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Bessere Zukunftschancen für alle Jugendlichen

© DKJS/Caro Kadatz

Fachaustausch zum Übergang Schule-Ausbildung am 19.10.2023 

Das Problem trotz vieler offener Ausbildungsstellen keine Lehrstelle zu finden oder eine Ausbildung abzubrechen, betrifft vor allem Jugendliche mit formal niedriger Schulbildung – mit zum Teil drastischen Folgen: Das Risiko arbeitslos zu werden etwa ist für Ungelernte sechsmal höher als mit einer abgeschlossenen Ausbildung. Experten blicken mit Sorge auf die Zukunftschancen dieser jungen Menschen, die ohne oder nur mit einem geringen Abschluss die Schule verlassen. Es sind 22 Prozent aller Schulabgänger:innen bundesweit und jedes Jahr.  

Fachaustausch im Schloss Bellevue

In der Debatte um den Fachkräftemangel werden diese jungen Menschen kaum thematisiert. Das will die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) nicht akzeptieren und setzt sich für bessere und deutlich fairere Ausbildungs- und Zukunftschancen ein. Auch weil in kaum einem anderen Land Herkunft und Bildungserfolg so eng verknüpft sind. Zusammen mit ihrer Schirmherrin Elke Büdenbender lud die DKJS rund 100 Expert:innen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Praxis zu einem Fachaustausch ins Schloss Bellevue ein und stellte die neue Publikation „22 Prozent – Die Übersehenen am Übergang in die Ausbildung“ vor.  

„Der Handlungsdruck wird größer, denn der Anteil und auch die Zahl junger Menschen mit niedriger Schulbildung werden ohne Reformen laut Hochrechnungen der Länder bis 2030 weiter steigen“, sagt Andreas Knoke-Wentorf, Mitherausgeber der Publikation. Frank Hinte, Geschäftsführer der DKJS, appelliert deshalb: „Wir können, wollen und dürfen es uns nicht leisten, dass Jahr für Jahr so viele junge Menschen, deren Anzahl der Einwohnerzahl von Städten der Größe wie Osnabrück, Heidelberg oder Darmstadt entspricht, die Schule mit derart schlechten beruflichen Zukunftsperspektiven verlassen. Wir brauchen diese Jugendlichen nicht nur, sondern wir wollen sie auch!“ 

Hürden am Übergang – was hilft

Die Geschäftsführerin der DKJS, Anne Rolvering, betonte beim Fachaustausch die Notwendigkeit einer Doppelstrategie: „Wir müssen dafür sorgen, dass alle Jugendlichen am Ende der Schulzeit über das Wissen, die Kompetenzen und die Zuversicht verfügen, die sie für den Übergang in Ausbildung und Beruf benötigen. Und natürlich müssen wir diejenigen besonders unterstützen, für die der Übergang dennoch eine Hürde bleibt.“ 

Diese Ansätze können, so Knoke-Wentorf, dazu beitragen, die Übergangschancen für Jugendliche mit max. ESA (Erster allgemeinbildender Schulabschluss bzw. Hauptschulabschluss) zu verbessern: 

  1. Stärken & Potenziale konsequent fördern und auch außerschulisch erworbene Kompetenzen anerkennen
  2. Praxisorientierte Berufsorientierung und individuelle Begleitung am Übergang ermöglichen – von der Schule bis zur Ausbildung
  3. Flexible und attraktive Ausbildungs(zu)gänge schaffen, z. B. durch Förderung von Mobilität,  Teilqualifikationen und verlängerte Bildungszeiten
  4. Zuständigkeiten bündeln und Verantwortungsgemeinschaften auf allen Ebenen stärken durch Jugendberufsagenturen, Runde Tische und starke Allianzen

Das Thema steht auch im Fokus einer Web-Konferenz zum diesjährigen Tag der Bildung am 8. Dezember 2023 von 11.00 bis 12.00 Uhr, zu der die DKJS und die Bertelsmann Stiftung gemeinsam einladen.