21.07.2014 · Aktuelles / Thüringen

Ergebnisse aus dem Labor LandRAUM

© Grit Hiersemann

Zelte der DKJS-Regionalstelle Thüringen auf dem Sportplatz Hüpstedt

„Sind wir hier richtig?“ Das fragten sich die Mitarbeiter der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS), die vom 14. bis 18. Juli auf dem Sportplatz der Gemeinde Hüpstedt die Themenwoche „Labor LandRAUM“ veranstalteten. Gemeinsam mit Schülern und Schülerinnen der Dünwaldschule Hüpstedt, Gästen und Experten erforschten sie die Lebenswelt junger Menschen auf dem Land. Die Ergebnisse fielen zum Teil anders aus als erwartet …

Jugendliche, die sich langweilen, nur wenige Gleichaltrige kennen und auf dem Land keine Perspektive für sich sehen? Von all dem ist in Hüpstedt keine Spur! „Wir finden es hier toll“, sagen die Jugendlichen. „Das wollten wir erst gar nicht glauben“, so Ines Hempel, Leiterin der DKJS-Regionalstelle in Thüringen. „Aber dann haben wir uns gefragt: Was gelingt hier gut? Und welche Potenziale können bei den offenbar zufriedenen Jugendlichen noch geweckt werden?“

In Hüpstedt mit seinen rund 1.500 Einwohnern blüht das Gemeinwesen: Zwölf Vereine sind hier aktiv – ganz vorn der Feuerwehr- und der Sportverein. „Der starke Zusammenhalt in Familie, Nachbarschaft und Vereinen ist bemerkenswert“, sagt Ines Hempel. Ebenso wie die Freundlichkeit im Dorf: Ein Nachbar habe ihr ein halbes Kilo Eichsfelder Hackfleisch geschenkt. „Hausmannskost für die DKJS-Mitarbeiter im Camp!“

Es gibt nicht d e n ländlichen Raum

In Nachbarorten – nur wenige Kilometer entfernt – sähe es mit der Lebenssituation der Jugendlichen oftmals ganz anders aus, berichtet eine Mitarbeiterin der mobilen Jugendpflege. Da träfen sich Jugendliche am Bushaltestellenhäuschen und blickten weniger positiv auf das Landleben und in die Zukunft. Auch der Vortrag von Dr. Martin Rudolf (TU Dresden) beim LandRAUM-Fachtag auf dem Hüpstedter Gemeindesportplatz machte deutlich, was die Diskussionen und Erfahrungen aus dem DKJS-Camp bestätigen: Land ist nicht gleich Land und Jugend ist nicht gleich Jugend. Der eine zieht gesunde Luft, Natur und familiäre Verbundenheit vor, den anderen zieht es ins kulturelle Leben der Großstadt. „Wo kann ich noch ausprobieren, ob ich als Punk gut bin“, fragte Dr. Rudolf in die Runde.

Einig waren sich die Teilnehmenden des Fachtags, dass sich die Zukunft auf dem Land nur gemeinsam mit den Jugendlichen gestalten lässt. „Und auch die Jugendlichen in Hüpstedt – so haben uns ein paar Mädchen am Rande des Fachtags verraten – brauchen Impulse und Möglichkeiten, um selbst aktiv zu werden und sich zu beteiligen“, sagt DKJS-Schülerfirmenberater Andreas Siegmann. „Die kommunale Jugendbeteiligung muss Chefsache sein“, fordert ein anderer Teilnehmer.

Dafür werden die Weichen in Hüpstedt nun gestellt: Gemeindebürgermeisterin Sylvia Geißler, Ortsbürgermeister Frank Meyer, Landrat Harald Zanker und Schulleiterin Kathleen Mattig resümieren am Ende der Themenwoche: „Das hat so viel Spaß gemacht und wir machen unbedingt weiter.“ Die Ergebnisse des Fachtags fließen ein in die nächsten Gespräche der Verwaltung. Mit den Schülerinnen und Schülern und der mobilen Jugendpflege wollen sie die ersten Ideen weiterspinnen …

Die Erkenntnisse aus dem „Labor LandRAUM“:

  • Es gibt nicht den ländlichen Raum und auch nicht die Jugendlichen. Schon im Nachbarort 10 Kilometer weiter kann es ganz anders aussehen.

  • Es gibt kein Patentrezept. Nur mit den Menschen vor Ort kann es gelingen, jugendliche Lebenswelten im ländlichen Raum zu gestalten.

  • Die Jugend kann mehr und will mehr, wenn sie von Anfang an die Erfahrung macht, dass sich durch Engagement etwas verändern lässt.