14.02.2018 · Aktuelles / Thüringen

Mit der Nähmaschine zu mehr Selbstvertrauen

Elke Büdenbender näht ein Stück Stoff

© dkjs

Federmäppchen, Mützen, Schals und Kopfhörertaschen sind nur einige der Produkte, die die Schülerinnen und Schüler der Schülerfirma „ReOLi“ mit 6 Nähmaschinen zaubern. Mit ihrer Arbeit im Schülerunternehmen bereiten sich die Jugendlichen ganz praktisch aufs Berufsleben vor. Davon überzeugte sich am 12. Februar auch Elke Büdenbender, Frau des Bundespräsidenten und Schirmherrin der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS). Gemeinsam mit dem Wirtschaftsminister von Thüringen, Wolfgang Tiefensee, und Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein besuchten sie die Staatliche Regelschule „Otto-Lilienthal“ in Erfurt um die erfolgreiche Arbeit von „ReOLi“ zu würdigen.

Ganz professionell nahmen die Schülerinnen und Schüler ihre Gäste in Empfang und begleiteten Sie in ihre Nähwerkstatt. Dort stellt sich das Team erst einmal vor. Jenny geht in die 8. Klasse und ist bei ReOLI für den Ein- und Verkauf zuständig: „Ich habe in der Schülerfirma gelernt, Projekte zu planen und im Team zu arbeiten. Unsere Verpackungen nähen wir selbst, um nachhaltig zur arbeiten.“ Laura, 7. Klasse und stellvertrende Geschäftsführerin ergänzt: „Tolle neue Sachen können auch aus Altem entstehen.“ Eines der beliebtesten Produkte ist das selbst entwickelte „MüShirt“, bei dem die Mitarbeitenden aus den Lieblings-T-Shirts ihrer Kunden neue Mützen nähen.

In der anschließenden Teamsitzung besprechen die Jugendlichen, wer heute welche Aufgabe bearbeitet. Elke Büdenbender schaut Geschäftsführerin Janina über die Schulter. Die 12-Jährige erklärt, dass sie eine Tasche für Kopfhörer näht, die davor schützt, dass diese in der Tasche nicht verknoten. „Es ist beeindruckend zu sehen, mit welchem Enthusiasmus und Können die Jugendlichen in der Schülerfirma ReOLi ihre Ideen in die Tat umsetzen. Hier entdecken sie ihre Stärken, entwickeln kreative Lösungen und bereiten sich ganz praktisch auf den Übergang in das Berufsleben vor“, sagt Elke Büdenbender. Dann legt sie selbst Hand an, während Jasmina, 7. Klasse und seit zwei Jahren bei ReOLi, ihr erklärt, welche Naht als nächstes ansteht.

Es gibt so viele Wege. Wichtig ist hinzuschauen, was den Kindern liegt.

Nach dem Besuch der Nähwerkstatt tauschten sich die anwesenden Gäste mit Matthias Krahe, Programmleiter des Fachnetzwerks Schülerfirmen der DKJS, und Lehrkräften von drei Thüringer Schulen über die Arbeit in Schülerfirmen aus. Dabei wurde besonders betont, dass eine Ausbildung als gleichwertiger Bildungsweg neben Hochschulen gesehen werden muss.

Wie trete ich auf? Wie verkaufe ich mich? – mit diesen Fragen setzen sich die Jugendlichen bereits in der Schülerfirma auseinander und stärken neben Basisfähigkeiten auch ihr Selbstbewusstsein, dass sie in die Zeit nach der Schule mitnehmen. „Es macht ganz viel mit den Kindern. Die Konzentration an der Nähmaschine hält viel länger, die Kinder lernen mit Unwägbarkeiten umzugehen. Wenn eine Naht nicht schön ist, trennen sie sie wieder auf und lernen, dass man sie nochmal neu machen kann. Das hat auch einen Effekt auf den Unterricht“, sagt Mandy Kulschewski, Lehrerin an der Staatlichen Regelschule „Otto-Lilienthal“.

Im Gespräch wurde zudem deutlich, wie wichtig die persönliche Beratung und Begleitung der Schulen durch die Koordinierungsstelle Schülerfirmen Thüringen der DKJS ist. „Ohne die Unterstützung der DKJS hätten wir uns nicht zugetraut, eine Schülerfirma zu gründen“, ergänzte Kulschewski.

Mit Unterstützung der DKJS arbeiten bei ReOLi seit 2016 Jugendliche mit Lernschwierigkeiten und leistungsstarke Schülerinnen und Schüler zusammen und nähen von Handytaschen über Mützen auch die Verpackungen für ihre Produkte selbst. Und das so erfolgreich, dass inzwischen andere Schülerfirmen anfragen, ob sie ihre Produkte vertreiben können. Als Auszeichnung für ihre erfolgreiche Arbeit erhielt die Schülerfirma für das Schuljahr 2017/18 das Qualitätssiegel „Klasse Unternehmen“ des Fachnetzwerks Schülerfirmen der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung.