01.12.2016 · Aktuelles

Advent im Schloss Bellevue

© dkjs/P. Chiussi

© dkjs/P. Chiussi

Bundespräsident Gauck entzündete die Lichter an der Tanne vor seinem Amtssitz in diesem Jahr zusammen mit Kindern und Jugendlichen aus Projekten der DKJS. Vorab hatte Daniela Schadt zu einem Austausch mit Fachleuten aus Wissenschaft und Praxis zum Thema „Ist Bildungserfolg Zufall?“ eingeladen. 

Adventszeit beginnt mit nachdenklicher Diskussion und fröhlichem Weihnachtsmarkt
„Ist Bildungserfolg Zufall?“ fragte Daniela Schadt, Schirmherrin der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung am 25.11. in Schloss Bellevue ihre Gesprächspartner Prof. Jutta Allmendinger (Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung), Detlev Buck (Schauspieler und Regisseur), Dr. Oliver Nachtwey (Ökonom und Soziologe, Technische Universität Darmstadt) und Prof. Dr. Haci Halil Uslucan (Professor für Moderne Türkeistudien und Integrationsforschung, Universität Duisburg-Essen). Moderiert wurde die Runde von Sandra Maischberger.

Chancengerechtigkeit in einer heterogenen Gesellschaft
Jutta Allmendinger verwies auf den engen Zusammenhang zwischen Herkunft und Bildungsserfolg in Deutschland. Junge Menschen ohne Schulabschluss hätten es heute schwerer, einen Einstieg in den Arbeitsmarkt zu finden als die Generation ihrer Eltern. Aber auch jene, die in Berufen arbeiten, die sich stark verändern oder sogar ganz verschwinden, müssten wieder „auf die Schulbank“. Die Professorin kann sich vorstellen, eine flächendeckende Erinnerung an Weiterbildung einzurichten, ähnlich wie bei der Aufforderung zur Mammografie-Vorsorge.

Dass es für Kinder in Deutschland deutlich mehr Chancen unabhängig von Nationalität oder Hautfarbe gibt als z.B. in ihrem Heimatland, dem Libanon, betonte eine Künstlerin aus dem Publikum. Dafür sei sie dankbar. Olympiasiegerin Britta Steffen erzählte, wie sie im DDR-Kindergarten vom Schwimmen aussortiert wurde und selbst alles daran setzte, beim Schwimmtraining doch noch mitmachen zu können. „Dem Kind zuhören und nicht nur dem Experten, der misst“, ist ihr Plädoyer.

Ähnlich äußerte sich auch Prof. Uslucan: „Wir sollten stärker individuelle Bezugsnormen berücksichtigen. Wie hat sich der einzelne entwickelt? Warum konnte er in diesem Fach plötzlich einen großen Sprung nach vorn machen? So entdeckt man Potenziale.“  Kinder orientierten sich an Erwartungen. Sind diese niedrig, wären es oft auch die Ergebnisse.

„Migrantische Eltern sind nicht bildungsfern – eher bildungssystem-fern“, ergänzte Uslucan. Sie könnten für einen disziplinierten Alltag sorgen, aber ihren Kindern weniger inhaltlich helfen. Deshalb seien Schüler und Schülerinnen aus migrantischen Familien an integrierten Gesamtschulen und Ganztagsschulen oft besonders erfolgreich.

 „Der Mix macht´s“, findet Detlev Buck, der sich durchmischte Klassen wünscht, statt Ghettoisierung. Spätestens im Bus sei man zu seiner Schulzeit zusammengetroffen. Zufall wäre es, einen guten Lehrer zu haben, meinte der Regisseur und erinnert sich an hochmotivierte Pädagogen, die ihn in AGs für Kunst und Fotografie begeistert hätten. „Die heterogene Gesellschaft – ob gut oder schlecht – ist Fakt“, erklärte der Regisseur. „Ich bin für weniger Angst!“

„Wenn wir in unserer vielfältigen Gesellschaft mehr Chancengerechtigkeit für Kinder und Jugendliche wollen, dann müssen alle zusammenarbeiten. Häufig delegieren wir Verantwortung und berufen uns auf mangelnde Zuständigkeiten, anstatt die wertvolle Energie und Tatkraft von Ehren- und Hauptamtlichen zu nutzen“, so Daniela Schadt in ihrem Diskussionsbeitrag.

Buntes Treiben und Weihnachtslieder im Schlosspark
Anschließend begrüßte Daniela Schadt mit Bundespräsident Joachim Gauck über 200 Kinder und Jugendliche aus Bildungsprojekten der DKJS im Park des Berliner Amtssitzes. Mit dem Schulchor der Kurt-Tucholsky-Oberschule, Berlin Pankow sangen sie Advents- und Weihnachtslieder und entzündeten die Lichter am Weihnachtsbaum. Beim anschließenden kleinen Weihnachtsmarkt der DKJS rund um die Tanne gab es nicht nur Leckeres wie kandierte Äpfel, Currywurst und Kinderpunsch, sondern auch Mitmach- und Spielangebote wie die Torwand vom FC Union oder das Plätzchenverzieren der Schülerfirma Theos Backstube. Ebenfalls dabei waren Initiativen wie Deutschland rundet auf, Joblinge und Rock your Life! Im Märchenzelt lasen Daniela Schadt, Bettina Wulff und Britta Steffen, Botschafterin der DKJS, den kleinen Gästen vor.