Wegecheck: Kinder zeigen, wo’s langgeht!
Kinderbeteiligung an der kommunalen Fußverkehrsplanung
14.11.2024
Mit Protokollbögen, Kameras, Karten und offenen Augen ausgestattet, zogen Kinder zwischen März und Mai 2024 in acht sächsischen Kommunen los, um ihre Wege zu prüfen. Wir als DKJS begleiteten die beteiligungsorientierten Ortsbegehungen im wegecheck. Der wegecheck ist ein Pilotprojekt, mit dem das Zufußgehen in den sächsischen Kommunen angenehmer und sicherer werden soll.
„Erst dahinter laufen und dann zurück, ist halt voll umständlich!“
Grundschülerin während des wegechecks vor Ort
Die Kinder nahmen ihre Fußwege unter die Lupe und überprüften sie auf Kinderfreundlichkeit.
- „Ist der Fußweg frei von Hindernissen?“
- „Wo sind bekannte Stolperstellen?“
- „Wie groß ist der Platz an der Bushaltestelle und gibt es da auch Sitzgelegenheiten?“
- „Wie sicher ist es, hier die Straße zu überqueren?“
sind nur einige der Fragen, die die Kinder sich stellten und auch beantworteten.
Nach dem Motto „Gefahr erkannt – schnell gebannt“, beseitigten engagierte Stadtverwaltungen und Bürgermeister:innen sofort einige benannte Problembereiche. So wurde die Grünphase einer Fußgängerampel vor einer Grundschule schon am nächsten Schultag verlängert.
„Die Autos müssen einfach mal warten, die können hier nicht durchbrettern.“
Grundschüler während des wegechecks vor Ort
Alle Ergebnisse wurden visuell in Postern aufbereitet und mit dem Feedback der jeweiligen Stadt- bzw. Gemeindeverwaltung den Kindern übergeben und in den Rathäusern ausgehängt. Die Ergebnisse wurden auch dem Verkehrsplanungsbüro Stadt-Verkehr-Umwelt (SVU) übergeben, die sie nutzten, um Vorschläge für Maßnahmen zu erarbeiten.
Wege gecheckt, Ergebnisse geteilt!
Am 7. November 2024 lud der wegebund (Arbeitsgemeinschaft sächsischer Kommunen des Rad- und Fußverkehrs) zur Abschlussveranstaltung des Pilotvorhabens ein.
Hier kamen alle Akteur:innen zu Wort und die beteiligten Kommunen Torgau, Niesky, Mittweida, Moritzburg, Pirna, Plauen, Limbach-Oberfrohna und Radeberg bekamen die vom Planungsbüro ausgewerteten Ergebnisse mit Vorschlägen für die Umsetzung überreicht.
„Kinder im öffentlichen Raum sind ein Indikator für gute Wohnumfeld-Bedingungen.“
Prof. Dr. Peter Höfflin
Professor für Soziologie und empirische Sozialforschung
Im Fokus der Veranstaltung stand der Aspekt der Kinderbeteiligung. So waren neben Vertreter:innen des sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft und Arbeit, welches das Pilotvorhaben fördert, auch Susann Rüthrich, die Kinder- und Jugendbeauftrage des Landes Sachsen, anwesend. Herr Professor Dr. Peter Höfflin sprach in seiner Keynote „Freiräume und eigenständige Mobilität von Kindern“ von erfolgreichen Konzepten für kinderfreundliche Städte und der Notwenigkeit, Kinder als vollwertige Bürger:innen und Expert:innen in eigener Sache ernst zu nehmen.
Unsere Handlungsempfehlungen
Aus dem Pilotprojekt entwickelte die DKJS Handlungsempfehlungen für die Kinderbeteiligung an der Verkehrsplanung:
- Kinder von Beginn an einbeziehen
Die Beteiligung von Kindern sollte frühzeitig im Planungsprozess beginnen und kontinuierlich stattfinden. Kinder können wertvolle Hinweise auf Sicherheitslücken und Bedürfnisse geben, oder ungewöhnliche Lösungen finden.
- Ressourcen für Kinderbeteiligung einplanen
Kinder zu beteiligen bedeutet, dass pädagogische Fachkräfte in den Prozess involviert sind, dass ein Planungsbüro die Ergebnisse auswertet und dass Veranstaltungen stattfinden, die Kinder genauso ansprechen wie die erwachsenen Bürger:innen. Die Planung von extra Ressourcen für diesen Prozess ist darum unabdingbar.
- Rahmen schaffen
Erfolgreiche Kinderbeteiligung erfordert den Einsatz altersgerechter Methoden ebenso, wie eine klare Zielstellung und die Sichtbarkeit von Ergebnissen. Die zeitnahe Umsetzung von einigen der durch die Kinder vorgeschlagenen Maßnahmen sollte außerdem fester Bestandteil sein. Es gilt: Je jünger die Kinder, desto konkreter und unmittelbarer die Maßnahmen.
- Schulwege priorisieren
Die Beteiligung der Kinder sollte an den Orten stattfinden, die für sie auch besonders wichtig sind. Wir empfehlen eine klare Priorisierung der Schulwege.
Fazit: Kinder gestalten Zukunft
Eine kinderfreundliche Verkehrsplanung ist nicht nur ein Gewinn für die jüngsten Mitglieder der Gesellschaft, sondern für die gesamte Bevölkerung. Durch die Einbindung von Kindern als unverzichtbarer Partner in der Planung können Städte und Gemeinden zukunftsfähige, sichere und lebenswerte Umgebungen schaffen.
wegecheck ist ein Projekt des wegebund (Arbeitsgemeinschaft sächsischer Kommunen des Rad- und Fußverkehrs).