15.09.2023 · Aktuelles / Sachsen

Gebt uns Raum zum Wachsen!

Ich bin Pauline, 19 Jahre alt und komme aus Dresden. Ich war seit der 5. Klasse Klassensprecherin, viele Jahre im Schülerratsvorstand und zwei Jahre selbst Schülersprecherin der gesamten Schule. In die Schüler:innenvertretung bin ich eher durch Zufall reingerutscht. Eigentlich findet man ja an jeder Schule deutlich mehr Schüler:innen als Lehrkräfte und anderes Fachpersonal - aber die meisten Entscheidungen treffen trotzdem die Erwachsenen.  

Als ich mich dann mehr mit dem Thema Mitwirkung beschäftigte, habe ich gemerkt, wie genial es ist, mitzumischen und wie viele Möglichkeiten und Chancen wir Schüler:innen wirklich haben. Wir bekamen als Schülerrat 2020 selbst ein Seminar vom Programm Mitwirkung mit Wirkung. Dort wurden uns auf praktische und kreative Art und Weise die Grundlagen einer erfolgreichen Beteiligung am Schulalltag vermittelt. Daraufhin entschied ich mich, parallel auch ehrenamtlich in diesem Projekt mitzumachen und habe eine Moderationsausbildung absolviert. 

Seitdem bin ich regelmäßig zu verschiedenen Schulen in ganz Sachsen gefahren, um dort Seminare durchzuführen. Mit jedem weiteren Seminar habe ich mehr gemerkt, wie sehr ich für die Schüler:innenvertretung brenne, aber auch, wie viel noch zu tun ist!  

Warum ich Beteiligung wichtig finde 

Schule soll ein „Safer Space“ für junge Menschen sein. Ein Ort, wo sie sich in geschützter Atmosphäre ausprobieren, lernen, sich entwickeln können, um schlussendlich gut vorbereitet in die Arbeitswelt und das spätere Leben zu gehen. Deshalb ist Schule in meinen Augen genau der richtige Ort, um zu lernen, was Demokratie bedeutet, wie sie funktioniert. Aber auch, dass Demokratie bedeutet, sich mit Meinungen anderer Menschen auseinanderzusetzen und dass das auch durchaus Arbeit und Durchhaltevermögen erfordert. Dadurch entwickeln junge Menschen langfristig die Bereitschaft, sich auch außerhalb der Schule politisch zu engagieren.  

Nun bin ich bereits seit 7 Jahren in der Schüler:innenvertretung aktiv. In dieser Zeit habe ich vor allem gelernt, dass es wichtig ist, gemeinsam Ideen, Vorschläge zur Problemlösung und Kompromisse zu finden. Es war auch eine gute Möglichkeit, persönliche Kompetenzen zu entwickeln und zu stärken, wie Projekte managen, Diskussionen führen oder Konflikte bearbeiten. 

Mitwirkung von Schülerinnen und Schülern macht jede Schule besser 

Wenn junge Menschen sich mehr beteiligen (können), kann Schule zu einem Ort werden, wo sie gern hingehen und sich wohlfühlen. Ernst gemeinte Beteiligung fördert eine gute Schulgemeinschaft. Ich bin davon überzeugt, dass ein Perspektivwechsel und der anschließende Austausch darüber auch sehr wertvoll sind, denn junge Menschen haben bei einem Konflikt oder einer Projektumsetzung durchaus nochmal andere Ideen und Lösungen als eine erwachsene Lehrkraft. Das sollten wir nutzen. 

Beteiligung von jungen Menschen ist wichtig für unsere Gesellschaft 

Ich bin davon überzeugt, dass es auch für die Zukunft eine positive Wirkung bringt, junge Menschen in der Schule zu beteiligen. Wenn Kinder und Jugendliche schon in der Schule Demokratie praktisch erleben, beispielsweise durch das demokratische Durchführen von Wahlen oder die Wahrnehmung eigener Rechte wie freie Meinungsäußerung, können wir nachhaltig demokratische Strukturen schützen und rechte, demokratie- und menschenfeindliche Tendenzen verhindern. 

Mein Wunsch für die Zukunft 

Ich wünsche mir, dass Kinder und Jugendliche schon der Schule lernen können, die eigene Meinung zu sagen. Genauso wichtig ist aber, dass sie dabei merken, dass ihre Meinung wirklich gehört wird. Ich hoffe sehr, dass Beteiligung der Schüler:innen überall selbstverständlich wird: in jeder Schulform, in jeder Altersgruppe, an jedem Ort, in jeder Klasse. Dafür ist es in meinen Augen notwendig, dass junge Menschen an der richtigen Stelle Unterstützung und Verständnis erfahren. Aber auch die Freiheit zu bekommen, sich auszuprobieren ist megawichtig, denn manchmal entstehen aus den verrücktesten Ideen die besten Projekte oder Veränderungen. 

Jetzt ist meine Schullaufbahn zu Ende, aber trennen konnte ich mich von dem Thema Beteiligung noch nicht. Seit September bin ich FSJ’lerin im Programm Mitwirkung mit Wirkung und äußerst glücklich, dass ich mich weiter mit der Schüler:innenvertretung beschäftigen kann.