05.11.2020 · Aktuelles / Hessen

HESSENbildung.digital: Kick-off der Netzwerkphase

© HessenChemie

Am 30.Oktober fand der Kick-off für zehn hessische Tandems aus Berufsschulen und ausbildenden Unternehmen in Form einer Hybrid-Veranstaltung statt. Für zwei Jahre arbeiten sie an Entwicklungsvorhaben zur Verbesserung der Lernortkooperation und der Implementierung von Konzepten digital gestützten Lehrens und Lernens.

Ursprünglich war der Kick-off als „Riesen-Sause“ am Wiesbadener Campus von HessenChemie geplant, so Gastgeber Jürgen Funk in seiner Begrüßung. Die aktuellen Maßnahmen gegen die Verbreitung des Corona-Virus erforderten jedoch die Umstellung auf ein Hybrid-Format: Ein Großteil der Inputgebenden sowie einige Vertreterinnen und Vertreter der Tandems waren unter Wahrung entsprechender Maßnahmen vor Ort, der Großteil schaltete sich digital hinzu. So starteten alle gespannt in einen Tag voller Impulse und ersten Planungen zu den Entwicklungsvorhaben in den Tandems. In seiner Umsetzung verkörperte der Kick-off damit, worum es im Netzwerk gehen soll und wozu alle in den letzten Monaten bereits die verschiedensten Erfahrungen gesammelt haben: Die Digitalisierung von Arbeitsweisen, Prozessen der Zusammenarbeit sowie von Lehren und Lernen.

Was bedeutet Digitalisierung?

Digitalisierung ist ein Hürdenlauf und die Hürden sind nicht klein, aber wenn wir sie überwinden, dann wird’s geil!“ Mit diesen Worten machte „Frau Professor“ Elisabeth Heinemann, ihres Zeichens Informatik-Professorin und Digitaloptimistin, den Teilnehmenden in ihrer Keynote „Lernen. Überall. Lebenslang. Und total smart.“ Mut für den Weg, auf den sie sich im Netzwerk begeben. Dabei öffnete sie den Blick über den Containerbegriff „Digitalisierung“ hinaus: Digitale Bildung bedeute nicht, die gleichen Texte auf dem Tablet statt auf Papier zu lesen, sondern auch das Wissen darum, dass man dieses Tablet vielleicht nicht 20 Stunden am Tag in der Hand halten sollte. Darüber hinaus bräuchte ich die Kompetenzen, die gelesenen Texte einzuordnen, beispielsweise Fake News zu erkennen.

Auch in Unternehmen heißt digitale Transformation nicht den Vertrieb mit Tablets auszustatten. Vielmehr geht es um die Weiterentwicklung von Kollaboration, darum, wie wir agil und mithilfe von Tools zusammenarbeiten – denn damit Menschen sich aus ihrer Komfortzone herausbewegen und sich auf Wandel einlassen, brauchen sie attraktive Lockmittel.

Den Blick weiten und Neues wagen

Im Anschluss zeigte Jan Hörnemann von AWARE7, wie Hacker vorgehen und sensibilisierte damit für Datensicherheit und gute Passwörter. Außerdem erklärte er welche Inhalte man im Internet bedenkenlos teilen kann – und welche eher nicht.

Beim letzten Workshop vor der Mittagspause probierten die Teilnehmenden mit Bertram Lettow, von der Privatschule Villa Wewersbusch, verschiedene Tools zur digitalen Kollaboration aus. In einem Padlet sammelten sie Antworten auf die Frage: „Was bedeutet Digitalisierung für dich?“ Dabei wurde eine große Bandbreite sichtbar: Viele neue Werkzeuge und Möglichkeiten für mobiles, zeit- und ortsunabhängiges (Zusammen-)Arbeiten und Informationsgewinnung, eine Erleichterung von Wissensaustausch und auch Spaß – auf der anderen Seite standen allerdings auch Punkte wie Informationsflut und Überforderung. Grundsätzlich sah sich die Mehrheit jedoch schon auf einem guten Weg.

