19.12.2017 · Aktuelles / Bildungslandschaften

Starke Partner für Familien

© dkjs

Zum Tag der Bildung fand im Rahmen des Programmes Qualität vor Ort der Fachtag „Kindertagespflege – Starker Partner für Familien und Jugendämter statt“. Rund 70 Teilnehmende, darunter Tageseltern, Mitarbeiter aus Verwaltungen sowie Elternvertretungen, kamen im Kulturbahnhof in Kassel zusammen.

Impulsvorträge von der Neurowissenschaftlerin Dr. Nora Raschle sowie von Eveline Gerszonovicz, Referentin im Bundesverband Kindertagespflege, verdeutlichten die Bedeutung der Kindertagespflege in der deutschen Betreuungslandschaft. Als Betreuungsform für Kinder im Kindergartenalter ist sie der Betreuung in Kitas rechtlich gleichgestellt. Anders als Erzieherinnen in Kitas arbeiten Tageseltern mit sehr kleinen Gruppen – häufig bei sich zu Hause.  Das schafft beinah familiäre Beziehungen, ein Vorteil, den viele Kinder und auch Eltern sehen. Bei Tageseltern werden die Kinder automatisch in einen Alltag eingebunden, beispielsweise durch gemeinsames einkaufen. „Kinder möchten beteiligt werden. Damit fühlen sie sich ernst genommen und erleben die Wirksamkeit ihres Tuns“, bestätigt Eveline Gerszonovicz diese besondere Form der Betreuung.

Doch wie findet man die passende Tagespflegeperson für die eigenen Kinder? Und umgekehrt: Wie füllen Tagesmütter und Tagesväter ihre Gruppen, wenn sie mit den scheinbar attraktiveren Kitas im Ort konkurrieren müssen? „Ich habe das Gefühl, dass man in den Kreisen nicht auf Augenhöhe mit uns Tageseltern arbeitet“, bemängelte eine Teilnehmerin die Zusammenarbeit auf Gemeindeebene. Wie es besser gehen kann, zeigte ein Beispiel aus der Stadt Siegen. Dort arbeiten Tagespflege, Familien und Jugendamt gut zusammen: Ein Familienbüro ist dort die zentrale Anlaufstelle für Eltern und vermittelt Kontakte zu den Tageseltern mit freien Plätzen, berichtete Jugendamtsleiter Raimund Jung den Anwesenden.

In Kleingruppen diskutierten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen im Anschluss über weitere Praxisbeispiele, wie neue Ansätze zur Akquise, dem Wahlrecht zur Kinderbetreuung und Vertretungsfragen. Am Ende war deutlich: Die Kindertagespflege hat immer noch mit einigen Vorurteilen zu kämpfen und wird in manchen Verwaltungen noch nicht als ernsthafte Alternative zu Kitas beworben. Dennoch ist Tagesmutter oder Tagesvater ein wichtiger und vor allem erfüllender Beruf: „Für mich ist das nicht nur ein Beruf, sondern eine Berufung. Die Arbeit mit Kindern ist meine Welt, ich bekomme sofort einen Draht zu ihnen und so viel Positives von ihnen zurück. Ich kann mir keine andere Tätigkeit vorstellen", fasst eine Teilnehmende zusammen.