02.04.2024 · Aktuelles

Keiner kriegt die komplexen Fragen allein gelöst

© DKJS/A. Forner

Demnächst werden die Nominierungen für den Deutschen Kita-Preis bekannt gegeben. Kann man schon etwas sagen zum diesjährigen Bewerberjahrgang?
Wir haben allein über 500 Empfehlungen für die Auszeichnung in diesem Jahr bekommen. Über diese große Resonanz freuen wir uns natürlich sehr. Das heißt, zahlreiche Menschen aus dem Umfeld haben „ihre“ Kitas und Bündnisse ermutigt mitzumachen. Das ist ein starkes Zeichen des Danks und der Wertschätzung, finde ich. Jetzt heißt es erstmal die eingereichten Bewerbungen zu sichten. Die 30 Nominierten geben wir Ende April bekannt. 

Welche Neuigkeiten gibt es noch rund um die frühe Bildung aus der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung?
Das Netzwerk Bundesforum Familienzentren ist gestartet. Gemeinsam mit dem Bundesverband der Familienzentren und u.a. der Auridis Stiftung knüpfen wir gerade ein Netzwerk zum Thema Familienzentren mit allen, die für diesen wichtigen Ansatz in der frühen Bildung relevant sind. Also mit Akteur:innen aus Landes- und kommunaler Ebene, aus der Wissenschaft, mit Trägern und Leitungen. Wir haben uns gefreut über das rege Interesse an dem ersten Treffen. Man kann ja auch daneben liegen mit so einer Idee, neben den Mitgliedsverbänden noch eine weitere Austauschplattform zu schaffen.

Warum ist so ein Netzwerk eine sinnvolle Antwort auf die aktuellen Herausforderungen, Stichwort Fachkräftemangel?
Na ja, ich glaube, keiner kriegt die komplexen Fragen allein gelöst. Die Multiperspektive und der Blick auf die Schnittstellen sind immer eine Hilfe, das wissen wir aus dem Netzwerk für frühkindliche kulturelle Bildung, das es jetzt seit 4 Jahren gibt. Und das sind Dinge, die in politisch raueren Zeiten stärker zwischen die Mühlsteine geraten.

Was steckt hinter dem Begriff Familienzentrum?
Man findet bundesweit ganz unterschiedliche Ansätze. Es geht aber immer um möglichst niedrigschwellige Unterstützungsangebote für Kinder und ihre Eltern bzw. Familien. Ein Familienzentrum kann eine Kita sein, die Beratungssprechstunden organisiert oder ihre Räume dafür öffnet. Ganz konkret z.B. Gesundheits- oder Schuldnerberatung anbietet oder den Kontakt zu kommunalen Sportvereinen, Sozial- oder Kultureinrichtungen herstellt. Wenn wir den Anspruch haben, allen Kindern gute Bildungschancen zu ermöglichen, müssen wir gerade Familien in herausfordernden Situationen erreichen und besonders unterstützen. Eine Kita bietet dafür viel Potenzial. Denn der Kontakt zu den Eltern ist dort so intensiv wie an keinem anderen Punkt der biografischen Bildungskette.

Zum Netzwerk gehört ein Landkreis, der schon vor Jahren angefangen hat, seine Kitas zu Familienzentren auszubauen und dafür auch extra Geld in die Hand genommen hat. Stiftungen, die etwas in dem Thema bewegen wollen oder Kitaträger, die systematisch ihre Einrichtungen weiterentwickeln wollen, sind ebenfalls dabei.

Weitere good news?
Ich freue mich, dass das Programm Starke Leitung – starke Kita in Baden-Württemberg weitergehen kann und wir im April die Standorte für die Kulturkitas Hessen auswählen können. Ersteres bietet Qualifizierung für Kitaleitungen, darunter auch die umfangreiche Toolbox mit einem kostenlosen digitalen Lernangebot, einem e-Learning-Kurs für Kitaleitungen und -Teams.

Zum Thema Resilienz beginnen wir gerade ein kleines und feines Vorhaben mit dem etwas sperrigen Arbeitstitel Trainingsprogramm für die Entwicklung resilienter Organisationen in der frühen Bildung unter dem Dach der Sächsischen Förderrichtlinie „Soziale Innovation Sachsen“. Damit wollen wir Kitaeinrichtungen unterstützen, mit den Anforderungen im Alltag besser klarzukommen. Nicht nur auf der individuellen Ebene der einzelnen Fachkraft, sondern als gesamte Organisation mit ihrer Trägerstruktur. 

Zur Person: Jens Hoffsommer, gelernter Sozialpädagoge, ist Teil des Expertenteams „Frühe Bildung, Betreuung und Erziehung“ der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung und des DKJS-Standorts Sachsen.