22 Prozent

22 Prozent

Die Übersehenen am Übergang
in die Ausbildung

Über ein Fünftel aller Schüler:innen eines Jahrgangs verlassen in Deutschland die Schule ohne oder mit maximal einem Ersten Schulabschluss (ESA). Im Jahr 2021 waren dies bundesweit 22 Prozent oder rund 168.000 junge Menschen. Bis 2035 könnten es nach Prognosen der Länder jährlich fast 30.000 mehr sein. Diese Jugendlichen haben deutlich geringere Chancen auf dem Arbeitsmarkt und scheitern oft bereits am Übergang in eine Ausbildung. Doch gerade in der Debatte um den Fachkräftemangel wird diese Gruppe an jungen Menschen kaum thematisiert. Das muss sich ändern. Daher legt die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung in der neuen Publikation „22 Prozent – Die Übersehenen am Übergang in die Ausbildung“ den Fokus auf diese Jugendlichen. 

Die Veröffentlichung beleuchtet die Problemlagen und Herausforderungen von bildungsbenachteiligten Jugendlichen am Übergang von der Schule in eine Ausbildung aus allen relevanten Perspektiven und fordert zukunftsorientierte Lösungen. Neben Wissenschaft und Praxis kommen auch betroffene Jugendliche zu Wort.

22 Prozent übersehen

Der Anteil der Jugendlichen, die nach Ende der Schule entweder keinen oder einen Ersten Schulabschluss (ESA) haben, ist mit 22 Prozent immens hoch und ihre Zukunftsperspektiven sind zumindest ungewiss. In dieser Situation befinden sich jährlich mehr Jugendliche, als Städte wie Wolfsburg, Heidelberg oder Jena Einwohner:innen haben.

Die Gruppe der Niedrigqualifizierten wächst

39 Prozent der 20- bis 34-jährigen mit Hauptschulabschluss hatten laut Berufsbildungsbericht im Jahr 2021 keine abgeschlossene Berufsausbildung. Damit ist die Quote der Ungelernten in dieser Gruppe noch einmal um knapp 5 Prozent angestiegen.

Der Handlungsdruck wird größer, denn der Anteil und auch die Zahl junger Menschen mit niedriger Schulbildung werden ohne Reformen laut Hochrechnungen der Länder bis 2030 steigen.
Andreas Knoke, Leitung Programme

Individuelle Unterstützung fördert die erfolgreiche Eingliederung in den Beruf

Großes Potenzial, um jungen Menschen zu helfen, die Hürden in Ausbildung und Arbeitswelt zu überwinden, sehen die meisten Expert:innen in der Verbesserung der Berufsorientierung und individueller Begleitung.

Dass sich ein solcher er Einsatz lohnt sich, zeigt auch die Initiative „JOBLINGE“ als Praxisbeispiel. 87 Prozent der jungen Menschen, denen hier eine Ausbildung vermittelt werden konnte, befinden sich auch ein halbes Jahr nach Beginn noch in Anstellung. Und auch ein Blick nach Hamburg lohnt, wo die Strukturen am Übergang in den vergangenen Jahren erfolgreich umgebaut wurden.

100 Prozent Zukunft

Alle Schulabgänger:innen haben im Jahr 2030 den Übergang in Ausbildung, Studium oder weiterführende Schule erfolgreich gemeistert. Eine Utopie, die wir als Ziel immer vor Augen behalten müssen, wenn wir Bildungs- und Chancengerechtigkeit verwirklichen wollen. Gemeinsam mit allen, die an der Gestaltung des Übergangs Schule-Ausbildung beteiligt sind, möchten wir Veränderungen auf den Weg bringen, damit alle Jugendlichen in unserem Land gute Zukunftsperspektiven erhalten.

Übergang von der Schule in die Ausbildung: Was willst du mal werden?

Was müssen wir tun, damit im Jahr 2030 alle jungen Menschen einen guten Übergang finden von der Schule in den Beruf? Dieser Frage geht die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung gemeinsam mit der Bertelsmann Stiftung seit einiger Zeit nach. Die Jugendlichen, um die es dabei geht, gehen heute in die vierte Klasse. Der Moderator Johannes Büchs ist deshalb zu Besuch in einer Grundschule im Berliner Wedding. Er möchte wissen: Was wollen die Kinder später einmal werden?