Lasst uns streiten!

Tanzende GEGENwürmer, eine Kiste voller Geheimnisse, Lametta und ein Tanz in der Virtual Reality. Am 30. Juni 2023 ging die vierte und letzte STREIT_KULTUR mit einem Festivaltag im FELD-Theater für junges Publikum grandios zu Ende. 

Zwei Wochen lang hatten sich Kinder und Jugendlichen aus 13 Kulturagenten-Schulen im sogenannten FELDlager damit auseinandergesetzt, wo, wie und warum sie mitmischen wollen. Vier der Schulen haben ihre Projekte zum Abschluss im Theater präsentiert. 

Schüler:innen mischen mit

Was lässt sich verhandeln, was nicht, was bedeutet Teilen und wo wollen wir mitmischen? In „STREIT_KULTUR #4: Mehr Mitmischen!“ ging es darum, den Faden aus der STREIT_KULTUR des vergangenen Jahres aufzunehmen und Mitmischen weiterzudenken: 

Wie können Schüler:innen ihre Themen voranbringen, Gestaltungsspielräume und Mitstreiter:innen dafür finden, ihrer Stimme Gehör verschaffen und Allianzen schmieden? Welche künstlerischen Mittel eignen sich dafür? Wie und wo wollen sich Schüler:innen einbringen oder gleich komplett übernehmen? 

Ziel des FELDlagers ist es, Begegnungen zwischen den 15 Teilprojekten aus dem Projekt „Streitkultur#4: Mehr Mitmischen!“ zu ermöglichen. Die Schüler:innen präsentieren sich an Austauschtagen und dem Abschlussfestival gegenseitig ihre Projekte und kommen so in einen Austausch.

Was Schule mit Politik zu tun hat

„Wie gehen wir miteinander um? Wo können wir uns einbringen? Auch das ist Politik und darum ist Schule ein wichtiger Baustein und Ort, um genau dort Antworten darauf zu finden und das auszuprobieren“, sagt Michael Hackenberger, freiberuflicher Schulberater, der am Festivaltag als Gast ins FELDtheater gekommen ist und der genauso wie auch die anderen erwachsenen Besucher:innen in Diskussionen einbezogen wurde.

Denn in großer Runde wurde heiß debattiert: Wie viel Partizipation und Mitbestimmung gab es in den diesjährigen Projekten? Warum kann Schule nicht erst um 10 Uhr beginnen? Bloß kein Ganztag! Wozu eigentlich Noten?  

Durch die Diskussion führten Schüler:innen der Fritz-Karsen-Schule, die als Team Friday die Organisation des Festivals übernommen hatten. In neongelb gekleidet moderierten sie, leiteten durch den Tag und Spiele an. Unterstützt wurden sie dabei von den Künstler:innen Nina Behrendt, Julius Brockmann und Ilayda S.

GEGENwürmer, Geheimnisse und Gender

In Performances, Tänzen und Spielen präsentierten die Schüler:innen dem begeisterten Publikum was sie in den letzten Tagen erarbeitet haben. 

So sind die Schüler:innen der Werbellinsee-Grundschule als NEINhörner und GEGENwürmer bei einer „absurd tierischen Tanzdebatte“ gegeneinander angetreten und haben ihren Beef als bewegtes Battle auf der Tanzfläche ausgetragen. (Beteiligte Künstler:innen: Julieta Figuroa und Felix Marchand)
 
Flüstern, tuscheln, deuten, freuen. In dem Stück der Rosa-Parks-Grundschule ging es um Geheimnisse, visuelle Kommunikation und einen rätselhaften Karton mit unsichtbaren Dingen drin (beteiligte Künstler:innen: Jan Kress, Julia Keren Turbahn, Ela Beysun). In Spielen entstanden Stimmungsbarometer und ein Kampf mit VR Brille und Laserschwertern entpuppte sich als Tanz. Bei einem Catwalk mit Make-Up-Artist und Drag Queens haben die Schüler:innen einer 7. Klasse des Robert-Blum-Gymnasiums Geschlechterrollen auseinandergenommen (beteiligte Künstler:innen: CHICKS* freies performancekollektiv).

Zum Abschluss verwandelte sich der Saal in ein großes Kino und Schüler:innen der Fritz-Karsen-Schule zeigten ihre Filme, in denen Themen wie „verbotene“ Liebe, Eifersucht, Familie und rassistische Diskriminierung verhandelt wurden.

STREIT_KULTUR – ein demokratiebildendes Netzwerkprojekt

Worüber wollen und sollen wir streiten? Wie machen wir das und was ist (vielleicht) auch gut an Konflikten? STREIT_KULTUR ist ein demokratiebildendes Netzwerkprojekt, das politische und Kulturelle Bildung miteinander verzahnt. Es ist auf Initiative des Programms Kulturagenten für kreative Schule Berlin in Kooperation mit dem FELD – Theater für junges Publikum entstanden und wurde vom Berliner Projektfond für Kulturelle Bildung gefördert. Seit 2018 setzen sich hier Berliner Schüler:innen künstlerisch mit gesellschaftspolitischen Themen ihrer (Lebens-)Welt auseinander. Beteiligt waren jährlich bis zu 13 Berliner Schulen aus über 7 Bezirken und zahlreichen Künstler:innen. 2023 hat STREIT_KULTUR zum letzten Mal stattgefunden.

Kulturagenten für kreative Schulen Berlin ist ein Programm der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, gefördert durch die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie des Landes Berlin.