07.09.2016 · Aktuelles / Berlin

Gemeinsam starten – Fit für die Schule

© dkjs

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Die zehn Jungen und zwei Mädchen, die auf Rollbrettern durch die Gegend sausen, lassen sich nicht beeindrucken von den Leuten, die heute in der Skatehalle in Berlin-Friedrichshain herumstehen und sich alles anschauen. Schnell nehmen die Kinder kleine Karten mit deutschen Wörtern vom Stapel, lesen und flitzen in die Ecken oder auf die Rampe, wo die passenden Bilder angepinnt sind.

Die Gäste, darunter Bildungs- und Jugendsenatorin Sandra Scheeres und Minister Sigmar Gabriel, wollen sich ein Bild vom neuen Berliner Sprachförderprogramm machen. Seit einem Monat gibt es berlinweit wie hier beim Verein Drop In Lernwochen von Gemeinsam starten – Fit für die Schule, einem neuen Programm der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft in Kooperation mit der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung.

Es ermöglicht geflüchteten Kindern aus Berliner Notunterkünften und Erstaufnahmeeinrichtungen, Deutsch zu üben und Berlin zu erkunden. Priorität haben geflüchtete Kinder und Jugendliche ohne Schulplatz. Fünfmal in der Woche erhalten die Kinder ca. 90 Minuten Deutschunterricht. Darüber hinaus wird die Sprache gemeinsam angewendet, z.B. beim Sport, beim Theaterspielen oder bei Ausflügen.

Drop In e.V. ist einer der 17 Träger der freien Jugendhilfe, die die Sprachförderangebote in Berlin umsetzen. Die jungen Leute vom Verein haben mit den Sprachlehrkräften über der Skatehalle einen Unterrichtsraum eingerichtet. Jeden Tag holt einer der z.T. ehrenamtlichen Vereinsmitglieder eine Gruppe aus der Notunterkunft in Lichtenberg ab. Momentan sind es syrische und afghanische Jungen, die dort leben und für die es der Höhepunkt des Tages ist, aus der Wartesaalatmosphäre der Unterkunft in die weitläufige Skatehalle zu kommen, sich dort auf der Halfpipe auszutoben, aber vor allem ihr Deutsch zu trainieren. Jede Woche geht es mehrmals raus aus Halle und Klassenzimmer: eine Fahrt mit der S-Bahn in einen Park, zum Verkehrsgarten nach Heinersdorf, in einen Jugendclub, in ein Museum - möglichst kostenlose Angebote, die die Kinder auch später selbstständig nutzen können. Jede Freizeitaktivität soll durch Übungen und Sprachspiele zur Verbesserung der Deutschkenntnisse beitragen und ist mit dem Unterricht im Klassenzimmer verzahnt. Der Verein verzichtet bewusst auf Dolmetscher und freut sich, wie gut die Verständigung nach nur drei Wochen klappt. Die fünfzehnjährige Mina traut sich nicht nur wie die Jungs aufs Skateboard, sondern hat auch keine Scheu mit den Gästen zu sprechen. Stolz erzählt sie, dass sie am besten Deutsch in ihrer Familie spricht und sagt am Ende: „Ich möchte so gern zur Schule gehen.“