23.09.2014 · Aktuelles

Das Geheimnis guter Beziehungen

Bundeskongress für frühe Chancen 2014

© DKJS/Piero Chiussi

Wie sieht eine gute Zusammenarbeit im Bereich der frühen Bildung aus? Welche Formen gibt es und wozu brauchen Kommunen überhaupt welche? Beim diesjährigen Bundeskongress für frühe Chancen drehte sich alles um das Thema Kooperationen.

GEMEINSAM für jedes Kind – unter diesem Motto trafen sich in der Berliner Urania zwei Tage lang fast 800 Akteure aus der frühen Bildung, Betreuung und Erziehung. Darunter fast 250 Erzieherinnen und Erzieher, gut 150 Vertreter aus Jugendämtern und Verwaltung sowie ca. 300 Vertreterinnen und Vertreter aus Kindertagespflege, Familienzentren, Mehrgenerationenhäusern, von Wohlfahrtsverbänden oder freien Trägern.

Anhand von Praxisbeispielen, in Workshops und Fachvorträgen wurden die Chancen und Tücken der Zusammenarbeit unterschiedlicher Akteure und Institutionen im Bereich der frühen Bildung beleuchtet. Gemeinsam wurden Lösungsstrategien für Knackpunkte und Herausforderungen diskutiert und entwickelt. „Gute Beziehungen entstehen dadurch, dass sich die Partner gegenseitig dabei unterstützen mit schnellen Affekten umzugehen. Probleme spricht man am besten gleich an – dann kann man mit der Zeit zusammenwachsen“, empfiehlt Psychoanalytiker Wolfgang Schmidbauer im Podiumsgespräch.


Erfahrungen mit anderen Initiativen teilen


Strategien für gutes Zusammenwachsen und Zusammenwirken entwickelten die Teilnehmer gemeinsam: „Wir hatten uns vorgenommen, in unserer Gemeinde die Kindertagesstätten und die Kindertagespflege enger zu vernetzen. Darüber waren sich alle einig. Trotzdem sind wir in unseren Treffen über einen Austausch nicht hinaus gekommen und haben letztlich trotz großem Willen auf allen Seiten nicht viel erreicht.“ Diese Geschichte einer Kongress-Teilnehmerin kommt vielen bekannt vor. Auch wenn sich alle Beteiligten mit einer Idee identifizieren können, ist der Weg zu einer tragfähigen Kooperation häufig noch weit. „Alle sind bereit und möchten eine Kooperation, aber das reicht nicht. Man muss auch klären was genau das Ziel für so eine Kooperation ist und was konkret erreicht werden soll“, rät Dr. Holger Nieberg vom Träger „Frühe Hilfen“ aus Hannover. Meilensteinpläne und messbare Teilziele wurden im Workshop als wichtige Bausteine einer gelungenen Kooperation benannt.


Austausch in Fachforen, Seitenblicken, Baustellen und „Muckibuden“


Ob beim Fachvortrag „Vielfalt gestalten – Was ist eigentlich eine Willkommenskultur?“ von Prof. Dr. Maria do Mar Castro Varela, Alice Salomon Hochschule, Berlin oder im Seitenblick des Ameisenforschers Dr. Volker Witte aus München – überall wird gemeinsam gedacht und diskutiert. „Der Vortrag zum Thema Willkommenskultur hat mir einen neuen Blickwinkel auf meine tägliche Arbeit eröffnet. In der aufsuchenden Familienhilfe halte ich es für ganz wichtig, seine eigene Haltung gegenüber den Familien immer wieder zu hinterfragen. Ich nehme konkrete Anregungen für die Zusammenarbeit mit Eltern mit nach Hause“, zeigt sich eine Teilnehmerin begeistert. In sogenannten Muckibuden finden Trainingseinheiten für die praxisnahe Arbeit statt: Zeitmanagement, wertschätzende Kommunikation oder Fundraising sind wichtige Themen für eine gelingende Netzwerkarbeit.


„Wer nicht will findet Gründe, wer will findet Wege“, resümierte eine Teilnehmerin aus der Workshopreihe „Baustellen“. Ihre kleine Kongress-Weisheit gab sie gleich weiter. An einer Teestation konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Denkanstöße und Einsichten in Sachen Kooperation aufschreiben. Der nächste griff zu einem Teebeutel und tackerte sich den Spruch ans Bändchen. Ein kleine inspirierende Essenz aus zwei großen Kongresstagen.