum zweiten Mal engagierte und nicht engagierte junge Menschen befragt, welche Rahmenbedingungen sie für (ihr) freiwilliges Engagement brauchen. In u_count 2022 geben die 13-bis 26Jährigen außerdem Auskunft zu Veränderungen während der Corona-Pandemie und äußern sich verstärkt zum Themenbereich „Mitbestimmung und Beteiligung“. Hier die wichtigsten Ergebnisse:

Hohe Engagementbereitschaft

Insbesondere in den östlichen Bundesländern und in kleineren Gemeinden bis 50.000 Einwohner:innen ist die Engagementbereitschaft vergleichsweise hoch ausgeprägt. Mädchen und junge Frauen sowie junge Menschen mit Migrationshintergrund sind Zielgruppen, die zukünftig noch stärker für ein Engagement motiviert werden können. 

Mangelnde Vereinbarkeit und Ausstattung sind die größten Hürden

Die Vereinbarkeit von Engagement und mangelnder zeitlichen Ressourcen sind die Hauptgründe, die junge Menschen nennen, die sich (noch) nicht engagieren. Aber auch Rahmenbedingungen wie fehlende oder unzureichende ÖPNV-Verbindungen sind Hürden für freiwilliges Engagement.

Freiwilligendienste gelten als Mehrwert für die persönliche Entwicklung

Freiwilligendienste werden von den jungen Menschen als großer persönlicher Mehrwert empfunden. Auch die Bekanntheit der Freiwilligendienste stieg gegenüber der letzten u_count-Erhebung.

Junge Menschen wollen ernst genommen werden

Durch Engagement haben junge Menschen die Möglichkeit, sich gesellschaftlich einzubringen. Sie wollen mit Entscheider:innen auf allen Ebenen – Bund, Land, Kommune – auf Augenhöhe ins Gespräch kommen und gefragt werden. Junge Menschen wollen mitbestimmen, Einfluss nehmen und sind bereit, Verantwortung zu übernehmen. 

u_count 2022 hat zwischen Februar und November 2022 junge Menschen von 13 und 26 Jahren erreicht. 818 Jugendliche und junge Erwachsene nahmen an der Online-Befragung und 164 an acht bundesweit verteilten qualitativen Jugendhearings teil. Dabei machten die jungen Menschen zahlreiche konkrete Empfehlungen, was es braucht, damit sie sich beteiligen können:

  • Sie wünschen sich mehr Wertschätzung und Anerkennung und eine bessere Sichtbarkeit für junges Engagement
  • Engagement muss finanziell so ausgestattet sein, dass es allen jungen Menschen möglich ist, sich zu engagieren. 

Bei den Jugendhearings entwickelten sie Ideen, wie Engagement gefördert werden kann und formulierten Handlungsempfehlungen für Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft. Der nun veröffentlichte Abschlussbericht zeigt: Junge Menschen wollen sich trotz der allgewärtigen Krisen engagieren und möchten ihr Umfeld und die Gesellschaft mitgestalten. 

Mitwirkungsmöglichkeiten noch zu wenig bekannt

Interessant ist auch der Befund, dass junge Menschen nur wenige Möglichkeiten der Mitbestimmung gut kennen und nutzen. Die Entwicklung von jugendgerechten und zeitgemäßen Beteiligungsformaten gemeinsam mit den Jugendlichen wäre ein guter Weg, um mehr Menschen zu dauerhaft zu beteiligen und für Engagement zu gewinnen.

Damit Jugendliche aktiv werden können, brauchen sie die bestimmte Voraussetzungen – von der Vereinbarkeit von Schule oder Ausbildung und Engagement bis hin zu finanzieller Unterstützung sowie Wertschätzung und Anerkennung durch Zertifikate“, fordert Anne Rolvering, Geschäftsführerin der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung „Das gilt insbesondere junge Menschen in sogenannten Risikolagen. Vor dem Hintergrund angespannter Haushaltslagen sind deshalb neue Lösungsansätze und das gemeinsame Handeln aller Akteure gefragt, um die Bedingungen für junges Engagement zu verbessern und zu unterstützen.“ 
 

Diese Publikation wird gefördert von der Soziallotterie freiheit+