25.03.2014 · Aktuelles / Berlin

„Jeder hat einen Wow-Effekt“

Theaterstück im Rahmen des Kulturagenten-Programms

© DKJS/K. Wondrak

Diskussionen um kulturelle Bildung drehen sich oft um strukturelle Fragen: Wie können Schulen und Kulturpartner zusammenarbeiten? Wie entstehen nachhaltige Kooperationen? Dabei ist es wichtig, diejenigen nicht aus den Augen zu verlieren, die letztendlich von den Angeboten profitieren: die Kinder und Jugendlichen. Wir haben Berliner Schüler aus zwei Kulturagenten-Projekten befragt.

„Beim Theaterspielen ist man frei. Alles was im Kopf ist, kann man machen“, sagt Zeinab und lacht. „Ich hätte nie gedacht, dass ich mal als mampfendes, lispelndes Mädchen auf der Bühne stehen würde.“ Die 15-Jährige hat im Rahmen des Kulturagenten-Programms ein Theaterstück für Grundschüler auf die Bühne gebracht: „Hasenpipi oder die große Wörterfabrik“. Es basiert auf einem Kinderbuch und handelt von einem Land, in dem man Wörter kaufen muss, um reden zu können.

Begleitet wurden die Zehntklässler der Berliner Herbert-Hoover-Schule von ihrer Lehrerin Jane Natz und der Schauspielerin Franziska Roloff. Die beiden haben die jungen Schauspieltalente gefordert und nicht nur Kreativität herausgekitzelt. „Man ist halt selbstbewusster geworden, auch wegen Frau Roloff“, sagt Zeinab. Die Proben seien gerade in der Schlussphase sehr anstrengend gewesen. Aber sie hätten sich immer wieder gegenseitig motiviert. Aus Mitschülern seien Freunde geworden. Und der Erfolg auf der Bühne hat schließlich alle Mühen wettgemacht. Zur Premiere kamen auch Eltern, Geschwister und Lehrer. „Denen hat es solchen Spaß gemacht.“ Doch am meisten haben sie sich über die Reaktionen der Grundschüler gefreut: „Die haben uns Plakate geschickt und Dankesbriefe mit ihren Lieblingsworten. Richtig süß.“

Zeinab sagt, dass Theater ein Teil ihres Lebens geworden ist. Bei der letzten Aufführung kullerten daher die Tränen – nicht nur bei ihr, sondern bei allen Beteiligten. Und was hat sie gelernt? „Auch wenn man dick, dünn, klein oder groß aussieht, jeder hat einen Wow-Effekt, jeder ist in seiner Art etwas Besonderes.“

„Es ist schon was Besonderes“

Sie standen nicht auf einer Bühne, sondern saßen im Publikum: Schülerinnen und Schüler der Wilhelm-von-Humboldt-Gemeinschaftsschule sahen im Kino Arsenal – mitten in Berlin am Potsdamer Platz – das Ergebnis ihrer Arbeit. Insgesamt 200 Kinder hatten anhand analoger Schnitttechnik die Grundlagen des bewegten Bildes erlernt. Sie haben Filmmaterial untersucht, am Schneidetisch gearbeitet und im Archiv des Arsenal - Institut für Film und Videokunst herumgestöbert.

„Es war cool, dass jeder sich einen Film aussuchen durfte, der dann gezeigt wurde“, sagt die 11-jährige Marie (Name geändert). Ausgehend von ihren Eindrücken aus ganz unterschiedlichen Filmen haben die Kinder Skizzen angefertigt. Daraus entstand schließlich ein neuer Film, den sie nicht nur im Kino zeigen, sondern auch archivieren durften. So können sie ihn auch in zehn Jahren im Arsenal-Archiv wiederfinden. „Es ist schon was Besonderes, weil es ein Film ist, bei dem man mitgemacht hat“, erklärt Marie. „Ich fand es gut, dass wir solche Möglichkeiten bekommen haben.“

Die Zusammenarbeit mit dem Arsenal wurde als wöchentliches Angebot in der Schule verankert. Derzeit arbeiten 36 Kinder der Jahrgänge eins bis sechs an der Vertonung ihres eigenen Stummfilms „Leander ist verschwunden“. Das Ergebnis soll im Juni 2014 im Arsenal präsentiert werden.

„Die Schülerinnen und Schüler müssen zum Glück keine Wörter kaufen, um reden zu können. Sie erzählen ganz offen und analysieren genau, wie kulturelle Bildung Spaß macht und was sie ihnen bringt“, sagt Christine Florack vom Berliner Landesbüro „Kulturagenten für kreative Schulen“. Die Zeit für die gemeinsame Auswertung sollte deshalb bei jedem Projekt eingeplant werden.

Partner

Kulturagenten für kreative Schulen ist ein Modellprogramm der gemeinnützigen Forum K&B GmbH, initiiert und gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes und die Stiftung Mercator in den Bundesländern Baden-Württemberg, Berlin, Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Thüringen in Zusammenarbeit mit den zuständigen Ministerien, der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V., conecco UG – Management städtischer Kultur und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung.