05.07.2022 · Aktuelles / Berlin / Brandenburg / Mecklenburg-Vorpommern / Sachsen / Sachsen-Anhalt / Thüringen

Junge Moscheegemeinden im Spannungsfeld zwischen Diskriminierung und Dialog

© DKJS/ J. Fenske

Im Vergleich zu westdeutschen Moscheegemeinden, die zum größten Teil bereits seit Jahrzehnten bestehen und in Dachverbänden organisiert sind, gibt es Moscheegemeinden in den östlichen Bundesländern erst seit einigen Jahren, oft gegründet von Menschen mit Fluchtgeschichte.

Aktuell sind daher inhaltliche Fragen zum Thema Vereinswesen akut, von der Anerkennung der Gemeinnützigkeit über den Aspekt Vorstandswahl bis hin zur Umsetzung erster kleiner Projekte für Jugendliche, Frauen oder Familien. Entsprechend bietet das Programmteam jumenga Weiterbildungsworkshops an und hat Informationen rund um das Vereinswesen in einem zweisprachigen Themenordner für die Moscheegemeinden zur Verfügung gestellt.

Eine weitere Problematik ist die Raumfrage: Viele Moscheevereine suchen geeignete Räume für ihre Vereinsarbeit, die zudem – wie häufig – nicht am Rand in Industriegebieten liegen sollten. In diesen Räumen findet nicht nur das gemeinsame Gebet statt, sondern häufig auch Hausaufgabenhilfe oder Nachhilfe, Deutschkurse, Sozialberatung und vielfältiger Austausch und Begegnung. Ein Dauerthema ist die Diskriminierung im öffentlichen Raum wie auf dem Arbeitsmarkt, wo es insbesondere Frauen mit Hidschab trifft. Zudem fehlt es den Vereinen und deren Arbeit an Austausch, aber auch Anerkennung in der Gesellschaft. Kommunale Ansprechpartner:innen und Unterstützung zu bestimmten Themen über den Bereich der Integration hinaus sind noch zu wenig vorhanden, zum Beispiel Beratungs- und Hilfsangebote hinsichtlich Bildung, Jugendarbeit und Pflege.

Offen für Austausch

Dabei machen die Moscheevereine vielfältige Angebote: von Arabisch- und Deutschunterricht über Kochabende und Nähkurse, Ausflüge und Aktivitäten für Kinder, Sportangebote bis hin zu Nachhilfe und einer Kinderbibliothek. Zudem bieten die Gemeinden Unterstützung und Seelsorge für ihre Mitglieder sowie für alle anderen Menschen, die es brauchen – bis hin zur Obdachlosen- und Flüchtlingshilfe. Die Vereine öffnen sich und suchen den Austausch in ihren Kommunen durch Tage der offenen Moschee, Kooperationen zur Stadt, interreligiösem Austausch sowie interkulturelle Informationsveranstaltungen.

Das Netzwerktreffen nutzten die Moscheegemeinden auch, um jeweils ihre eigene Vereinsarbeit und ihre Angebote weiter zu planen: von Nachhilfe und Aktivitäten für Kinder, Kursen für Eltern, Kochunterricht und Frauentreffen über Schwimm- und Musikkurse, Computerkurse und ein Kunstatelier bis hin zu einem Garten der Religionen und einem Familiengarten. Für diese vereinseigenen Angebote und Projekte stellt jumenga den Vereinen Beratung sowie Fördermittel zur Verfügung.

Nachhaltige Vernetzung

Eine weitere, nachhaltige Möglichkeit für Vernetzung und Kooperationen bietet der „Dachverband der Migrant*innenorganisationen in Ostdeutschland“, kurz DaMOst e.V. Der Geschäftsführer Ayman Qasarwa und Nane Khachatryan, Projektleiterin des Kompetenznetzwerks für das Zusammenleben in der Einwanderungsgesellschaft, stellten Ziele und Inhalte des Verbands vor und tauschten sich mit den Vertretenden der Moscheevereine aus. jumenga wird diese Vernetzung weiterhin unterstützten.

Das Programm jumenga – jung muslimisch engagiert unterstützt Akteur:innen in zwölf ausgewählten Moscheegemeinden in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen dabei, ihr ehrenamtliches Engagement für und gemeinsam mit jungen Menschen zu professionalisieren. jumenga wird im Rahmen der Deutschen Islam Konferenz (DIK) durch das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) gefördert. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) ist mit der Umsetzung beauftragt.