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Die Eröffnung des neu gestalteten Lernraums am 20. November war ein Höhepunkt im Programm Gemeinsam handeln – Geflüchtete Kinder und Jugendliche stärken. Das Programm entlastet und unterstützt pädagogische Fach- und Leitungskräfte und Kooperationspartner aus dem Schulumfeld, um Kinder und Jugendliche mit Fluchterfahrungen optimal zu begleiten.
Der Lernraum wurde durch die enge Zusammenarbeit von Lehrkräften, Schüler:innen in Willkommensklassen und externen Prozessbegleitungen gestaltet. Das Ziel war es, die physische Umgebung der Schüler:innen am BTB zu verbessern und das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Durch den Prozess sollten die Schüler:innen Kontakte und Freundschaften knüpfen können und sich bei Bedarf gegenseitig helfen. Auch sollte der Raum die Motivation zum Lernen nach der Schule fördern und ihnen eine Lernunterstützung bieten.
Die Schüler:innen haben Lebensgeschichten hinter sich, in denen sie häufig klare Vorstellungen davon haben, was sie dürfen und was nicht. Es war wichtig, ihnen die Möglichkeit zu geben, zu erfahren, dass sie gefragt werden, wie sie ihren Raum gestalten möchten.
Bärbel Becker
Prozessbegleitung
Partizipation von Anfang an
Bärbel Becker begleitete und moderierte den Beteiligungsprozess und unterstützte die Lehrkräfte in der Durchführung. „Es war von vornherein klar, dass wir ein Projekt wählen mussten, das in der kurzen Laufzeit des Programms realisierbar ist“, erklärt Becker. Durch die Kürze der Zeit war es wichtig, dass die Lehrkräfte die Ziele realistisch einschätzten und ergebnisorientiert formulierten – was zu einem sichtbar positiven Ergebnis führte. Sie beschreibt, dass das Projekt sowohl die Lehrkräfte als auch die Schüler:innen aktiv in den Prozess einbeziehen sollte, um den Raum zu gestalten und gleichzeitig die Schüler:innen mit dem Konzept der Beteiligung vertraut zu machen.
„Die Schüler:innen haben Lebensgeschichten hinter sich, in denen sie häufig klare Vorstellungen davon haben, was sie dürfen und was nicht. Es war wichtig, ihnen die Möglichkeit zu geben, zu erfahren, dass sie gefragt werden, wie sie ihren Raum gestalten möchten“, sagt Becker. Die Schüler:innen sollen erfahren, wie es ist, Teil des Prozesses zu sein und ihre eigene Zukunft aktiv mitzugestalten. Die Beteiligung der Schüler:innen ging über die Raumgestaltung hinaus und half ihnen, eine neue Form der Eigenverantwortung und Partizipation zu erleben.
Von der Idee zur Umsetzung
Für die beteiligten Lehrer:innen war das Projekt ebenfalls ein Lernprozess. Clara Beelitz, Lehrerin am BTB Schulzentrum beschreibt, dass es zu Beginn herausfordernd war, die Schüler:innen in den Prozess einzubinden, „Am Anfang fiel es mir ein bisschen schwer, wie ich überhaupt Meinungen einholen sollte“, erklärt Beelitz. Sie erkannte jedoch schnell, dass die Schüler:innen auf visuelle Materialien und gezielte Fragen besser reagierten. So wurde der Raum nicht nur durch Vorschläge der Lehrkraft, sondern vor allem durch die Wünsche und Ideen der Schüler:innen gestaltet. „Wir haben Bücher sortiert, das Regal anders angeordnet und Plakate aufgehängt“, erzählt Beelitz. Dabei zeigte sich, wie wichtig es war, den Schüler:innen Verantwortung zu übertragen, sodass sie die Erfahrung machen, dass ihre Wünsche in den Raum einfließen würden.
Den Schüler:innen gefällt das Ergebnis: „Ich finde diesen Raum sehr schön. Hier gibt es viele Bücher. Und wir können eine gute Zeit haben“, erzählt eine Schülerin. Durch den aktiven Prozess der Mitgestaltung fühlten sich die Jugendlichen nicht nur gehört, sondern erlebten, wie ihre Ideen realisiert wurden – ein wichtiger Schritt für ihre Selbstwirksamkeit.
Wohlfühlfaktor und Respekt
Auch andere Lehrer:innen am BTB Schulzentrum berichteten von positiven Veränderungen nach der Fertigstellung des Raumes: Die Schüler:innen nehmen den Raum als ihren „geschützten Bereich“ wahr. „Die Schüler:innen wissen, dass das ihr Bereich ist. Sie nehmen den Raum als etwas Positives wahr und respektieren ihn“, erzählt Nader El Mankabadi. Diese Veränderung in der Haltung und im Umgang mit dem Raum zeigt, wie sehr der Beteiligungsprozess die Identifikation der Schüler:innen mit ihrer Umgebung stärken konnte.
Selbstbewusstsein durch Mitgestaltung
Der Lernraum ist mehr als nur ein physischer Raum; er ist ein Symbol für die aktive Teilnahme der Schüler:innen am schulischen Leben und ihre Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen. Der Prozess hat nicht nur dazu beigetragen, ein Umfeld zu schaffen, in dem sich die Schüler:innen wohlfühlen und mitbestimmen dürfen. Durch die Beteiligung an der Gestaltung des Raumes haben die Schüler:innen gelernt, dass sie Einfluss auf ihre Umgebung nehmen können – ein wichtiger Schritt in ihrer persönlichen Entwicklung.
Auch die am Projekt beteiligten Lehrkräfte erlebten durch die aktive Begleitung des Prozesses Selbstwirksamkeit, schöpften Vertrauen und Selbstbewusstsein. Der Raum wurde so zu einem Symbol der Selbstwirksamkeit und des Engagements – ein Erfolg, der weit über die Farben und Möbel hinausgeht.
Insgesamt zeigt das Programm Gemeinsam handeln – Geflüchtete Kinder und Jugendliche stärken, wie durch gezielte Beteiligung und Unterstützung von Schüler:innen nicht nur die schulische Umgebung verbessert, sondern auch das Selbstbewusstsein und die Resilienz der Jugendlichen gestärkt werden können. Das BTB Schulzentrum hat mit der Eröffnung des Lernraums einen Raum geschaffen, der nicht nur den physischen Bedürfnissen der Schüler:innen entspricht, sondern auch ihre psychischen und sozialen Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellt.
Gemeinsam handeln – Geflüchtete Kinder und Jugendliche stärken ist ein Programm von Save the Children und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung.
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Annalena Weist
Bildungsmanagerin
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