10.02.2014 · Aktuelles

Hausbau statt Mathebuch

Zahlenschieber

© DKJS

Seit einem halben Jahr ist das Gymnasium Isernhagen in der Nähe von Hannover Mathe.Forscher-Schule. Im Moment machen gerade die Schülerinnen und Schüler des 5. Jahrgangs ihre ersten Schritte als Wissenschaftler. Ein Ortsbesuch.

Wenn Mathematiklehrerin Mareike Schirmer mit einem Bauhelm auf dem Kopf das Klassenzimmer betritt, wissen ihre Schüler genau, worum es geht. Die Fünftklässler werden zu Mathe.Forschern und finden gemeinsam mit ihrer Lehrerin heraus, wie viel Mathe Handwerker und Bauingenieure in ihrem Job benötigen. Sechs Wochen haben die Schülerinnen und Schüler Zeit, um zu planen, zu bauen und zu messen. „Dabei eignen sich die Schülerinnen und Schüler ein hohes Verständnis von Raum und Form an und lernen, mit Größen und Maßeinheiten zu rechnen – gleichzeitig stellen sie einen Bezug zu Berufen rund um den Bau eines Hauses her“, erklärt Mareike Schirmer.

Konkrete Fragestellungen

Statt eines Vortrags der Lehrerin liefern konkrete Forscheraufträge Anregungen: „Bei einem Haus soll die Fassade gestrichen werden. Wenn ihr wisst, wie weit die Farbe reicht, wie viele Eimer Farbe werden benötigt?“, lautet einer der Aufträge. Bei dieser Frage kommen die Fünftklässler ganz schön ins Grübeln. Über Quadratmeter haben sie in der Schule noch nichts gelernt, genauso wenig ist ihnen eine Formel zur Flächenberechnung bekannt. Zur Verfügung steht Ihnen aber ein Modell, das sie von einem Haus gebaut haben und das sie jetzt genauer unter die Lupe nehmen. Nach und nach suchen sie sich ihre eigenen Lösungen, ihre Ideen und einzelnen Schritte dokumentieren sie in Lerntagebüchern. So reflektieren die Schülerinnen und Schüler ihre Arbeit und sehen die Fortschritte.

Jeder geht seinen eigenen Weg

In der freien Forscherzeit geht jeder Mathe.Forscher seinen eigenen Weg – und das in seinem Tempo. Wo Fragen auftauchen, hilft Mareike Schirmer, ohne Lösungen vorzugeben. Zusätzlich liegen Karten mit Tipps und hilfreichen Fragen bereit. Ihre unterschiedlichen Lösungsansätze diskutieren die Schülerinnen und Schüler miteinander und präsentieren ihre Ergebnisse am Ende der Klasse. So erarbeiten sie sich zunächst einzeln und dann in der Gruppe neue mathematische Inhalte wie Potenzen und Flächenberechnung. In der anschließenden Vertiefungsphase arbeiten die Fünftklässler mit vorgegebenen Aufgaben. Gemeinsam wenden sie das neue Wissen auf komplexere Fragestellungen an und erarbeiten einen Merksatz zur Flächenberechnung. Das Ziel ist, dass in der nächsten Stunde alle Schülerinnen und Schüler den gleichen Wissensstand haben, trotz der individuellen Lernerfahrung.

Von anderen Schulen lernen

Mathe.Forscher-Schulen arbeiten in Netzwerken und tauschen sich aus. Das Gymnasium Isernhagen zeigt, wie das funktioniert. Die Unterrichtsidee hat Mareike Schirmer vom Georg-Büchner-Gymnasium in Hannover-Seelze übernommen, wo sie vor ihrer Zeit in Isernhagen unterrichtet hat. An ihrem neuen Einsatzort konnte sie die Mathe-Kolleginnen und -Kollegen schnell vom Mathe.Forscher-Ansatz überzeugen und so wird nun auch dort der Ansatz des forschend-entdeckenden Lernens erprobt und angewendet.

Für die Schülerinnen und Schüler ist der Unterschied zum üblichen Mathematikunterricht offensichtlich: „Wir schreiben auf, welche Gedanken wir bei den Fragen haben, auf welche Probleme wir stoßen und was uns sonst noch durch den Kopf geht“. erzählen sie  „Wir können etwas auszuprobieren und basteln. Dabei arbeiten wir nicht aus dem Buch.“ Und so können sie schon in der fünften Klasse stolz berichten, dass sie in der Lage sind, selbst die Fläche eines Hauses zu berechnen – wie ein echter Bauingenieur!

Partner

Mathe.Forscher ist ein gemeinsames Programm der Stiftung Rechnen und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, gefördert durch die PwC-Stiftung und die Klaus Tschira Stiftung.