11.07.2016 · Aktuelles

Transferforum zum Umgang mit Trauma

© dkjs/F. Vilela

„Ich hoffe, dass ich heute viele Antworten auf meine Fragen bekomme. Gute Tipps, die mich und meine Kollegen in unserer Arbeit entlasten.“ Mit dieser Erwartungshaltung ist der Teilnehmer des ersten Transferforums des Programms Willkommen bei Freunden nicht allein. Rund 200 Teilnehmende versammelten sich am 7. Juni im Nemetschek Haus in München, um mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis über den Umgang mit Trauma bei Geflüchteten Kindern und Jugendlichen zu sprechen.

Der Auftrag an diesem Tag ist klar: Das Bundesprogramm Willkommen bei Freunden will mit diesem Transferforum sowie mit zahlreichen anderen Unterstützungsmodulen helfen, die Integration geflüchteter Kinder und Jugendlicher in die Kommunen einfacher zu gestalten – und zwar für die Geflüchteten selbst, aber auch für die Verwaltungen, die sich mit dieser verantwortungsvollen Aufgabe konfrontiert sehen.

„Der Wille zum Helfen ist da, aber es braucht eine bessere Infrastruktur und konkrete Handlungsstrategien für alle Beteiligten“, eröffnet Programmleiterin Meike Reinicke die Tagung. Heute geht es um den Umgang mit Trauma: Wie reagieren Helfende richtig auf traumatisierte Menschen? Welche besonderen Bedürfnisse haben geflüchtete Kinder in Deutschland, von denen laut Studien ca. 40% zumindest Anzeichen einer Traumatisierung zeigen? Und wie schafft man es als Helfender, nicht selbst an der großen Verantwortung zu zerbrechen?

In einem Vortrag greift Volker Mall, ärztlicher Direktor des kbo-Kinderzentrums in München und Professor für Sozialpädiatrie an der TU-München, diese Fragen auf und gibt einen Überblick über die aktuellen Zahlen und Fakten. Im Anschluss beginnt für das Publikum der spannende Praxisteil: Lena Rother von „Save the Children Deutschland“ und Anja Teltschik von UNICEF geben konkrete Anregungen zur Gestaltung von Kita-Räumen und Spielzimmern in Wohneinrichtungen. Psychoanalytikerin Marianne Rauwald gibt Tipps, wie man auch ohne ein Psychologiestudium die richtigen Fragen stellen und Kindern und Jugendlichen mit Traumatisierung so eine Hilfe sein kann. Der Leiter des Kriseninterventionsteams München und Geschäftsführer des Trauma-Hilfezentrums, Peter Zehentner erklärt schließlich, wie man sich als Helferin oder Helfer davor schützen kann, die eigenen Bedürfnisse im Umgang mit traumatisierten Menschen zu vernachlässigen. Eine Teilnehmerin bestätigt ihn „Alle reagieren bei Kindern sehr empfindlich. Deshalb funktioniert die professionelle Distanz, die wir normalerweise haben, nur schlecht. Da muss man auf sich aufpassen und nicht denken, das sei egoistisch“.

Zum Abschluss der Veranstaltung ist klar: Tagungen wie diese, die konkrete Hilfestellungen für die Praxis geben, sind wichtig und gefragt. Und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gehen mit viele neuen Kontakten, Informationen und Inspirationen nach Hause und dem von neuem bestärkten Wunsch, für möglichst viele junge Geflüchtete eine gute Zukunft zu ermöglichen.

Die vollständige Reportage zum Transferforum mit Praxistipps der Expertinnen und Experten lesen sie auf unserer Seite zum Thema junge Flüchtlinge.