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chatGPT – Revolution in Deutschlands Klassenzimmern?

Portrait Stefan Schönwetter

© dkjs/ A. Forner

Stefan Schönwetter

Stefan Schönwetter setzt sich als DKJS-Experte für Digitale Bildung mit aktuellen Themen und Trends in der deutschen Bildungslandschaft auseinander. Ein Thema, an dem man im Moment nicht vorbeikommt, ist ChatGPT. Seit November 2022 sorgt das Tool für ordentlich Wirbel bei Bildungsmacher:innen und Lehrkräften. Warum das so ist und welche Fragen dadurch aufgeworfen werden, erläutert Stefan Schönwetter im Interview.

Was ist chatGPT überhaupt und welche Rolle spielt es im Bildungsbereich?

ChatGPT ist ein Open Source-Chatbot von open.ai, der auf künstlicher Intelligenz (KI) basiert. Dadurch ist er in der Lage, unterschiedlichste Fragestellungen selbstständig zu beantworten. Das sorgt im Bildungswesen natürlich für Aufsehen: Viele Lehrkräfte fragen, wie sich ein solcher Bot auf ihre Unterrichtsformen und vor allem auf das Verhalten ihrer Schüler:innen auswirkt. Lassen sie ihre Arbeiten in Zukunft von ChatBots schreiben anstatt sich selbst kritisch und intensiv mit Fragestellungen in ihren Schulfächern auseinanderzusetzen? Das versetzt vor allem Lehrer:innen, die der Digitalisierung an Schulen bisher eher vorsichtig gegenüberstehen, in Sorge. Für die meisten Lehrer:innen, die digitale Elemente in ihrem Unterricht bereits nutzen, sind KI-Tools hingegen nichts Neues.

Sie haben kürzlich einen Artikel zu chatGPT veröffentlicht, in dem Sie sich durchaus kritisch dazu äußern.

Es ist nicht so, als sei chatGPT vom Himmel gefallen. Seit vielen Jahren gibt es KI-Tools im Edu-Bereich, nur hat keines bisher so viel Öffentlichkeit erfahren wie chatGPT. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass chatGPT das beste KI-Tool ist, dass wir im Edu-Bereich kennen. Ich habe vor allem zwei Erfahrungen mit chatGPT gemacht, die meine Neugier auf die Verwendung des Tools im Bildungsbereich deutlich geschwächt haben: Erstens hat die KI in meinen Anwendungen nicht signifikant dazugelernt und zeigt im Einsatz noch Fehler, die open.ai bisher nicht korrigiert hat. Und zweitens ist chatGPT – obwohl die Werbung es anders verspricht – keine eigene Intelligenz, sondern lediglich ein sehr gutes Datenverarbeitungstool.

In Ihrem Artikel gehen Sie nicht nur auf die technischen Komponenten von chatGPT ein, sondern setzen sich auch mit sehr bildungswissenschaftlichen Fragen auseinander.

Richtig, mir fallen hier mehrere große und zentrale Fragen ein: Zum Beispiel zum Autoritätsverständnis in deutschen Klassenzimmern, das Abschaffen klassischen Faktenwissens als Sinnbild für postmodernes Wissen, zur Bereitschaft, Lehr- und Lernmethoden weiterzuentwickeln, und danach, welche Rolle Digitalisierung im Bildungsbereich spielt. Wir schaffen mit Programmen wie bildung.digital wichtige Impulse und vernetzen Akteur:innen im Bildungsbereich zu digitalen Themen, aber die Lehrkräfte berichten immer wieder, dass sie schon früh an Grenzen der Umsetzbarkeit, sowohl technisch als auch bildungsethisch, stoßen. Hier gibt es also nach wie vor viel zu tun. Ich bin gespannt, welche Neuerungen uns in den nächsten Jahren erwarten und vor allem auch, wie wir solche Prozesse aktiv ausgestalten können.

Stefan Schönwetters Artikel „Warum ausgerechnet chatGPT?“ erschien am 16. Januar 2023 auf LinkedIn.

Das Programm bildung.digital unterstützt Schulen dabei, Konzepte der digitalen Bildung an ihren Schulen zu entwickeln und zu verankern. Die Erfahrungen und Ergebnisse aus der Programmpraxis werden auf einem Online-Portal bereitgestellt. „bildung.digital – Themenportal für Schulen“ möchte Schulen deutschlandweit durch Erfolgsgeschichten und konkrete Umsetzungsbeispiele inspirieren. Es befördert die Neugierde und den Mut der Schulen, sich auf das Themenfeld einzulassen und mit Hilfe von digitalen Medien einen Mehrwert für ihr Bildungsangebot zu schaffen. Das Programm bildung.digital ist eine gemeinsame Initiative der ARAG SE und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung.