27.03.2024 · Aktuelles / Berlin

Kreative Sprachförderung

© DKJS/C. Paulussen

Sprachförderung, Bildung und Teilhabe sind von grundlegender Bedeutung für Kinder und Jugendliche, die alleine oder mit ihren Familienangehörigen in Deutschland Zuflucht suchen. Sprache ist ein zentrales Medium der zwischenmenschlichen Kommunikation.

Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) schafft in Kooperation mit der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie die Möglichkeit, dass zugewanderte und geflüchtete Kinder und Jugendliche in Lerngruppen auch außerhalb des Regelunterrichtes ihre Sprachkompetenzen in Deutsch auf- oder ausbauen können.

Aus einem Besuch Ende November bei einer Lerngruppe des Programmteils Fit für die Schule in Friedrichshain entstand eine Reportage, die einen Einblick in den Tagesablauf der Kinder und Jugendlichen gibt und den großen Bedarf und Notstand an fehlenden Schulplätzen aufzeigt.

Lange Wartezeiten für Willkommensklassen

Montags bis freitags besuchen die Kinder und Jugendlichen von 9 bis 13 Uhr die Lerngruppe des Trägers KulturPate e. V., bis sie einen Schulplatz in Berlin erhalten. Doch bis zu sieben Monate kann das schon dauern. Anfang November 2023 standen noch immer mehr als 800 Kinder und Jugendliche auf den Wartelisten. Und die Zahlen steigen: Mitte Februar zählten die bezirklichen Wartelisten über 1200 Kinder. „Es ist wichtig, dass schulpflichtige junge Menschen, die neu zugewandert oder geflüchtet sind, die Wartezeit auf einen Schulplatz sinnvoll nutzen“, sagt Yvonne Hylla, Programmleitung bei der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung. Die Kinder und Jugendlichen lernen während der Wartezeit auf einen Schulplatz Deutsch und bekommen Wissen vermittelt, das ihnen auf dem weiteren Weg helfen kann.

Lernen und Stabilität

Für die Kinder und Jugendlichen ist es nicht nur wichtig, Deutsch in den Lerngruppen zu lernen, sondern auch die Möglichkeiten und informellen Lernorte in ihren Nachbarschaften kennenzulernen, andere Kinder und Jugendliche zu treffen und zu erfahren, dass sie durch ihren Neustart in Berlin Teil der Stadt sind. Sie sind motiviert und wissbegierig und wollen einen Alltag erleben, wie andere Kinder und Jugendliche ihn auch haben. Auf die Frage, was einer Teilnehmerin am meisten Spaß an der Lerngruppe bringe, antwortet sie: „Schreiben, spielen, essen. Ich würde gerne noch mehr schreiben. Mein größter Wunsch ist, zu lernen und zu verstehen.“

In den Lerngruppen werden Freundschaften geschlossen und gegenseitige Unterstützung großgeschrieben. Denn es geht um mehr als nur Lernen. „Gerade die Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten sind teilweise traumatisiert, haben schon früh Gewalt, Tod und Zerstörung erlebt“, berichtet Misha Bolourie, Gründer und künstlerischer Leiter des Trägers KulturPate e. V. Das kann sich auf unterschiedlicher Weise ausdrücken. Die Lerngruppen sind ein geschützter Raum, in dem die Kinder ihre Erlebnisse nicht verbergen müssen. Dennoch ist manchmal auch weitergehende psychosoziale Unterstützung nötig. „Später in der Schule ist dafür oft kein Platz mehr“, bestätigt Adelheid Wieser, eine der beiden Leiterinnen der Lerngruppe im Jugendhouse E-Lok. Und auch Yvonne Hylla ergänzt: „Häufig reicht es aber schon, den Kindern ein paar unbeschwerte Stunden zu ermöglichen, ihnen eine gute Atmosphäre zum Lernen zu schaffen und das Gefühl zu geben, sich in Berlin nach und nach immer besser zurechtzufinden.“

Reportage macht auf den Bedarf aufmerksam

Aus dem Besuch und der entstandenen Reportage wird deutlich, dass die Lerngruppen eine wichtige und wertvolle Unterstützung für das Ankommen der Kinder und Jugendlichen sind, um ihnen gleiche Chancen wie Gleichaltrigen zu bieten.

Fit für die Schule plus Berliner Ferienschulen – Sprachförderung, Bildung und Teilhabe für geflüchtete Kinder und Jugendliche. Ein Programm der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung gefördert durch die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie des Landes Berlin.