13.06.2022 · Aktuelles / Berlin

Eltern als Bildungsgestalter

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Neben der Unterstützung beim Lernen und Bearbeiten coronabedingter Lernrückstände und der sozialen und emotionalen Begleitung und Entwicklung von lerngruppenbegleitenden Freizeitangeboten ist Elternarbeit eine weitere wichtige Säule für die Gestaltung des Bildungsweges der Kinder und Jugendlichen. Ziel ist es, die sorgeberechtigten Eltern in Hinblick auf ihre Fürsorgepflicht als „Bildungs- und Berufsberater:innen“ für ihre Kinder zu empowern. Dies beinhaltet eine intensive Zusammenarbeit von Eltern und Unterstützer:innen und einen regen Austausch untereinander. Damit die Arbeit mit Sorgeberechtigten erfolgreich sein kann, ist eine gesunde Vertrauensbasis Voraussetzung. Hier sind Stadtteilmütter und Integrationshelfer:innen von bedeutender Rolle, da sie aufgrund von ähnlichen Erfahrungswerten und Kulturen schnell eine Verbindung zu den Familien aufbauen können. 

Beim digitalen Fachaustausch am 25. Mai 2022 teilten unter anderem drei Stadtteilmütter ihre wertvollen Erfahrungen aus ihrem Alltag mit den Familien und konnten so ganz neue Impulse an die Mitarbeitenden der Träger weitergeben. 

Elternarbeit ist ein zentrales Thema

Elternarbeit ist ein zentrales Thema. Unter den Geflüchteten sind viele Familien mit Kindern, die in ‚unserem‘ System Platz finden sollen“, so die Mitarbeiterin eines Trägers. Weiterhin zeigt sie auf, dass Elternarbeit lebendig sein muss: „Um die Eltern zu erreichen, braucht man Brücken und vor allem Vertrauen. Erst dann kann man mit der Platzierung von Themen beginnen. Es ist also im Vorfeld wichtig, das System zu verstehen: Welche Rolle haben Frau/Mutter und Mann/Vater in der Familie? Erst danach können kulturelle Herausforderungen überwunden werden.

Familienfrühstück und gemeinsames Kochen als Brücke

Ein gemeinsames Familienfrühstück oder gemeinsames Kochen in einem Familienzentrum ist ein wichtiges Element, bei dem erstes Vertrauen zu den geflüchteten Familien aufgebaut wird. Eine der teilnehmenden Stadtteilmütter, die selbst als Geflüchtete auf die Angebote aufmerksam wurde, bestätigt, dass mit Musik, Essen und Spielen Familien und insbesondere Frauen auch ohne Sprache erreicht werden können. Man muss die Frauen aus den Unterkünften holen und sie begleiten, denn: „Starke Frauen bedeutet auch starke Kinder.“ Als Stadtteilmutter weiß sie, wie sich die Frauen fühlen, welche Erfahrungen sie durchleben mussten. Das schafft schnell eine Vertrauensbasis und ist der Schlüssel für den weiteren Erfolg. Ohne Vertrauen werden Angebote nicht in Anspruch genommen und die Familien öffnen sich nicht für Hilfsangebote.

Sprachliche Hürden gemeinsam überwinden

Insbesondere Personen mit Fluchtgeschichte haben viele Herausforderungen im Alltag zu meistern angefangen bei der Sprache. Stadtteilmütter sind hier eine große Unterstützung, indem sie die Familien bei Kita- und Schulgesprächen, Arztbesuchen oder auch Amtsterminen begleiten. Relevant sind die Aufklärung über das Berliner Bildungssystem, das Wissen über das Recht auf Bildung in Deutschland, über die Rechte als Eltern sowie über die Handlungs- und Beratungsmöglichkeiten, um den Kindern unterstützend zur Seite stehen zu können.

Kinder lernen mit ihren Eltern

Auch die Mitarbeitenden der Träger sind sich einig: Um die Eltern zu erreichen, muss Vertrauen aufgebaut werden. Das geht am besten mit Angeboten, bei denen einmal wöchentlich gemeinsame Aktivitäten unternommen werden. Dabei können in einem lockeren Rahmen Themen eingebracht werden. Ein Mitarbeiter eines Trägers aus Kreuzberg teilt seine Erfahrungen mit: „Der Sprachkurs an sich ist nicht so wichtig, sondern der Kontakt und Aufbau zu den Eltern. Ein Vertrauensverhältnis muss vorhanden sein. Man muss ein Element finden, was Menschen verbindet. Elemente sind oft die Kinder und Jugendlichen. So können Probleme frühzeitig erkannt und angegangen werden. Wenn die Kinder Vertrauen aufgebaut haben, dann öffnen sie sich oftmals auch als Erstes gegenüber dem Träger.

Beziehungsarbeit und Vertrauen stehen an erster Stelle

Beim offenen Austausch ziehen am Ende alle Teilnehmenden ein gemeinsames Fazit: Vertrauen ist die Basis für eine erfolgreiche Elternarbeit. Beziehungsarbeit steht an erster Stelle. Im Mittelpunkt stehen die Menschen mit ihren verschiedenen Hintergründen und Bedarfen. Auch sollte man nicht vergessen, dass die Eltern die Sorgeberechtigten sind, deren Meinung berücksichtig werden muss. Um noch mehr Familien erreichen und unterstützen zu können, wäre es wünschenswert, wenn sich noch mehr Frauen als Stadtteilmütter engagieren und die Arbeit der Träger so wertvoll begleiten können.

Durch die Angebote und Begleitung des Programms Integrative Mobile Jugend-Lern-Hilfe.Jetzt konnten in diesem Jahr bereits rund 1.000 Kinder und Jugendliche in Berliner Gemeinschaftsunterkünften erreicht und unterstützt werden.

Integrative Mobile Jugend-Lern-Hilfe.Jetzt ist ein Programm umgesetzt von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) und gefördert von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie des Landes Berlin. Das Angebot wurde gemeinsam entwickelt von der DKJS, der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie und dem Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten.