11.08.2020 · Aktuelles / Baden-Württemberg

Beratungsangebote für KiFaZe

© dkjs/Jakob Erlenmeyer u. Nikolaus Götz

Wie geht es weiter? Auch die Vor-Ort-Beratung für Kinder- und Familienzentren Baden-Württemberg musste sich nach dem Lockdown umstellen. Neben neuer Technik kamen auch neue Themen hinzu. Wir haben mit zwei Beraterinnen über die aktuelle Situation gesprochen.

Nachdem die Kinder- und Familienzentren im März schließen mussten, habe ich zunächst viel Telefonberatung gemacht. Das war am unkompliziertesten“, berichtet Anja Lerch. Sie ist Diplom Sozialpädagogin sowie systemische Familienberaterin und kennt die Situation und Bedarfe der Fachkräfte gut, da sie auch Supervision in diesem Bereich anbietet. Zudem hat sie in den letzten zwei Jahren zwölf Kinder- und Familienzentren im Auftrag der DKJS begleitet. „Die Hauptfragen während der Kontaktbeschränkungen waren meist: Was machen wir jetzt? Wie gehen wir damit um? Wie kommen wir mit den Kindern in Kontakt?“, erzählt sie. Ihr Ziel war es, Sicherheit bei den Kolleginnen und Kollegen zu erzeugen und zu schauen, wie die Arbeit unter diesen Bedingungen gut fortgesetzt werden kann. Es ging darum neue Zugänge zu schaffen, wenn beispielsweise Gespräche mit Eltern nicht mehr wie üblich stattfinden konnten. So hat ein Kinder- und Familienzentrum einmal wöchentlich ein Online-Angebot ins Leben gerufen. „Hier konnten sich die Eltern mit den Fachkräften austauschen, was zu Hause funktioniert und was nicht so gut läuft. Es ging weniger um Beratung, sondern darum gehört zu werden. Zu dem Termin sind immer mehr Eltern dazu gekommen und das hält auch bis heute an“, so Anja Lerchs Erfahrung. Auch andere Angebote mussten der neuen Situation angepasst werden, etwa Tauschbörsen für Kleidung. Das musste jetzt in einem festen Zeitfenster unter freiem Himmel stattfinden.

Wie können die KiFaZe mit den Kindern und ihren Familien in Kontakt bleiben?

Gabriele Schmal arbeitet seit diesem Frühjahr als Beraterin für KiFaZe in Baden-Württemberg. Die Erzieherin und staatlich anerkannte Sozialpädagogin betreut vier Kinder- und Familienzentren in und um Freiburg. Da sie lange Zeit selbst als Kita-Leiterin in Freiburg tätig war, kam sie trotz der ungewöhnlichen Umstände schnell in guten Kontakt mit den Einrichtungen. Auch hier ging es bei den telefonischen Beratungen viel darum, wie die Einrichtungen mit den Familien in Verbindung bleiben können. Langsam stehen auch die ersten Vor-Ort-Termine mit den Leitungen der Einrichtungen auf dem Programm. So möchte eine Kita mit vielen Kindern, die in Risikolagen aufwachsen, Sozialberatung vor Ort anbieten. Welche Möglichkeiten gibt es ein Elterncafé einzurichten oder Deutschkurse anzubieten? Ein anderes Kinder- und Familienzentrum im ländlichen Raum wünscht sich mehr Möglichkeiten, dass auch Kinder unter drei Jahren die Einrichtung kennenlernen. Viele Mütter sind zu Hause und ihnen möchte das KiFaZ Bildungs- und Beratungsangebote machen.

Schwerpunkte in der Zusammenarbeit sind vielfältig

So vielfältig die Einrichtungen sind, so unterschiedlich sind auch ihre Schwerpunkte in der Zusammenarbeit mit der Beraterin. „Wir suchen gemeinsam ein Element heraus, das sich für das KiFaZ gut eignet“, erläutert Gabriele Schmal. Auch wie die Beratung umgesetzt wird, unterscheidet sich: „Wie sie das Angebot in Anspruch nehmen, ob en bloc oder aufgeteilt in viele kleine Termine, also eher in Form einer Prozessbegleitung, entscheidet jede Kita selbst.

Meist beginnt die Zusammenarbeit mit einer Sozialraumanalyse, um festzustellen, wo ist welcher Bedarf, wer lebt hier vor Ort. Anja Lerch erzählt: „Nach der Analyse, reflektieren wir gemeinsam, was gebraucht wird. Wie kommen wir beispielsweise mit Familien in Kontakt, die sich kaum blicken lassen, welche Angebote können wir Ihnen machen.“ Eine Kita, die sie in Villingen-Schwenningen betreut, versucht zum Beispiel Sprachbarrieren abzubauen. Sie kooperiert mit der Volkshochschule und bietet während der Betreuungszeit der Kinder Deutschkurse an. Das wurde gut angenommen. Als das Interesse nachließ, konnte Anja Lerch gemeinsam mit der Kita das Konzept nochmal prüfen und neue Anreize schaffen.
Zwischen den Terminen mit der „Vor-Ort“-Beraterin arbeiten die KiFaZe selbstständig weiter: „Die KiFaZe machen ja auch nach unserer Begleitung weiter. Wir geben dabei die Anschubhilfe“, so Anja Lerch.

Angebote für Eltern schaffen

Momentan beobachtet Anja Lerch, dass die Mitarbeitenden in den Einrichtungen nach den letzten Monaten erschöpft sind. „Kita-Leitungen müssen sehr viel Motivation leisten und dabei klarmachen, dass die Situation noch lange so bleiben kann.“ Viele Kinder- und Familienzentren wollen jetzt auch verstärkt Angebote für Paare schaffen, da auch diese in den letzten Monaten unter großem Druck standen.

Das DKJS-Programm KiFaZ - Kitas werden Kinder- und Familienzentren führt im Auftrag des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg Unterstützungsmaßnahmen im Rahmen des Landesförderprogramms „Weiterentwicklung von Kindertagesstätten zu Kinder- und Familienzentren“ für dortige Kitas durch, die sich zu einem Kinder- und Familienzentrum weiterentwickeln. Die Einrichtungen öffnen sich in den Sozialraum und vernetzen sich mit Kooperationspartnern, nehmen Familien und ihre vielfältigen (Unterstützungs-)Bedürfnisse wahr und beziehen sie aktiv in die Gestaltung und Durchführung von Angeboten ein.