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Die Übersehenen

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Über ein Fünftel aller Schüler:innen eines Jahrgangs verlassen in Deutschland die Schule ohne oder mit maximal einem Ersten Schulabschluss (ESA). 22 Prozent der Schulabgänger:innen haben laut Statistischem Bundesamt das Schuljahr 2020/21 ohne bzw. nur mit Hauptschulabschluss beendet. Das sind 168.000 Jugendliche. Bis 2035 könnten es nach Prognosen der Länder jährlich fast 30.000 mehr sein. Obwohl zunehmend Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben, sind die Berufs- und Zukunftschancen dieser Jugendlichen vergleichsweise schlecht. Vielen von ihnen gelingt der Übergang oder der erfolgreiche Abschluss einer Ausbildung nicht, was nicht selten langfristige und meist negative Auswirkungen auf ihre weitere berufliche und persönliche Entwicklung zur Folge hat. Eine komplexe Problemlage, die bundesweit mit unterschiedlichen Einzelmaßnahmen und schwankendem Erfolg versucht wird abzumildern.  

Wir haben ein Problem

Mit der neuen Publikation „22 Prozent– Die Übersehenen am Übergang in die Ausbildung“ möchten wir das Thema laut machen und (wieder) auf die Agenda von Politik und in den gesellschaftlichen Diskurs heben. Dafür lasen wir junge Menschen zu Wort kommen und blicken gemeinsam mit Vertreter:innen aus Praxis und Wissenschaft auf die Gesamtsituation am Übergang – mit Beiträgen von Dr. Marc Calmbach und Dr. Christoph Schleer (SINUS-Institut), Dr. Sandra Garbade und Hartmut Sturm (Hamburger Institut für Berufliche Bildung), Prof. Dr. Dieter Euler u. v. m.

In der Publikation werden die Schwierigkeiten und Herausforderungen junger Menschen mit niedriger Schulbildung am Übergang anhand von vier Themenfeldern und drei Perspektiven betrachtet. Im ersten Kapitel geht es um das Hinschauen: Hier stehen die jungen Menschen selbst im Fokus – mit ihren Bedarfen, Hoffnungen und Nöten. Neben einem wissenschaftlichen Draufblick gewähren verschiedene Praktiker:innen in Gesprächen und Reportagen Einblicke in die Lebenswirklichkeit der Jugendlichen, während Betroffene selbst von ihrer Lebenssituation erzählen. Das zweite Kapitel widmet sich den Problemen am Übergang und der Frage nach dem Warum: Wieso scheitern Schulabgänger:innen auf dem Weg in eine Ausbildung? Im dritten Kapitel werden erfolgreiche Ansätze, Strukturen, Institutionen und vor allem Menschen vorgestellt, die Mut machen und (Zukunfts-) Perspektiven eröffnen. Das vierte Kapitel schaut in die Zukunft: Wie kann sie aussehen? Können wir sie voraussagen? Und wie kann sie gelingen?  

Es darf niemand verlorengehen 

Wie Frank Hinte, Geschäftsführer der DKJS, in seinem Schlusswort beschreibt, gibt es viele Gründe, warum Gesellschaft und Politik sich der Herausforderung stellen müssen, die Ausbildungschancen für Schüler:innen mit erstem oder auch ohne Schulabschluss dauerhaft zu verbessern. Der vielleicht aber wichtigste Grund ist: Wir brauchen diese Jugendlichen nicht nur, sondern wir wollen sie auch – weil jeder Mensch in unserem Land das Recht und die Chance auf ein erfülltes Leben und seine erträumte Zukunft haben soll.

 

Die Publikation „22 Prozent– Die Übersehenen am Übergang in die Ausbildung“ wurde von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung im Rahmen des Projekts „Zukunftsszenarien für die Berufsausbildung 2030“ angefertigt. Die Publikation wurde gefördert von der Soziallotterie freiheit+.