08.06.2022 · Aktuelles

mehr.multi.zwischen.um – kreative Nutzungsmöglichkeiten von Räumen für mehr Bildung

© dkjs

Selmas Schule ist in einem alten Kaufhausgebäude untergebracht, das die Stadt vor einiger Zeit kaufte und umbaute. Mit Rolltreppe oder Fahrstuhl kann man barrierefrei von der Mensa in die Bibliothek und dann auf den Dachgarten fahren, der früher ein Parkdeck war.

Selma und ihre Schule gibt es nicht wirklich. Sie entstammen der städtebaulichen Vision, die das neue Themendossier der Transferagentur für Großstädte (TAG) einleitet. Auch wenn Visionen einen Idealzustand beschreiben, gibt es vieles aus diesem Text schon jetzt – wenn auch nur in Ansätzen.

So hat beispielsweise die Stadt Frankfurt bereits vor einigen Jahren ein ehemaliges Bürogebäude angemietet, um dort neue Klassen- und Fachräume für die gymnasiale Oberstufe einer städtischen Schule zu schaffen. 

In Mönchengladbach hingegen können kreative Raumnutzungen über Einzelprojekte aus Förderkulissen (z. B. Städtebauförderung) ausprobiert werden. Denn wenn sich mehrfachgenutzte Gebäude oder Flächen einmal etabliert haben, ist es leichter eine Regelförderung im Haushalt zu erhalten – auch für ähnliche Folgeprojekte. 

Die Stadt Wien hat eine dauerhafte Stelle in ihrer Verwaltung geschaffen, um Mehrfachnutzung besser strategisch verankern zu können. Diese ist für die Koordination der Mehrfachnutzung kommunaler Gebäude, Räume und Flächen sowie die Kooperation mit internen wie externen Akteur:innen zuständig und bildet außerdem eine Schnittstelle zwischen den Akteur:innen im Sozialraum, den Bildungseinrichtungen und der Verwaltung.

Raumknappheit und veränderte pädagogische Konzepte

Vor allem in Städten werden Räume und Flächen immer knapper. Dies gilt nicht nur für Wohnraum, sondern auch für Bildungsräume jedweder Art. Mit den steigenden Einwohner:innenzahlen und einer veränderten Erwartungshaltung wächst auch der Bedarf an qualitativ hochwertigen Bildungsangeboten. Zusätzlich verändern sich pädagogische Konzepte, sodass Gebäude, einzelne Räume und Außenflächen entsprechend baulich angepasst werden müssen – und dies alles sozialverträglich, ökologisch nachhaltig und ökonomisch effizient.

Neubauten sind kein Allheilmittel

Neubauten allein können den gestiegenen Bedarf nicht abdecken. Steigende Baupreise, der Mangel an Baumaterialien, Freiflächen und Fachkräften sowie die langwierige Verfahrens-, Genehmigungs- und Umsetzungsdauer sind nur einige Gründe, die neue Bauten erschweren und somit andere Lösungsansätze erforderlich machen.

Kreative Nutzungsmöglichkeiten wie Mehrfach-, Zwischen-, Um- und Multinutzungen reagieren auf diese Herausforderungen und können Platz für Bildungsangebote schaffen. Sie bieten außerdem die Chance auf politische und gesellschaftliche Entwicklungen wie Lebenslanges Lernen, Ganztagsschule oder Inklusion zu reagieren. 

Themendossiers als Fachpublikationen

Die Transferagentur für Großstädte hat zu dem Thema das Themendossier „Mehr Raum für Bildung – Kreative Nutzungsmöglichkeiten für Gebäude und Flächen in Städten“ veröffentlicht. Neben theoretischen Informationen können Interessierte dort auch Praxisbeispiele aus verschiedenen Städten lesen. Außerdem beschreibt Joelle Zimmerli (Wissenschaftlerin/ zimraum GmbH) wie Jugendhäuser als Impulsgeber fungieren können.

Die Themendossiers der TAG gehen fachlich in die Tiefe. Hier bereiten Fachexpert:innen ihr Wissen rund um konkrete Fragestellungen, Themen und Diskurse des datenbasierten kommunalen Bildungsmanagements auf. Seit 2018 sind so unter anderem Publikationen zu den Themen Diversität im Kommunalen Bildungsmanagement, Zuwanderung, partizipative Prozesse im kommunalen Bildungsmanagement oder Armutsprävention erschienen – ein Blick lohnt sich immer.

Newsletter zum Thema

Am 9. Juni erscheint außerdem ein Newsletter der TAG zum Thema „Mehr Raum für Bildung“.

Die Transferagentur für Großstädte ist Teil der „Transferinitiative Kommunales Bildungsmanagement“ und wird gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung.