17.05.2017 · Aktuelles

Jugend gestaltet die digitale Gesellschaft?

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Rund 130 Akteurinnen und Akteure aus Politik, Verwaltung und Verbänden setzten sich gestern in Berlin mit den Potenzialen digitaler Jugendbeteiligung auseinander: Wo gibt es Anknüpfungspunkte in Politik und Verwaltung zur jugendgerechten Gestaltung der digital geprägten Gesellschaft? Was sind Faktoren für eine wirksame Beteiligung? Wie können Kommunen, Verbände oder Vereine Jugendliche konkret und aktiv mit digitalen Werkzeugen und Medien beteiligen?

Bettina Bundszus, Abteilungsleiterin Kinder und Jugend im BMFSFJ, und Marie-Luisse Dreber, Direktorin von IJAB – Fachstelle für Internationale Jugendarbeit, machten deutlich, dass digitale Tools kein Selbstzweck sind, sondern es – in Zeiten, in denen das Vertrauen in demokratische Prozesse abnimmt – um die Förderung und die Gestaltung demokratischer Kultur und Strukturen geht. Junge Menschen seien bereit, sich zu engagieren und mitzugestalten, so Bettina Bundszus. Für die Jugendlichen sei die virtuelle Welt genauso real wie die analoge. „Digitale Jugendbeteiligung ist eine nachhaltige Investition in unsere Zukunft“, sagte Bundszus. Die Identifikation werde erhöht, wenn man die Jugendlichen dort beteilige, wo sie sich vor Ort befänden: in der Schule, im Verein, im Jugendzentrum, sagte Dreber.

Jugendliche selbst machten in der Podiumsdiskussion deutlich, dass eine digitale Beteiligung flächendeckend notwendig sei. „Hinsichtlich der Zukunft und vor dem Hintergrund des digitalen Wandels ist es wichtig, Jugendliche darauf vorzubereiten, an politischen Entscheidungsprozessen mitzuwirken. Das geht auf digitalen Wegen am besten. Man sollte Jugendliche da treffen, wo sie sich im Internet bewegen, und sie dann auch einbinden, in der Kommune, aber auch in der Schule, zum Beispiel bei der Klassensprecherwahl oder Schülerparlament. An diesem Beispiel kann man schon verdeutlichen, was ein demokratischer Wahlprozess ist und wie wichtig er ist“, so Jurastudent Eric, 21.

Wir müssen dorthin gehen, wo Kommunikation stattfindet

Die Jugendlichen gaben Tipps für die Kanäle und Werkzeuge, die Jugendliche nutzen: Facebookveranstaltungen, Twitter, Instagram und Snapchat. „Es muss einfach sein“, so ein Jugendlicher. Außerdem schrecke die formalisierte Sprache von Behörden und Kommunen ab. „Noch nie gab es so viele Kanäle und Tools. Wir müssen dorthin gehen, wo Kommunikation stattfindet“, sagte Franz-Reinhard Habbel vom Deutschen Städte- und Gemeindebund. Kommunen müssten ein kommunikatives Ambiente schaffen und bereit sein, Jugendliche ernst zu nehmen und einzubeziehen. Auch sei es wichtig, ihnen etwas zuzutrauen und Eigeninitiative zu fördern. Jugendliche seien risikobereiter als Erwachsene, diese Potential und die Ideen der Jugendlichen solle man nutzen und dafür auch entsprechende formale Rahmen schaffen. Dem gegenüber steht oft noch der Alltag der kommunalen Fachkräfte: Es fehle an Ressourcen, an Wissen, die digitale Welt werde noch als eine parallele wahrgenommen, Social Media wie Facebook dürfe oft nicht genutzt werden, erläuterte Nadine Paffhausen von der Koordinierungsstelle ‚Handeln für eine jugendgerechte Gesellschaft‘.

„Es fehlen Strukturen, z. B. in Gemeindeordnungen, und ein Verständnis darüber, warum es wichtig ist, Kinder und Jugendliche zu beteiligen“, sagte Anja Demme, KinderStärken e. V., Stendal, im Gespräch. Sie erinnerte daran, dass laut UN-Kinderrechtskonvention Kinder und Jugendliche ein Recht haben auf Mitbestimmung und Partizipation.

Praktische Tipps für ePartizipation gab es anschließend in vier Fachforen. Von Konzepten und Methoden über Werkzeuge bis zu Qualifizierungsangeboten sowie den Potentialen von Open Data in der Bürger- und Jugendbeteiligung.