15.06.2023 · Aktuelles / Berlin / Brandenburg / Mecklenburg-Vorpommern / Sachsen / Sachsen-Anhalt / Thüringen

Offene Dialoge für bessere Kooperation

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Welchen Hintergrund haben die Menschen der Moscheevereine in Ostdeutschland? Welche Themen beschäftigen sie? Was können sie leisten, welche Unterstützung brauchen sie? Und welche Informationen brauchen Landes- und Kommunalvertretende wie etwa Integrationsbeauftragte, Referatsleiter:innen, Verwaltungskräfte oder auch Bürgermeister:innen, um das Engagement und Wissen der Moscheevereine würdigen und eine befruchtende Zusammenarbeit gestalten zu können?

Die meisten Mitglieder von Moscheegemeinden in Ostdeutschland sind vergleichsweise kurz in Deutschland, sie haben mehrheitlich einen Fluchthintergrund, müssen das deutsche Vereinswesen wie die deutsche Sprache erlernen – und engagieren sich doch sehr stark nicht nur in ihrer eigenen Moscheegemeinde. Das bestätigen auch die Landes- und Kommunualvertretenden, die das jumenga-Team bereits zum zweiten Mal zu einem Fachaustausch eingeladen hat. „Sehr engagiert, aber wenig sichtbar“, ist eine der Aussage auf die Frage nach den Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit den Moscheevereinen.

„Die Moscheegemeinden sind Anlaufstellen für Geflüchtete. Sie sind gute Multiplikator:innen für Informationen. Sie bilden über die religiöse Gemeinschaft hinaus eine soziale Gemeinschaft. Aber muslimische Gemeinden repräsentieren nicht alle Muslim:innen. Muslim:innen engagieren sich auch in anderen Vereinen. In diesen sind muslimische Frauen z. B. sehr aktiv“, beschreibt ein Kommunalvertreter aus Sachsen-Anhalt die Rolle von Moscheegemeinden. Darüber hinaus bieten Moscheevereine Hausaufgabenhilfe an, Übersetzungsleistungen, Aktivitäten für Kinder sowie Beratung und Begleitung bei anderen sozialen Fragen, so die Erfahrungen im Programm jumenga. All dies leisten die Vereinsmitglieder ehrenamtlich.

Gemeinsame Themen und Ziele identifizieren

Es gibt eine Diskrepanz zwischen den Ressourcen von Moscheegemeinden und Kommunen, die uns bewusst ist. Daher habe ich auch eine realistische Erwartungshaltung gegenüber den Geflüchteten. Ein guter Weg wäre, gegenseitige Erwartungen abzuklopfen: Was erwartet ihr von uns und wir von euch? Dabei in den offenen Dialog zu treten wäre wichtig“, so der Vorschlag eines Stadtverwaltungsvertretenden aus Brandenburg. Denn oft wissen die Landes- und Kommunalvertretenden nicht um die Hintergründe, Bedarfe oder eben auch das ehrenamtliche Engagement der Moscheevereine. Hinzu kommen oft Vorurteile und diskriminierendes Verhalten seitens der öffentlichen Verwaltungen selbst. Daher brauchen auch engagierte Kommunalvertretende Unterstützung, Informationen und Qualifizierungsangebote.

Für die Kooperation von Kommunen und Moscheevereinen gab das jumenga-Team zusammenfassend folgende Empfehlungen:

WER? Immer wieder sind Zuständigkeiten von Personen in der Verwaltung für die Mitwirkenden in der Moscheegemeinde unklar. Hier ist es wichtig, eine ausführliche Vorstellungsrunde zu machen: Wer sitzt in welcher Rolle und Funktion mit am Tisch?

WAS? An welchen Themen gibt es ein gemeinsames Interesse? Welche gemeinsamen Ziele können formuliert werden? Welche Ziele sind für die Moscheegemeinde realistisch erreichbar?

WIE? Vertrauen, auch durch Empathie und Solidarität, und Verbindlichkeit anbieten und einfordern. Auf beiden Seiten Erwartungsmanagement betreiben: Was können wir voneinander erwarten?

Zum Weiterlesen: „Eine Hand alleine kann nicht klatschen. Erkenntnisse und Empfehlungen des Programms jumenga – jung muslimisch engagiert zur Zusammenarbeit mit Moscheevereinen in Ostdeutschland"

jumenga – jung muslimisch engagiert ist Teil des 2019 gestarteten Pilotvorhabens „Moscheen für Integration – Öffnung, Vernetzung, Kooperation“ des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI) im Rahmen der Deutschen Islam Konferenz (DIK). Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) ist mit der Umsetzung beauftragt.