15.12.2020 · Aktuelles

2. Treffen des Expert:innen-Teams der Initiative Kommune 360°

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Politik ist kurzfristiger orientiert, Planung langfristig. Politik kann nicht ergebnisoffen agieren – sie braucht Ergebnisse und Erfolge. Themen wie Kinder- oder Bildungsarmut sind für die politische Agenda unattraktiv." – „Die Berichte der Verwaltung sind zu lang und zu wenig konkret in den Empfehlungen. Die Planung bezieht sich zu wenig auf Themen der Politik. Wirkungen können nicht nachgewiesen werden." Diese Meinungen von Jugendhilfeplanung über Politik und umgekehrt zeigen die kommunikativen wie operativen Gräben zwischen beiden Bereichen.

Wie aber kann die Anschlussfähigkeit zwischen Kommunalverwaltung und Politik verbessert werden? Welche Barrieren gibt es und wie lassen sie sich überwinden? Mit diesen Fragen startete das zweite Werkstattgespräch des 12-köpfigen Expert:innen-Teams der Initiative Kommune360° mit Vertretenden aus Verwaltung, Politik, Beratung und Wissenschaft.

Was kommt tatsächlich bei den Menschen an?

Es gibt nicht die Politik. Man muss sich klar machen, mit wem man gerade spricht und seine Kommunikationsstrategie darauf abstimmen", so eine Kommunalakteurin. Relevant sei, dass beide Seiten – Kommunalverwaltung und Politik – ein gegenseitiges Verständnis entwickelten, sich also in einen Perspektivwechsel begeben. Die Expert:innen plädierten zudem für ein Mehr an Prozessorientierung: Die Festlegung, ein bis zwei Entscheidungen zu sinnvollen Interventionen pro Jahr zu treffen, kann hilfreicher sein, als einen 400-Seiten Bericht zu verfassen. Das Ziel: komplexe Zusammenhänge prozessorientiert zergliedern, Verfahren klären und Wirkungen verdeutlichen. Statt großer Komplettlösungen stehen dann konkrete Schritte und ihre Ergebnisse im Fokus.

Wie wirken die Maßnahmen bei den Menschen? Wird der neu gebaute Spielplatz tatsächlich angenommen? Wie verändert das die Qualität im Quartier? Dabei kommt der Verwaltung auch die Rolle zu, Komplexität zu reduzieren: „Wir müssen den Elefanten so portionieren, dass es verdaulich ist“, erklärt ein Experte. Außerdem gilt es, die Zeitlichkeit von Politik mitzudenken: Lösungen müssen dann eingespielt werden, wenn Themen auf der Agenda stehen, Probleme sichtbar werden und neue Ansätze gefragt sind. Dies erfordere von Verwaltung auch ein Mehr an Flexibilität, so die Expert:innen.  

Praxistipps der Expert:innen

Um die Kooperation von Verwaltung und Politik zu verbessern, trugen die Akteure vielfältige Vorschläge zusammen:

  • Einen gemeinsamen Blick entwickeln. Dieser führt zu gemeinsamem Handeln und zu gemeinsamen Ergebnissen.
  • Politik früh einbeziehen.
  • Gemeinsame Ziele von Verwaltung und Politik als Orientierungspunkte formulieren.
  • Den Mehrwert von kooperativen Maßnahmen verdeutlichen.
  • Klare Entscheidungsvorlagen für Politik formulieren.
  • Politischen Akteuren die Möglichkeit geben, sichtbar zu werden, dafür etwa Anlässe für Pressetermine schaffen.
  • Die Steuerungsunterstützung von Planung deutlich machen – hier ist die Rolle der Amtsleitung als Bindeglied zwischen Verwaltung und Politik sehr relevant.
  • Planer:innen mit geeigneten Methoden und Techniken ausstatten.
  • Einen Planungsbeirat als „Koalition der Willigen" einbeziehen.
  • Nutzer:innen (etwa Eltern, Jugendliche, Lehrkräfte) einbeziehen.
  • Mit Lösungsideen aus anderer Perspektive antworten.

Kollegiale Visitationen, Planspiele und gemeinsame Qualifizierungen waren weitere Ideen, um die Akteure der Kommunalverwaltung hinsichtlich einer integrierten Jugendhilfeplanung zu empowern. Kommune 360° knüpft ein bundesweites Netzwerk von Akteuren aus kommunaler Verwaltung, Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Die Initiative entwickelt Wege, wie Kommunen Kinder und ihre Familien noch besser unterstützen können. Der Fokus: Integrierte Planungs- und Koordinationsprozesse. Das Expert:innen-Team unterstützt die Initiative in der Entwicklung.

Die Auridis Stiftung, die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung und die gemeinnützige PHINEO AG haben Kommune 360° ins Leben gerufen.