22.06.2020 · Aktuelles / Berlin

Deutschland braucht einen Zukunft-Schule-Pakt und nicht nur Erste-Hilfe-Pflaster

In der heutigen Online-Pressekonferenz anlässlich der DKJS-Gesellschafterversammlung appellierten Matthias Platzeck (SPD), Vorsitzender des Stiftungsrates der DKJS, und Roland Koch (CDU), Vorsitzender der Gesellschafterversammlung, an Bund und Länder, ihre Kräfte für einen Innovationsschub für unsere Schulen zu bündeln. Dabei sollten sie zivilgesellschaftliche Akteure wie die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung einbeziehen und als Katalysator nutzen.

„Statt Erste-Hilfe-Pflaster zu verteilen, sollten wir jetzt alle Kräfte in einem Schule-Zukunft-Pakt bündeln. Warum nutzen wir nicht dabei die Kompetenz zivilgesellschaftlicher Akteure wie der DKJS, um nachhaltig Wirkung zu erzeugen?“, fragt Koch und erinnert an den PISA-Schock von 2001, den Bund, Länder und Zivilgesellschaft mit einer großen gemeinsamen Aktion zum Ausbau von Ganztagsschulen überwinden konnten. Das Ergebnis zeige, dass Veränderungen möglich sind. Jetzt die Angebote der Stiftung, ihre Kompetenzen und Werkzeuge nicht zu nutzen, bedeute, Schicksale von Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften in größere Risiken zu bringen, als es nötig wäre.

Koch und Platzeck fordern mehr Digitalisierung an Schulen, warnen aber auch davor, dabei das Kindeswohl nicht aus den Augen zu verlieren. Koch betont: „Wenn jetzt digitales Lernen auf Technikausstattung reduziert und nur zwischen Politik, Verwaltung und IT-Anbietern verhandelt wird, besteht die Gefahr, dass die bereitgestellten Mittel nur oberflächlich wirken.“

Matthias Platzeck weist auch auf die Belastung und nötige Entlastung der Erwachsenen hin: „Viele Lehrkräfte und Eltern haben in den letzten Wochen Immenses geleistet und selbst viel dazugelernt. Wir dürfen sie nicht allein damit lassen, das umzusetzen, was ein Digitalpakt bereits vor vier Jahren versprochen hat. Die Krise bietet uns die Chance, mit unseren Schulen endlich einen wichtigen Schritt in Richtung Zukunft zu meistern.“

Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung hat aus ihrer Arbeit mit Lehrkräften, Schulverwaltungen, Schülern, Schülerinnen und Eltern 5 Lessons formuliert:

2 der 5 Lessons aus Corona, die Schulen für die Zukunft fit machen, Familien unterstützen und Schüler stärken

1. Wirksame Online-Qualifizierungen für Lehrkräfte anbieten

Das Fortbildungssystem für Lehrkräfte war beim Umstieg auf Fernunterricht so gefragt wie noch nie, hat aber in der Krisensituation kaum stattgefunden.

Vorschlag: Schnelle, unkomplizierte und leicht skalierbare Online-Grundkurse zur Nutzung digitaler Medien z.B. Didaktische Grundlagen, Einführung in die Lernplattform des Landes, Erprobung erster Tools, Datenschutz etc. wie eine Adhoc Online-Akademie für pädagogisches Personal in bildung.digital sowie die Begleitung von Fortbildungsinstituten zum Aufbau eigener digitaler Fortbildungsinfrastrukturen.

2. Soziale Lernräume stärken

Lernerfolg braucht ein unterstützendes soziales Gefüge – in der Schule, im Sozialraum und zuhause, sonst hat Wissensvermittlung keinen Nährboden. Vorschlag: Sozialarbeit und Jugendhilfe einbinden, um auch Kindern und Jugend­lichen in benachteiligenden Lebenslagen Freude am Lernen zu vermitteln und beim Schließen von Lernlücken zu helfen. Das könnten LernBrücken für Schüler an Brennpunktschulen oder Camps für Versetzungsgefährdete sein.

„Für alle beiden Handlungsfelder gibt es in der Zivilgesellschaft erprobte und wirkungsvolle Lösungsansätze, die es aufzunehmen und zu transferieren gilt“, so Matthias Platzeck.