30.01.2023 · Aktuelles / Berlin

Auftakt des Modellprojekts „Zukunftskieze“

© DKJS/ J.Depis

Laut der FORSA-Studie „Gute Bildung in schwierigen Zeiten“ bewerten Jugendliche und junge Erwachsene die Chancengleichheit im deutschen Bildungssystem schlechter als je zuvor. Besonders in sozial benachteiligten Quartieren gestaltet sich der Zugang zu Bildung – und damit zu späterer Chance auf Teilhabe – oftmals schwierig. Dagegen will in Berlin das Modellprojekt Zukunftskieze – Bildung in Quartieren kooperativ planen und gestalten, das im Koalitionsvertrag verankert wurde, angehen und insbesondere die Verbindung von Bildungserfolg und Herkunft lösen. Unter Federführung der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie soll der Zusammenhang von Kiezen und Bildung neu gedacht werden. Ziel ist es, mit einer breiten Allianz aus Akteur:innen aus verschiedenen Ebenen der Verwaltung sowie Praktiker:innen aus dem Sozialraum konkrete Maßnahmen direkt vor Ort umzusetzen. Erfahrungen aus der Entwicklung erfolgreicher kooperativer Modelle mit Sozialraumbezug sollen hierbei fruchtbar gemacht werden. Umsetzungspartnerin ist die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS).

Hintergrund: Kieze und der Campus als Modell einer sozialräumlichen Bildungslandschaft

Stadtquartiere sind nicht nur Lebensorte, sondern hier finden auch Lernen und Bildung statt – formal, informell, alltäglich, bewusst und unbewusst. Gerade in Berlin, wo mehr als ein Viertel aller jungen Menschen in Risikolagen aufwächst, ist es eine drängende Aufgabe, gute ganzheitliche Bildungserfahrungen zu ermöglichen. In den vergangenen Jahren haben sich daher zahlreiche Bildungsverbünde und -netzwerke in der Stadt entwickelt, um Schulen, Kitas und Jugendfreizeiteinrichtungen sowie Beratungs- und Unterstützungsangebote sinnvoll zu verknüpfen. Kinder, Jugendliche und ihre Familien sollen so bestmöglich unterstützt werden.

Aus einigen dieser Netzwerke sind Campus-Projekte entstanden, in denen bereits Wissen um die Öffnung zwischen Schule und Quartier gesammelt und neue pädagogische Konzepte erprobt wurden. Dieses Wissen soll nun in die Vision der Zukunftskieze übernommen werden. Hierfür hat die DKJS mit Unterstützung von Dr. Sebastian Niedlich von der Freien Universität Berlin im Oktober 2022 Expert:inneninterviews mit Akteur:innen von vier Berliner Campus-Projekten durchgeführt. Ergebnis: Damit die Ziele – gleiche Bildungschancen und Integration, gesellschaftlicher Zusammenhalt und Weiterentwicklung von Schule – erreicht werden können, muss es gelingen, die besonderen Stärken, die einen Campus ausmachen, zielführend zu nutzen. Dazu zählen insbesondere eine gesteigerte Kooperationsqualität der beteiligten Akteur:innen sowie die Möglichkeit, Räume mehrfach und unterschiedlich zu nutzen sowie einen niedrigschwelligen Zugang zu vielfältigen Angeboten sicherzustellen.

Startschuss: Der Auftaktworkshop zum „Tag der Bildung“

Die große Aufgabe besteht darin, nachhaltige Kiezentwicklung mit einem deutlichen Fokus auf Bildung für alle zu ermöglichen. Beim Auftaktworkshop zum Modellprojekt am 8. Dezember 2022 ging es nun darum eine Vision zu entwickeln, was konkret Zukunftskieze ausmacht. Hierfür erarbeiteten Expert:innen mit unterschiedlichen Perspektiven auf Bildung und Kiezentwicklung Ideen und benannten Eckpunkte zur weiteren Orientierung. Die zur Diskussion eingeladenen Teilnehmer:innen kamen aus der Bezirks- und Landesebene der Berliner Verwaltung sowie aus Initiativen, Vereinen und dem Quartiersmanagement. Zudem brachten die Teilnehmer:innen die schulische Perspektive, die Perspektive des Jugendbereichs sowie der Stadt- und Quartiersentwicklung ein. Für intensiven und fruchtbaren Meinungsaustausch war gesorgt.

Diskussion und Ausblick

Das vom Land Berlin für Stadtteile mit schwieriger sozialer Lage beschlossene Modellprojekt wird von vielen Teilnehmer:innen des Auftaktworkshops vor allem als Chance zur strukturellen und strategischen Entwicklung begriffen: Erfahrungen aus Quartiersmanagement, Bildungsverbünden, Schulentwicklungsräumen, Bildungsnetzwerken und Campusprojekten sollen unter Beteiligung der Akteur:innen vor Ort nachhaltig gebündelt und mit den entsprechenden Ressourcen umgesetzt werden.  

Von diesen strukturellen und strategischen Veränderungen sollen die Zielgruppen vor Ort, die Kinder und Jugendlichen und deren Familien profitieren. Langfristig und kontinuierlich sollen etablierte Strukturen genutzt, ehrenamtliches Engagement eingebunden und alle Schritte zwischen den beteiligten Ebenen und Perspektiven strategisch abgestimmt werden. „Eine große Chance besteht darin, dass das Projekt multiperspektivisch aufgestellt ist. Es bezieht die Blickwinkel ganz verschiedener Akteurinnen und Akteure ein, aus unterschiedlichen Bereichen und Ebenen. Daraus kann ein tatsächlicher Nutzen für die Menschen in den Kiezen entstehen,“ so einer der Teilnehmenden.

Die Ergebnisse werden vom Projektteam der DKJS zusammengeführt. Am 16. Februar 2023 wird im Folgeworkshop weiterdiskutiert.

Das Modellprojekt Zukunftskieze wird von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie umgesetzt. Umsetzungspartnerin ist die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS).