21.03.2024 · Aktuelles

Expert:innen für frühe kulturelle Bildung im Interview

© Astrid Lembcke-Thiel

Seit vier Jahren und mit inzwischen mehr als 280 Mitwirkenden setzt das Netzwerk Frühkindliche Kulturelle Bildung (NFKB) sich dafür ein, dass auch junge Kinder in den ersten sechs Lebensjahren Zugang zu Kunst und Kultur erhalten und ästhetisch-kulturelle Erfahrungen machen können. Astrid Lembcke-Thiel (Museum Wiesbaden & freie Kuratorin), Karin Knauf (Kita Grüne Soße Frankfurt/Main) und Prof. Dr. Michael Obermaier (Katholische Hochschule NRW) engagieren sich an vielen Stellen im Netzwerk und sind Teil des Expert:innen-Gremiums, das aktuell einen Orientierungsrahmen für das kooperierende Programm Kulturkita Hessen erarbeitet. Im Interview sprechen sie über die Bedeutung, Ziele und Herausforderungen früher kultureller Bildung sowie die Rolle und Wirkung des NFKB.

Frühkindliche kulturelle Bildung als Demokratiebildung

Kulturelle Bildung entspricht der Art und Weise, wie Kinder lernen, und stärkt sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung. Als menschliches Grundbedürfnis ist frühkindliche kulturelle Bildung im UN-Kinderrecht auf Teilhabe verankert. Darüber hinaus fördert sie in der Begegnung mit Künsten und ihren Akteur:innen den Respekt für Vielfalt, die Öffnung von Dialogräumen und die Erweiterung der sozialen Kompetenzen. Damit ist frühkindliche kulturelle Bildung ein relevanter Faktor für eine demokratiefähige Gesellschaft.

Gelebte Multiperspektive: Das Netzwerk Frühkindliche Kulturelle Bildung

Das Netzwerk Frühkindliche Kulturelle Bildung bündelt Wissen, Kompetenzen und Aktivitäten bundesweit, bringt Menschen mit unterschiedlichen Professionen und Erfahrungen zusammen und bildet eine starke Lobby für das Thema frühe kulturelle Bildung. Es arbeitet spartenübergreifend und multiperspektivisch und stellt das Kind mit seinen ästhetisch-kulturellen Bedürfnissen ins Zentrum. „Die vielseitige Fachkompetenz des Netzwerks fördert einen offenen Austausch und eine fundierte Diskussion über die Bedeutung der frühen kulturellen Bildung. Im Namen des NFKB streben wir danach, diesem bedeutenden Thema Gehör zu verschaffen. Wir möchten Impulse setzen und positive Veränderungen anregen“, erklärt Prof. Dr. Michael Obermaier.

Netzwerke sind Systeme der Zukunft

Angesichts des Fachkräftemangels und knapper Kassen im Bildungsbereich steht auch die frühkindliche kulturelle Bildung vor strukturellen und finanziellen Herausforderungen. Karin Knauf wünscht sich stabile und nachhaltige Rahmenbedingungen: „Das Engagement für frühe kulturelle Bildung sollte nicht auf Ehrenamt basieren müssen“, bekräftigt sie. Netzwerke wie das NFKB besitzen viel Potenzial, diese Hürden zu überwinden. Sie sind relevante und agile Systeme der Zukunft: Ich denke, dass grundsätzliche Fehlerfreundlichkeit, Prozessvertrauen, Erfahrungen von Irritation und Mut zur Berührbarkeit – man könnte auch sagen: Mitmenschlichkeit – uns weiterbringen im Aushandeln von Strukturen und Bedingungen des Aufwachsens junger Kinder in dieser Gesellschaft“, so Astrid Lembcke-Thiel.

Das Netzwerk Frühkindliche Kulturelle Bildung wird von der Crespo Foundation und der Soziallotterie freiheit+ gefördert. Trägerin ist die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS).