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Junges Engagement ist inklusiv

© dkjs/D. Ibovnik

Heute startet die 17. Woche des bürgerschaftlichen Engagements mit dem Themenschwerpunkt „Engagement und Inklusion“.  Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) fördert mit verschiedenen Programmen das Engagement junger Menschen und motiviert sie, aktiv zu werden.

Der Blick auf bisherige Forschungen und Erhebungen im Engagementbereich zeigt, dass es nur wenige Erkenntnisse zum Engagement von Menschen mit Behinderungen gibt. Im Programm u_count – gemeinsam Gesellschaft gestalten hat die DKJS 2019 im Auftrag des Bundesjugendministeriums rund 1.200 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 15 bis 27 Jahren zu freiwilligem Engagement und Freiwilligendiensten befragt, darunter auch junge Menschen mit Behinderungen.

Freiwilliges Engagement von jungen Menschen mit Behinderungen

Der Anteil dieser Personen betrug bei u_count 13,4 % der Befragten. Davon gaben 54,9 % der jungen Menschen an, sich in den letzten zwölf Monaten engagiert zu haben, während es bei den Teilnehmenden ohne Behinderungen 67,6 % sind.

  • Freiwillig Engagierte mit Behinderungen lassen sich besonders oft in selbstorganisierten Gruppen und Verbänden, dafür seltener in klassischen Vereinsstrukturen finden.
  • Das wichtigste Motiv, sich zu engagieren, ist für diese Teilnehmenden „anderen zu helfen“. Dabei berichten sie oft von eigenen Erfahrungen als Anstoß für ein Engagement.
  • Bei den Motiven für ein Engagement gibt es kaum Unterschiede zwischen den bereits Engagierten mit und ohne Behinderungen. Für Erstgenannte ist der Grund, anderen zu helfen, von größerer Bedeutung als für junge Menschen ohne Behinderungen. In den Gesprächen mit den Teilnehmenden wurde das Motiv „eigene Betroffenheit“ oft angebracht. So ist es ihnen ein Anliegen, sich für Menschen mit Behinderungen einzusetzen und dazu beizutragen, dass diese weniger diskriminiert werden und für sie mehr Angebote entstehen.
  • Aufschlussreich ist auch der Blick auf die Informationskanäle, über die junge Menschen mit Behinderungen über ein Engagement informiert werden möchten: Informationsveranstaltungen und Printmedien wie Zeitungen und Amtsblätter spielen für sie eine deutlich geringere Rolle. Dafür sind digitale Medien für sie von größerer Bedeutung.
  • Teilnehmende mit Behinderungen engagieren sich besonders häufig in der außerschulischen Jugend- und Bildungsarbeit. Darunter fällt zum Beispiel das Erstellen von Aufklärungsvideos für YouTube. Außerdem sind die Themen Tier- und Umweltschutz sind aktuell sehr präsent.
  • Betrachtet man den Kompetenzerwerb durch Engagement, fällt auf, dass Befragte mit Behinderungen häufiger praktische, dafür aber seltener organisatorische Tätigkeiten ausführen als die vergleichbare Gruppe ohne Einschränkungen

Nimmt man die Freiwilligendienste in den Blick, lässt sich in Bezug auf die Bereitschaft,  einen Dienst aufzunehmen, kein Unterschied zwischen Teilnehmenden mit und ohne Behinderungen feststellen. Das Motiv, sich beruflich weiterzuentwickeln, ist für junge Menschen mit Beeinträchtigung seltener von Bedeutung. Dafür spielen die Gründe „Möglichkeit zur Auszeit“ und „Möglichkeit, von Zuhause auszuziehen“ für Befragte mit Behinderungen eine größere Rolle.

Handlungsempfehlungen für zivilgesellschaftliche Organisationen

  • Engagement bietet viel Potenzial für gesellschaftliche Teilhabe. Um dieses Potenzial noch mehr ausschöpfen zu können, wünschen sich die jungen Menschen mehr Barrierefreiheit an den Orten des Engagements. So sollten Vereine und Jugendeinrichtungen grundsätzlich für Rollstuhlfahrende erreichbar und Aufgaben so gestaltet sein, dass Menschen mit geringerer Schreibe- und Lesekompetenz sie ebenfalls durchführen können.
  • Als hemmenden Faktor für den Beginn eines Engagements nennen die jungen Menschen mit Behinderungen, dass sie selbst der Meinung sind, zu wenig Fähigkeiten mitzubringen, um sich einbringen zu können. So sagen viele, dass sie selbst beispielsweise besser lesen, schreiben und lernen müssten, um ein Engagement beginnen zu können. Hier gilt es, an der Stärkung der jungen Menschen zu arbeiten und ihnen Möglichkeiten zu bieten, sich mit ihren Fähigkeiten einzubringen.