06.12.2017 · Aktuelles

Berufsschulen im Blick

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2.1 Millionen Jugendliche besuchten 2016 eine von ca. 8.800 beruflichen Schulen in Deutschland. 10.300 geflüchtete junge Menschen bewarben sich bei der Bundesagentur für Arbeit um Ausbildungsstellen. Dennoch: Die Zahl der Berufsschülerinnen und Berufsschüler sinkt seit Jahren deutlich, und immer mehr Ausbildungsverträge werden frühzeitig gelöst. Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung hat sich dieses komplexe und bisher wenig beachtete Themenfeld in den letzten Monaten genauer angeschaut und nun Erkenntnisse, Ableitungen und Handlungsempfehlungen veröffentlicht.

Fünf große Herausforderungen für Berufsschulen

Bei acht regionalen Dialogveranstaltungen, in Interviews und Expertengesprächen mit insgesamt mehr als 220 Personen wurden fünf große Herausforderungen identifiziert, mit denen sich Berufsschulen in Deutschland konfrontiert sehen: Ein Hauptproblem ist das schlechte Image, das Berufsschulen bei Jugendlichen, Eltern und auch in Teilen der Öffentlichkeit haben. Zunehmend erscheinen sie als Bildungsort der zweiten Wahl, was bei Auszubildenden, Berufsschullehrkräften und Schulleitungen selbstverständlich Spuren hinterlässt. Weitere Schwierigkeiten wurden beim Thema individuelle Förderung erkannt. Diese ist jedoch besonders wichtig, wenn man in Betracht zieht, dass gerade für leistungsschwächere Jugendliche die beruflichen Schulen häufig die letzte Bildungschance darstellen. Die Ressourcen und die Aufmerksamkeit von Berufsschulen wird im "Alltagsgeschäft" benötigt. Kooperationen, zum Beispiel die so wichtige enge Zusammenarbeit mit Ausbildungsbetrieben, Lobbyarbeit oder inhaltliche Weiterentwicklungen kommen zu kurz.

Handlungsansätze

Was können wir tun, damit Berufsschulen diese Herausforderungen bewältigen können und auch in Zukunft die betriebliche Ausbildung mit Bildungsangeboten in hoher Qualität flankieren? Wie schaffen wir es auch in zehn Jahren noch, allen Jugendlichen durch eine duale Ausbildung den erfolgreichen Übergang in die Berufswelt zu ermöglichen? Im Diskussionspapier leitet die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung sieben Handlungsansätze ab: Unter anderem können eine gute Berufsorientierung für Jugendliche sowie kontinuierliche Qualitätsentwicklung an Berufsschulen dazu beitragen, den Herausforderungen zu begegnen. Gestärkte Kooperationen zwischen Schulen und Ausbildungsbetrieben, aber auch zwischen Berufsschulen untereinander können helfen, die Schwierigkeiten zu bewältigen. 

Weitere Handlunsgempfehlungen sowie konkrete Stimmen aus dem Erkundungsprozess der letzten Monate, sind im Diskussionspapier gebündelt. Interessierte können es hier herunterladen.

Der Handlungsbedarf im Feld der Berufsschule ist nicht nur groß, sondern auch dringlich. Die DKJS arbeitet deshalb daran, weitere Partner für dieses wichtige Thema zu gewinnen, um gemeinsam die Berufsschulentwicklung in Deutschland voranzubringen.