25.11.2014 · Aktuelles / Sachsen

Bildung und Teilhabe für junge Flüchtlinge

© DKJS/Björn Bernat

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Auf dem Fachtag "Ankommen in Deutschland" rückten die Bedürfnisse und die Perspektive junger Geflüchteter in den Mittelpunkt: Welche Rahmenbedingungen und Kooperationen ermöglichen eine lebendige Willkommenskultur?

Ein Drittel der Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, sind Kinder und Jugendliche. Die meisten von ihnen sind unter 10 Jahre alt. Wenn sie nach oft jahrelanger Flucht in Erstaufnahmestellen oder Flüchtlingsunterkünften eintreffen, haben sie nicht nur traumatische Erlebnisse im Gepäck. Sondern auch Bedürfnisse wie alle Kinder: Sie wünschen sich Sicherheit, wollen spielen, lernen, sind voll Neugier und Wissensdurst.

"Erfahrungen, Kompetenzen und Ressourcen"

Der von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) organisierte Fachtag „Ankommen in Deutschland – Bildung und Teilhabe von geflüchteten Kindern und Jugendlichen“ lenkte den Blick auf diese Problematik. Und das Interesse an der Veranstaltung in Leipzig war groß – hatten sich doch im Vorfeld weit mehr Menschen angemeldet, als Plätze zu vergeben waren. Dieser Andrang unterstreicht die Dringlichkeit des Themas: Was können Bildungseinrichtungen, Kommunen, Initiativen und Behörden tun, um minderjährigen Flüchtlingen ein gutes Ankommen zu ermöglichen und die Basis für eine erfolgreiche Integration zu schaffen?

„Statt einen Menschen als Flüchtling abzustempeln, müssen wir dessen Erfahrungen, Kompetenzen und Ressourcen erkennen und fördern. Nur so können Flüchtlinge ihr eigentliches Potenzial ausschöpfen“, sagte Prof. Louis Seuwka in seinem Eingangsvortrag.

"Einen Platz anbieten"

Flüchtlingskinder haben – wie alle Kinder – Anrecht auf die Einhaltung der Kinderrechte, wie sie die UN-Kinderrechtskonvention, das Grundgesetz und das Deutsche Kinder- und Jugendhilferecht verbindlich fixieren. In der Praxis ist der Zugang zu Bildungseinrichtungen und sportlichen oder kulturellen Angeboten oft eingeschränkt. Unterschiedliche Zuständigkeiten erschweren praktische und schnelle Hilfen.

„Wirklich ankommen können geflüchtete Kinder und Jugendliche nur dort, wo sie willkommen sind und nicht nur als organisatorisches Problem gesehen werden“, betonte Dr. Heike Kahl von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung. „Dazu gehört, ihnen einen Platz anzubieten. Z.B. in der Kita, der Schule, im Theaterprojekt oder im Sportverein.“

"Im engen Schulterschluss"

In Workshops und der abschließenden Podiumsdiskussion tauschten sich 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Politik, Verwaltung, pädagogischen Einrichtungen und bürgerschaftlichen Initiativen mit geflüchteten Jugendlichen über die Situation und Bedürfnisse junger Flüchtlinge aus.

„Aktuell gibt es zu wenig Vernetzung der Akteure untereinander, um auf politischer Ebene wirklich etwas erreichen zu können. Aber es funktioniert nur im engen Schulterschluss, wenn parteiübergreifend agiert wird“, lautete ein Fazit aus der Podiumsdiskussion.