07.03.2022 · Aktuelles / Sachsen

Extraausgabe: Und plötzlich ist Krieg 

Das Dialogforum Was.Schule.bewegt. aus Sachsen bot am 3. März Lehrer:innen und Fachkräften der politischen Bildung eine Extraausgabe zur aktuellen Situation in der Ukraine. Über 320 Teilnehmende näherten sich gemeinsam dem Thema Krieg am Lernort Schule und tauschten sich über Informationen zur Einordnung der Lage und über Strategien zum Umgang mit der eigenen Unsicherheit und Angst aus. Vor allem Fragen rund um das professionelle Agieren im schulischen Kontext mit Schüler:innen wurden diskutiert. Mit fachlicher Expertise aus ganz unterschiedlichen Perspektiven wurde der Diskurs bereichert. Die folgenden Statements der teilnehmenden Expert:innen zeigen, wie fassettenreich und zugleich wie wichtig der Diskurs „Und plötzlich ist Krieg“ war:

Prof. Dr. Anja Besand, Professur für Didaktik der politischen Bildung, TU Dresden: „Wir müssen uns einfach super klar machen – der Satz, den ich jetzt sage, ist leicht zu sagen aber schwer zu leben – dass wir keinen Wissensvorsprung brauchen. Das ist in der Institution Schule manchmal schwer, weil das unser Selbstverständnis immer doch noch prägt.“ 

Prof. Dr. Stefan Garsztecki, Professur für Kultur- und Länderstudien Ostmitteleuropas, TU Chemnitz: „Wir werden erneut über Europa nachdenken müssen. Das gilt natürlich auch für die politische Bildung und Europa ist eben nicht nur die Europäische Union.“ 

Johanna Fabel, Studienleiterin Religionspädagogik, Theologisch-Pädagogisches Institut Moritzburg: „Als Seelsorgerin würde ich sagen, es ist nicht immer ganz so wichtig Sachen einzubringen, sondern erstmal zu hören und zu fragen, was wisst ihr denn, was beschäftigt euch. Wir haben Kinder und Jugendliche in den Schulen, die ein unglaubliches Durcheinander von Bildern haben, mit denen sie konfrontiert werden.“ 

Genia Loose, Systemische Beraterin: „Frieden beginnt vor allem in uns selbst. Das mag pathetisch klingen, aber wir sind nicht ohnmächtig. Wir können sehr viel tun in uns selbst und mit den Menschen ganz nah um uns herum. Dort fängt Frieden an. In Beziehungen entsteht die kleinstmögliche Zelle von Friedensarbeit.“ 

Michaela Bausch, Koordinatorin für politische Bildung, Landesamt für Schule und Bildung: „Wir haben unterschiedliche Gruppen von Schülern. Wir haben natürlich Kinder mit Migrationshintergrund, die Kriegserfahrung haben. Wir haben Kinder, die aus der Ukraine kommen. Wir haben Kinder, die aus Russland kommen. Und das jetzt als Lehrerinnen und Lehrer zusammen zu kriegen und wirklich eine Gemeinschaft herzustellen und den Kindern auch [...] Unterstützung und Sicherheit zu geben, das halte ich für sehr sehr wichtig.“ 

Das Dialogforum 

Das Dialogforum Was.Schule.bewegt. ist eine Kooperation der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung, der Schulstiftung der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, unterstützt durch Tobias Heinemann von ipunct.  
Einmal im Monat, bietet das Dialogforum insbesondere Lehrkräften, aber auch Schüler:innen, Eltern, Schulleitungen, Trägern unterschiedlicher Projekte für Schulen oder auch Vertreter:innen der Schulsozialarbeit oder aus Stadtverwaltungen in Sachsen einen Austauschraum, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Zu Beginn des jeweiligen Schuljahres werden die Themen der Reihe in einem Barcamp partizipativ mit den Teilnehmenden erarbeitet und festgelegt. Die Veranstaltungen finden dann jeweils am zweiten Donnerstag im Monat zwischen 16:30 Uhr und 18:00 Uhr statt. 

Extraausgabe 

Aus aktuellem Anlass haben sich die Kooperationspartner:innen kurz nach Ausbruch des Krieges in Europa und aufgrund der erwartbaren Folgen, auch für das sächsische Bildungssystem, zu einer Sonderausgabe der Reihe verabredet. So konnte sehr schnell auf einen Bedarf nach Impuls, Orientierung und Austausch reagiert werden. Die Einbindung von expliziten Expert:innen bildete hier eine Ausnahme im methodischen Setting, das üblicherweise und erfolgreich auf die Expertise der Teilnehmenden setzt.