29.09.2014 · Aktuelles / Berlin

„Hier kann ich was bewegen!“

© dkjs/K. Zillmer

Jungunternehmer und Autor Felix Plötz im Gespräch mit Schülerunternehmern

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Jugendliche der Schülerfirmen im Austausch mit Berliner Start-ups zu Themen der Unternehmensführung. (Mitte: Anne-Kathrin Kuhlemann, Geschäftsführerin von Chido’s mushrooms)

Jeder siebte Schüler hat nur mangelndes Finanzwissen, so der jüngste Pisa-Test der OECD. Wie lässt sich aber gute ökonomische Bildung an Schule vermitteln? „Erst wenn junge Menschen Zusammenhänge in der Wirtschafts- und Arbeitswelt verstehen, können sie zu mündigen Bürgern – und Konsumenten – heranwachsen. Schülerfirmen können dieses Wissen vermitteln, wenn sie professionell begleitet werden“, sagte Matthias Krahe, Leiter des Fachnetzwerks Schülerfirmen der DKJS, auf dem Fachtag KLASSE UNTERNEHMEN in Berlin.

 Zu diesem hatte die DKJS anlässlich von 20 Jahren Schülerfirmenarbeit eingeladen. Wissenschaftler, Vertreter aus Landeskultus- und wirtschaftsministerien sowie die Schülerfirmenberater der DKJS diskutierten, welche Kompetenzen sich in Schülerfirmen vermitteln lassen und was Schulen brauchen, um dieses Format gut umsetzen zu können.

 „Schüler lernen viel mehr als ‚Schule’, weil sie in einer Schülerfirma ihre eigenen Ideen umsetzen und sich praktisch und vielseitig ausprobieren können. Das hilft ihnen auch später bei der Bewerbung für einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz, bestätigen uns ehemalige Schüler“, erläuterte die Deutsch- und Kunstlehrerin Heike Haas, die in Wismar die Schülerfirma school fashion begleitet.

 Selbstbestimmt lernen

 Dass Jugendliche lieber selbstbestimmt lernen, beschreibt der Bildungswissenschaftler Klaus Hurrelmann. Sie wollen selber agieren: „Schon in der Schule wollen sie bestimmte Produkte und Dienstleistungen erstellen, die für ihre eigene Bildung nützlich sind, aber auch für die Nachbarschaft und das Gemeinwesen. Von ihnen selbst mitbetriebene Schülerfirmen sind hierfür ideal, die mit Betrieben und Einrichtungen außerhalb der Schule zusammenarbeiten“, so Hurrelmann kürzlich im Tagesspiegel. Das bestätigen auch die Schüler: „Ich gehe nicht nur zur Schule, sondern ich will was machen. Hier kann ich was bewegen“, so der 17-jährige Felix St., der Ton & Film S-GmbH in Potsdam. Dass dazu Mut und Risikobereitschaft gehören, wurde im Austausch von Schülerfirmen mit Jungunternehmern von Berliner Start-ups beim Businesscake deutlich: „Wir haben in Deutschland Angst vorm Scheitern. Das muss sich dringend ändern. Denn wir lernen viel mehr aus unseren Fehlern“, so Anne-Kathrin Kuhlemann, Geschäftsführerin von Chido’s mushromms, die Pilze auf Kaffeesatz züchten. Auch der Jungunternehmer und Autor Felix Plötz ermunterte die Jugendlichen der Schülerfirmen zur Eigeninitiative: „Du brauchst keinen Dieter Bohlen, der dich zum Star macht.“

Gute Schülerfirmenarbeit braucht Qualität und Begleitung

Trotz Fächern wie WAT, Arbeitslehre oder Sozialkunde würde ökonomische Bildung immer noch nicht alle Schüler erreichen, stellte die Sozialwissenschaftlerin Prof. Dr. Birgit Weber in ihrem Vortrag gestern fest. Neben der Wissensvermittlung gehe es außerdem um die Persönlichkeitsbildung der Kinder und Jugendlichen. Diese werde besonders durch Schülerfirmen gefördert, so Weber. Für eine gute Schülerfirmenarbeit brauche es aber eine gute Einbettung an Schule sowie Qualitätsmaßstäbe.

 Dafür setzt sich die DKJS ein. Sie hat das bundesweite erste Qualitätssiegel KLASSE UNTERNEHMEN eingeführt, das in diesem Jahr erstmals vergeben wird.

In Schülerfirmen der DKJS setzen die Kinder und Jugendlichen ihre eigenen Ideen um, sie arbeiten langfristig und jahrgangsübergreifend mit eigener Rechtsform. Begleitet werden sie dabei von Schülerfirmenberatern, die die DKJS fortbildet und unterstützt.

Für das Qualitätssiegel können sich Schülerfirmen übrigens noch bis zum 15.10. bewerben: www.fachnetzwerk.net