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Zukunft ist das, was wir daraus machen

23.09.2024

Anne Rolvering

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Das Wahlverhalten von Jungwähler:innen bei den vergangenen Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen, aber auch Bayern und Hessen, der Kommunal- und Europawahl spricht eine deutliche Sprache. Wir sehen starke Zugewinne der AfD bei Erst- und Jungwähler:innen. Das schmerzt uns in der DKJS sehr, die wir uns seit 30 Jahren mit vielen Programmen für eine offene, tolerante und demokratische Gesellschaft und das gute Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen einsetzen.

Mir sind drei Gedanken wichtig, die für unsere Arbeit handlungsleitend sind:

  • Es gibt nicht eine Erklärung für die erstarkende AfD, sondern die Ursachen sind vielschichtig und komplex. Monokausale Erklärungen greifen zu kurz. Genauso gibt es nicht die eine Lösung, sondern viele Ansätze, Angebote und Qualitäten, die wir alle miteinander und in starken Allianzen und Bündnissen in Sachsen, Thüringen und anderswo auch in Zukunft einbringen werden.
  • Wir brauchen eine große Offenheit, unsere Arbeit und Ansätze der politischen Bildung, der Demokratiebildung und der Beteiligungsansätze immer wieder kritisch zu hinterfragen, weiterzuentwickeln und neu zu erproben. Das muss ein Qualitätsmerkmal unserer Haltung und Kultur miteinander sein.
  • Die jungen Wähler:innen zurückzugewinnen, ist ein Marathonlauf und braucht viele Ansätze, Ressourcen und den Willen zu strukturellen Veränderungen.

 

Was wollen wir tun:

 

  • Flächendeckend politische Bildung und zeitgemäße Demokratiebildung: Junge Menschen müssen intensiver auf Wahlen vorbereitet werden. Sie brauchen Wissen zu Institutionen und demokratischen Prozessen. Die Forderung zur Herabsetzung des Wahlalters muss mit Angeboten der politischen Bildung verbunden werden.
  • Stärkeren Fokus auf das Erlernen des demokratischen Verfahrens und die dazugehörigen Kompetenzen für Aushandlungsprozesse, Kompromissfähigkeit, Konfliktfähigkeit, Ambiguitätstoleranz sowie sozial-emotionale Kompetenzen.
  • Leitungs- und Fachkräfte in Kitas und Schule benötigen mehr Impulse, Austausch- und Qualifikationsformate. Bildungseinrichtungen müssen gestärkt werden als Orte demokratischer Bildung. Es braucht Handlungssicherheit und den Mut zu Themen wie dem Beutelsbacher Konsens und klare Positionierung gegen Demokratiefeindlichkeit.
  • Die DKJS unterstützt die Forderung der SWK, Bildungsstandards auch für Politik und Geschichte einzuführen.
  • Zivilgesellschaftliche Strukturen in den ostdeutschen Bundesländern müssen nachhaltig gestärkt und unterstützt werden. Außerdem brauchen wir neue Bündnisse aus Wissenschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft.

 

Trotz allem Lust auf Zukunft

 

Junge Menschen wählen eher im rechten Spektrum, wenn sie Zukunftsängste umtreiben. Die Zukunftsforscherin Florence Gaub schreibt, dass Zukunft häufig als Verlustsystem wahrgenommen wird. Sie fordert: Zukunft muss anders erzählt werden. Zukunft beschreibt sie als „ein Wust an Möglichkeiten“ und „das, was man daraus macht“. Sie hebt damit den gestalterischen Aspekt, beteiligungs- und stärkenorientierte Ansätze hervor. Was Jugendlichen Lust auf Zukunft und Mut dafür macht, interessiert gerade das Team der DKJS-Initiative VoiceUp. Wir sind mit Gesprächs- und Diskussionsveranstaltungen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg unterwegs und haben junge Menschen befragt. Eine junge Stimme hat uns das mitgegeben: „Heute schon mit jemandem gesprochen, der ganz anders tickt? Die Bereitschaft zu kommunizieren, fehlt mir momentan ein bisschen.”

 

Anne Rolvering ist Geschäftsführerin der DKJS und hat sich einen Tag nach den Landtagswahlen mit unserem sächsischen Team in Dresden getroffen. Auch unsere Thüringer Kolleg:innen erörterten gestern mit DKJS-Geschäftsführer Frank Hinte Details, Gedanken und Emotionen zum Wahlergebnis in Jena.

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