12.11.2014 · Aktuelles / Sachsen-Anhalt

Ökonomische Bildung: „Gelebte und gelernte Wirtschaft“

© DKJS

Wie funktioniert die Wirtschaft? Wie geht Buchhaltung? Was will Werbung? Welche Rechte habe ich als Verbraucher? Was verdiene ich im Beruf? – Erst, wenn junge Menschen Zusammenhänge in der Wirtschafts- und Arbeitswelt verstehen, können sie zu mündigen Bürgern – und Konsumenten – heranwachsen. Zu guter ökonomischer Bildung gehören daher Wirtschaftswissen und Verbraucherschutz ebenso wie soziale und ökologische Verantwortung. Aber oft werden diese Themen von jungen Menschen als langweilig empfunden. Jeder siebte Schüler hat nur mangelndes Finanzwissen, so der jüngste Pisa-Test der OECD. Praktische Beispiele aus der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen wecken jedoch Interesse, auch Wirtschaft besser verstehen zu wollen.

Ökonomische Bildung durch Schülerfirmen

Ein geeignetes Instrument können daher Schülerfirmen und Jugendprojekte sein. Sie übersetzen ökonomische Bildung in ein pädagogisches Setting, in dem Kinder und Jugendliche selbstständig und eigenverantwortlich planen und handeln. Sie übernehmen Aufgaben wie Buchführung, Vertrieb, Produktion, Preisgestaltung, Werbung und Öffentlichkeitsarbeit, Personal- und Geschäftsführung und kooperieren mit Wirtschaftsunternehmen.

Für das Qualitätssiegel KLASSE UNTERNEHMEN der DKJS konnten sich Schülerfirmen ein Jahr lang bewerben. Die Auszeichnung lädt Schülerfirmen ein, ihre Arbeit zu reflektieren und weiterzuentwickeln, von der Teamfindung über Buchhaltung bis zur Öffentlichkeitsarbeit. Nun wurden die drei besten aus 90 Qualitätssiegelträgern von einer Fachjury ausgewählt. „Schülerfirmen zeigen, dass junge Menschen sich engagieren wollen. Sie übernehmen genauso Verantwortung für ihre Firma wie echte Unternehmen. Das ist gelebte und gelernte Wirtschaft“, resümierte Jury-Mitglied und Chefredakteurin von Karriere.de, Anne Koschik.

Verleihung mit Daniela Schadt und Ministerpräsident Haseloff

Für ihre Leistungen erhalten die Schülerfirmen Geldpreise in Höhe von insgesamt 3.000 Euro. Öffentlich bekannt gegeben und geehrt werden die Schülerunternehmen am 18. November 2014 in Sachsen-Anhalt. Die Auszeichnungen überreichen Daniela Schadt, Lebensgefährtin des Bundespräsidenten Joachim Gauck und Schirmherrin der DKJS, Dr. Reiner Haseloff, Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt sowie Martin Nixdorf, Vorstand der Heinz Nixdorf Stiftung.

Berufsorientierung durch eigene Erfahrungen

Wie spannend die Arbeit von Unternehmern ist, wissen auch die Projektmacher von Think Big #Pro. Eine Online-Plattform zur Vernetzung von Kreativen und NGOs, zwei Nachhaltigkeits-Apps, eine Kongressverwaltungs-Plattform und ein Online-Börsenspiel: Diese Projekte starten in diesem Monat in die dritte Runde von Think Big #Pro, der höchsten Förderstufe des Jugendprogramms Think Big.

Jugendliche, die mit viel Energie und Herzblut schon die ersten Schritte mit ihrer Projektidee gegangen sind, werden dabei mit  5.000 Euro, einem Arbeitsplatz für acht Monate in einem der deutschen Social Impact Labs und professionellem Coaching unterstützt. Mit dem Projekt Youvo entsteht so eine Online-Plattform zur Vernetzung von jungen kreativen Leuten und Nonprofit-Organisationen. Studierende der Bereiche Gestaltung, Medienproduktion und Kommunikation können damit online ein passendes Volunteering-Angebot finden, Praxiserfahrung sammeln und soziale Organisationen bei der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit unterstützen.

Von einem anderen Think Big #Pro-Projekt profitieren lokale Gemeinschaften in Kleinbetrieben und Unternehmen. Bei Labl.Frankfurt – Lust auf besseres Leben werden über eine App Informationen zu nachhaltigen Produkten und Betrieben in der Region bereitgestellt. Durch die Möglichkeit, im sozialunternehmerischen Umfeld des Social Impact Lab zu arbeiten, können die Jugendlichen berufliche Perspektiven ausloten und neben der Projektarbeit ihren eingeschlagenen Weg in Schule, Studium und Ausbildung weitergehen.

Selbstbestimmt lernen und agieren

Damit greifen die Projekte und Schülerfirmen mit Erkenntnissen aus der Wissenschaft ineinander. Jugendliche wollen lieber selbstbestimmt lernen und agieren, wie es unter anderem der Bildungsforscher Klaus Hurrelmann beschreibt: „Schon in der Schule wollen sie bestimmte Produkte und Dienstleistungen erstellen, die für ihre eigene Bildung nützlich sind, aber auch für die Nachbarschaft und das Gemeinwesen. Von ihnen selbst mitbetriebene Schülerfirmen sind hierfür ideal, die mit Betrieben und Einrichtungen außerhalb der Schule zusammenarbeiten." 

Das Jugendprogramm Think Big der Fundación Telefónica, der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) und O2besteht seit 2010. In den vergangenen Jahren beteiligten sich mehr als 48.000 Jugendliche zwischen 14 und 25 Jahren und setzten dabei mehr als 2.400 Ideen um. Die kreativsten Vorschläge erhalten finanzielle Unterstützung und Coaching, um das Projekt professionell umzusetzen. www.think-big.org

Seit 20 Jahren unterstützt die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) die Schülerfirmenarbeit durch Koordination, Qualifikation und Begleitung in den sechs östlichen Bundesländern. Seit 1996 hat sie dabei die Heinz Nixdorf Stiftung als verlässlichen Förderer an ihrer Seite. Derzeit umfasst das Fachnetzwerk Schülerfirmen der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) rund 520 Schülerfirmen, in denen sich mehr als 5000 Schülerinnen und Schüler engagieren. www.fachnetzwerke.net