04.09.2018 · Aktuelles / Berlin

Geflüchtete rappen in Berliner Ferienschule

Ein Schreibblock, auf den die Textzeilen des Raps geschrieben sind.

© KungerKiezInitiative e. V.

„Ich fühle mich wie verrückt, aus Sehnsucht nach der Heimat. Denkst du, das ist einfach?“, fragt der 15-jährige Ati in dem Rap-Song „Fliegen“. Gemeinsam mit anderen Jugendlichen rappt er im gleichnamigen Musikvideo über seine Gefühle und Erfahrungen. Die Flucht aus der Heimat ist dabei nicht für alle das bestimmende Thema. Abdullah, 14 Jahre alt, singt über das gemeinsame Frühstücken mit seinen Eltern und über seinen Traum, Präsident der Vereinigten Staaten zu sein – „dann wäre Trump weg und die Welt so, wie sie war.“ Entstanden sind Song und Musikvideo in den Sommerferien im Rahmen der Berliner Ferienschulen, einem Programm der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) gefördert durch die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie des Landes Berlin. Insgesamt gab es 1.100 Plätze für geflüchtete Kinder und Jugendlichen, um an den verschiedenen Angeboten der Berliner Ferienschulen teilzunehmen.

Der etwas andere Deutschunterricht

Das Angebot der Ferienschulen richtet sich an zugewanderte und geflüchtete Kinder und Jugendliche, die über keine oder nur geringe Deutschkenntnisse verfügen. „Sprache ist die Grundlage für ein selbstbestimmtes Leben. Junge Geflüchtete erhalten in den Berliner Ferienschulen die Möglichkeit, ihre Deutschkenntnisse auszubauen und damit ihre Bildungschancen zu erhöhen“, sagt Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres. Rappen und dabei Deutsch lernen: Für junge Geflüchtete wie Ati und Abdullah bietet dieser Ansatz die Chance, mit Bezug zu ihren Interessen die neue Sprache zu lernen. Das funktioniert nicht nur mit Rap. Die Angebote der Ferienschulen sind so vielfältig wie die Kinder und Jugendlichen selbst. Aktivitäten wie Skaten, Tanzen und Akrobatik helfen Mädchen und Jungen dabei, neue Stärken an sich zu entdecken. Die Ferienschulen bieten zudem Gruppen speziell für Mädchen an.

Mut für das Ankommen in Berlin

Träger der Jugendhilfe und gemeinnützige Vereine, wie die Kungerkiezinitiative in Alt-Treptow, führen die berlinweiten Ferienschulangebote durch. Die Initiative im Kungerkiez unterstützte in den Sommerferien unter anderem Ati und Abdullah bei der Produktion ihres eigenen Rap-Songs. „Die Jugendlichen erleben hier, manchmal zum ersten Mal, dass sie in kurzer Zeit – jeder für sich und alle für alle – etwas erreichen und erschaffen können. Sie hinterlassen in dem selbstgeschaffenen Film und den, in der für sie fremden Sprache, selbstverfassten Texten beeindruckende Botschaften an uns. Wirkungsvoller und befriedigender kann sich Sprachaneignung kaum gestalten“, erklärt Michael Reihnhold Schmitz von der Kungerkiezinitiative, welche die Jugendlichen beim Rap-Song unterstützte.

Auch in den Herbstferien wird es wieder Ferienschulangebote geben. Die Nachfrage ist erfahrungsgemäß hoch. Interessierte sollten sich deshalb rechtzeitig anmelden.

Berliner Ferienschulen. Sprachförderung, Bildung und Teilhabe für geflüchtete Kinder und Jugendliche ist ein Programm der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung gefördert durch die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie des Landes Berlin.