Weiter ging es mit den App „Explain Everything“, die als Whiteboard und zum Erstellen von Screencasts genutzt werden kann und sich gut zur Erstellung kleiner Lehrvideos eignet, sowie „Conceptboard“, einer interaktiven Arbeitsfläche mit eingebauter Möglichkeit zur Besprechung. Ganz dem Anlass entsprechend traten die Teilnehmenden in Dreierteams dann noch in einem Chemie-Quiz über „Quizlet“ gegeneinander an – denn Lernen darf auch Spaß machen!

Kooperation ist essenziell

Nach der Mittagspause begrüßte Dr. Manuel Lösel, Staatssekretär im Hessischen Kultusministerium die Teilnehmenden. Er gab Einblicke in die Umsetzung des Digitalpaktes in Hessen, die Einbindung von Schulträgern, die Organisation von Lehrerendgeräten und IT-Support für Schulen – sowie in die aktuellen Absprachen zu Corona-Maßnahmen an den Schulen. Den Teilnehmenden gab er mit, dass besonders das duale System in Deutschland auch im Ausland als großes Erfolgsmodell angesehen wird. Dafür sei eine erfolgreiche Kooperation von Berufsschulen und Ausbildungsunternehmen ausschlaggebend – damit wünschte Dr. Lösel den Tandems gutes Gelingen bei der Teilnahme an #HESSENbildung.digital.

Mit gutem Beispiel voran

In der anschließenden Einheit gaben drei Referierende der Gruppe Einblicke in konkrete Best Practice-Beispiele aus ihrem beruflichen Alltag. Unter anderem wurden das „SELFIE“-Bewertungstool der Europäischen Kommission zur Selbstreflektion der digitalen Kompetenz von Schulen und das Projekt „DidA – Digitalisierung in der dualen Ausbildung“ vorgestellt, in dem das eigentlich für allgemeinbildende Schulen bestimmte „SELFIE“-Tool für die berufliche Bildung angepasst werden soll. Außerdem wurde den Teilnehmenden das „SAMR-Modell“ zur Einschätzung des Mehrwerts beim Einsatz digitaler Medien empfohlen.

Zum Abschluss des Tages ging es dann in die „Tandem-Lounge“: Die Mitglieder der einzelnen Tandems fanden sich dafür jeweils in ihren Microsoft Teams-Räumen ein und besprachen ihre Zielsetzung für die Teilnahme am Netzwerk. Sie verständigten sich dazu, was sie sich für die nächsten beiden Jahre vornehmen, wie sie es erreichen wollen und warum sie sich genau dieses Vorhaben setzen. In einem Blitzlicht stellten anschließen alle ihr Ergebnisse im Plenum vor. Die Entwicklungsvorhaben reichen von der Erstellung von Lernvideos im Labor zur Untermauerung der Theorie in der Berufsschule bis zur Einrichtung gemeinsam genutzter digitalen Austauschplattformen.

Wie geht es weiter?

Am 1. Dezember 2020 findet das nächste von insgesamt sechs Netzwerktreffen statt – aufgrund der aktuellen Lage wird es digital organisiert. Dabei werden die Tandems, angeleitet durch eine professionelle Prozessmoderation und eine Netzwerkleitung der DKJS, ihre Entwicklungsvorhaben weiter ausdifferenzieren und in die Umsetzung einsteigen.

Das Programm bildung.digital  unterstützt Schulen dabei, Konzepte der digitalen Bildung zu entwickeln und zu verankern. In den vergangenen zwei Schuljahren wurden mit Programmstelle bildung.digital – Netzwerk ganztägig bilden 40 Ganztagsschulen dabei begleitet. Darüber hinaus unterstütz das Programm aktuell zehn hessische Tandems aus Berufsschulen und ausbildenden Unternehmen, dabei ihre Entwicklungsvorhaben für Konzepte digitaler Bildung umzusetzen und weiterzuentwickeln.